St. Anthonys Cemetry
Am Abend rief Sam mich an und erzählte, dass Crowley Abaddon gefunden hätte. Wir sollten vorerst nur die erste Klinge holen, die der König der Hölle auf einem Friedhof versteckt hatte.
Ich traf die Winchesters gerade in dem Moment, als sie einen Sarg, den sie aus der Erde geholt hatten, aufbrachen.
»Hey, Jungs, wie läuft's?«, fragte ich, während ich mit Händen in den Hosentaschen auf sie zulief.
»Cat«, sagte Sam mit seltsam leiser Stimme. »Wenn ich jetzt sage, rennst du.«
Verwirrt sah ich ihn an. »Was?«
»Jetzt!«
Augenblicklich rannten die Winchesters los, ich folgte ihnen, ohne zu zögern, wenn auch etwas perplex. Wir stolperten ins Mausoleum, dessen Eisentür Dean und Sam hastig zuzogen, während ich eine Metallstange als Riegel davorschob.
»Was macht ein verdammter Höllenhund hier?«, rief ich aufgebracht und völlig außer Atem.
Die unsichtbare Bestie knurrte und bellte, der stinkende Atem drang bis zu uns.
Hastig holte Dean sein Handy heraus. »Verdammt, Crowley, das Grab wird bewacht!«, fuhr er den König der Hölle an, während Sam und ich versuchten, die Tür zuzuhalten. »Von 'nem Höllenhund! ... Ist sie aber nicht mehr!«
»Leute!«, brüllte Sam. »Leute!«
»Gut, ich stell dich auf laut«, rief Dean.
»Juliette«, erklang augenblicklich Crowleys Stimme. »Hier ist Papa. Lass sie in Ruhe.«
Wir hörten, wie der Hund verstummte, der kurz darauf von der Tür abließ.
»Gern geschehen«, trällerte Crowley.
»Zur Hölle mit dir, Crowley«, zischte ich mit pochendem Herzen.
»Hab' dich auch lieb, Kitty-Cat.« Damit legte der Dämon auf.
Wir mussten die Leiche aufschneiden, um die Klinge herauszuholen. Richtig eklig. Sam nahm die Aufgabe auf sich, da er nicht wollte, dass Dean wieder abhängig von der Klinge wurde. Er tat mir ein wenig leid, aber ich war froh, dass ich es nicht erledigen musste.
Kaum saßen wir im Impala, ich ließ meinen Wagen einfach am Straßenrand stehen, rief Dean wieder Crowley an.
»Was? Halt die Klappe, wir haben die Klinge«, sagte der ältere Winchester, kurz nachdem der Dämon irgendetwas gesagt hatte. »Wir sind auf dem Weg ...« Dann legte er auf.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Sam sofort seinen Bruder.
»Ja, alles bestens.«Cleveland, Ohio
Es war heller Tag, als wir vor dem Humboldt Hotel in Cleveland ankamen. Zudem war es warm, was für den Sommer nicht ungewöhnlich war.
Sam stieg mit der Klinge in der Hand aus, die unter einem Tuch versteckt war. Sicher war sicher. »Also, gut, dann los«, sagte er und wollte losgehen, als sein Bruder ihn zurückhielt.
»Warte kurz. Wir sollten das Gebäude noch mal abchecken, bevor wir hochgehen«, meinte er.
»Ähm, und wieso?«, fragte ich verwundert.
»Crowley sagte, er hätte einige Dämonen in den Keller gehen sehen. Er wollte es selbst überprüfe, aber wenn Abaddon erfahren hätte, dass er gesehen wurde ...«
Fragend zog Sam die Stirn in Falten. »Wann hat er das gesagt?«
»Am Telefon. Vielleicht weiß sie ja, dass er hier ist, okay? Wieso checkt ihr nicht den Keller, und ich seh mich im Erdgeschoss um.« Ohne zu zögern, entriss Dean seinem Bruder die Klinge und lief los.
»Ich glaube, er plant etwas«, meinte ich, während ich ihm hinterhersah.
»Das glaube ich auch«, stimmte Sam mir zu und ging los. »Lass uns im Keller nachsehen.«
Ich hielt das für keine gute Idee, dennoch folgte ich ihm. Wir betraten den Keller des Hotels, erfolglos, denn hier befand sich nichts.
»Los, schnell, wir müssen zu Dean«, sagte ich und setzte mich hastig in Bewegung.
Stufe für Stufe rannten wir hoch. Der Fahrstuhl hätte zu lange gedauert.
»Er hat uns hintergangen«, meinte ich, ohne mein Tempo zu verringern.
»Er steht unter dem Einfluss der Klinge«, erwiderte Sam. »Er ist wie besessen. Er tötet skrupellos. Du hättest ihn in letzter Zeit sehen sollen.«
»Oh, das hab' ich«, murmelte ich und übersprang einige Stufen.
Crowleys Penthouse-Suite befand sich im letzten Stock. Ich hatte kaum noch Sauerstoff zum Atmen, als wir oben ankamen. Mein Kopf schwirrte, mein Körper zitterte vor Anstrengung.
Ohne zu zögern, trat Sam die Tür auf, und wir stolperten in den Raum. In diesem Moment sahen wir, wie Dean gegen Abaddons dämonische Kräfte ankämpfte, sie überwand und ihr die Klinge in den Bauch stieß. Schmerzerfüllt schrie sie auf. Ein helles Leuchten jagte durch ihren Körper und verließ ihre Augen.
Dean hatte mit solch einer Kraft zugestoßen, dass er sie, während die Klinge in ihrem Körper steckte, hochheben und halten konnte. Sein Gesicht war gezeichnet von Wut, Hass und Abscheu. Sein Mal leuchtete dunkelrot, was sogar durch den Ärmel seiner Jacke zu sehen war. Nach einer gefühlten Ewigkeit zog er die erste Klinge aus ihrem Körper, der tot zu Boden fiel.
Wie im Wahn schlug er immer und immer wieder auf sie ein. Das Blut spritzte, besprenkelte seine Kleidung und sein Gesicht. Er hatte uns nicht einmal bemerkt.
»Dean!«, schrie ich, und erst da ließ er von Abaddon ab. Fassungslos hob er den Kopf und sah uns an. Er schien erwacht zu sein. Langsam glitt die Klinge aus seiner Hand, die plump zu Boden fiel, und ich stand nur da, unfähig, mich zu bewegen.
Sam säuberte die Klinge und wickelte sie ins Tuch, während ich Crowley, der die Zeit über im Sessel gesessen hatte, ein Messer reichte, um sich selbst die Kugel rauszuschneiden. Abaddon hatte ihn zuvor damit angeschossen, in der Patrone war eine Teufelsfalle eingraviert worden, wie damals von Henry bei ihr.
»Ihr könntet mir wenigstens helfen«, meinte der König der Hölle.
»Wir haben dich nicht getötet, auch wenn wir es gleich hätten tun können«, sagte Sam. »Reicht das nicht?«
»Ihr schuldet mir was. Schließlich habe ich euch vor Abaddons Falle gewarnt.«
»Hast du nicht«, entgegnete ich.
»Poughkeepsie, schon vergessen?«, warf der Dämon ein.
Verwundert sahen wir zu Dean, und Crowley lachte. »Oh, da ist Ärger im Anmarsch.«
»Ich kann's einfach nicht fassen, dass Crowley einen Sohn hat«, sagte Dean nur, ohne Anstalten zu machen, sich zu entschuldigen. »Wie kommt er mit all dem klar?«
»Au«, stöhnte Crowley, dann warf er die blutverschmierte Kugel auf den Tisch. »Na, wie wohl?«
»Du weißt schon, dass er wieder zurück muss. In seine eigene Zeit.«
»Wenn der Junge zurückgeht, ist es sein Schicksal, am Bord eines Schiffes nach Amerika zu gehen. Dieses Schiff ist in einem Sturm untergegangen. Keiner hat überlebt. Er hatte in dieser Welt eine Chance sein Leben zu verändern. Soll das alles in einer Tragödie enden?«
»Tja, was soll ich dir sagen?«, entgegnete Dean. »So sind die Regeln. Er geht wieder zurück.«
»In der Überlieferung steht überall dasselbe«, meldete Sam sich zu Wort. »Veränderst du auch nur eine Sache in der Vergangenheit, wirkt sich der Welleneffekt auf alles aus, was kommt.«
Crowley sah uns ernst an. »Bitte. Niemand verbiegt die Vorschriften so wie ihr. Er ist ein Außenseiter. Er beeinflusst niemanden.«
»Du wirst diese Vorschrift nicht verbiegen. Ausgeschlossen«, gab Sam zurück. »Wir nehmen ihn mit in den Bunker, finden den richtigen Zauberspruch - das war's.«
Crowley sah zwischen uns hin und her. »Kann ich mich wenigstens verabschieden?«
Ich nickte. »Ja, aber mach schnell. Ich will hier so wenig wie möglich bleiben.«
»Wie es der Prinzessin beliebt.« Der Dämon erhob sich und ging ins Nebenzimmer, wo sein Sohn auf der Bettkante saß. Kurz sah uns der König der Hölle an, dann schloss er mit unsichtbarer Hand die Tür. Hastig rissen wir sie auf, doch es war zu spät - Crowley war mit seinem Sohn verschwunden.
»Scheiße, Crowley«, fluchte Dean aufgebracht.
Ich hob den Kopf und sah den Winchester ernst an. »Was würdest du tun, wenn du einen Sohn hättest und du wüsstest, dass er stirbt?«, fragte ich nur, und ohne eine Antwort abzuwarten, verließ ich die Suite.Stille erfüllte den Impala, als wir zurück zum Bunker fuhren. Angespannte Stille.
Irgendwann seufzte Dean. »Ich hab' euch nichts von der Warnung erzählt, weil ich genau wusste, was ihr tun würdet. Ihr hättet dafür gesorgt, dass ihr in dem Zimmer direkt neben mir steht.«
»Ja, so wie wir das immer tun«, sagte Sam aufgebracht. »Weil wir eigentlich Partner sind und uns gegenseitig den Rücken freihalten.«
»Wir sind keine Partner mehr«, meinte Dean. »Nicht wirklich. Wir haben uns so voneinander entfernt -«
»Warum wohl? Weil jeder Geheimnisse vor dem anderen hat, weil man wegen jeder Kleinigkeit dem anderen die schlimmsten Dinge an den Kopf wird«, entgegnete ich.
»Deine Weste ist genauso wenig weiß wie meine«, sagte Dean und atmete tief durch. »Als ich die Klinge das erste Mal berührte, wusste ich es - ich würde unaufhaltbar sein. Ich wusste, dass ich Abaddon erledige und alle anderen, falls nötig. Das war kein Heldending, oder so. Es war ... Ich war so gefasst. Ich wusste es. Und ich musste es allein tun.«
»Tzz«, machte Sam. »Oh, natürlich, du musstest mich mal wieder vor irgendetwas schützen.« Der spöttische Unterton war nicht zu überhören.
»Du hättest von Abaddon geschnappt werden können, ihr beide, und sie hätte ein Druckmittel gehabt. Wir konnten es uns nicht leisten, es zu vermasseln.«
Sam schüttelte nur fassungslos den Kopf. »Hör zu, ich bin froh, dass es geklappt hat, das bin ich wirklich. Und dass du dich stärker fühlst ... Aber ganz ehrlich, Dean, ich glaube, die Klinge macht noch etwas anderes.«
»Sie verändert dich«, sagte ich. »Du bist nicht mehr derselbe.«
Sam nickte zustimmend. »Solange wir nicht wissen, ob wir Crowley umbringen oder nicht, sollten wir die Klinge verstecken, und zwar an einem sicheren Platz, okay?«
»Nein«, sagte Dean mit ernster, kalter Stimme, und damit war das Thema beendet.1549 Wörter
Ich bin nicht wirklich zufrieden mit dem Kapi. Alles ist so aneinander geklatscht...
Ich werde die letzten Kapis im Laufe der nächsten Tage hochladen.
Und danke für über 1.6k Reads ❤
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Lost || Supernatural Staffel 9
FanfictionBuch 7 »Die Engel fielen, und mein Herz setzte aus.« Cat erwacht an einem alt bekannten Ort. Doch das Leben ist nicht alt bekannt. Die Realität ist vollkommen verdreht: Sie trifft einige Leute zum ersten Mal, und doch scheinen sie sie zu kennen. And...