~ Home Sweet Home ~
Ich stand an meiner Zimmertür, bis mein Wecker klingelte, und versuchte das Geschehene zu verarbeiten. Doch gab es keine Erklärung, die logisch war. Außer ich war tot, und das hier war so was wie mein Himmel. Dieser Gedanke jedoch war einer, den ich, so gut es ging, verdrängte. Außerdem: Warum war ich so oft gerettet worden, um jetzt zu sterben, nur weil die Engel gefallen waren?
Wie gesagt, es gab keine logische Erklärung.
Vielleicht ist es auch nur ein Traum, beschloss ich irgendwann.
Ich sah auf den Wecker - neun Uhr. Es waren mal zwei Stunden vergangen, und es hatte sich angefühlt wie Tage. Ich zog das Rollo hoch, und das warme Sonnenlicht fiel direkt in mein Gesicht und blendete mich, so dass ich mich abwandte. Mein Blick fiel auf die Tasche, die neben dem Bett stand. Ich öffnete sie neugierig. Klamotten, Waschzeug, Handyladekabel. Wieso hatte ich das Gefühl, dass das alles mir gehörte?
Ohne groß weiter darüber nachzudenken, holte ich mir etwas zum Anziehen heraus. Nachdem ich im Bad gewesen war, mich umgezogen und gewaschen hatte, ging ich hinunter. David saß in der Küche - Zeitung lesend. Verwundert hob ich eine Augenbraue, sagte jedoch nichts; er war noch nie der Typ gewesen, der dieses morgendliche Ritual angewandt hatte.
Mein Blick fiel auf Jenna, die summend an der Arbeitstheke stand. Mein Herz verkrampfte sich.
Wie sehr ich sie vermisst habe, wurde mir bewusst. Und sie war nur meinetwegen tot.
Ohne groß darüber nachzudenken, trat ich auf sie zu und umarmte sie. Zum einen, weil ich die Bestätigung haben wollte, dass sie kein Geist und das hier alles real war, zum anderen, weil ich das schon lange hätte machen müssen.
Der Streit hätte gar nicht so enden dürfen.
Vollkommen überrumpelt stand sie da, bis sie sich irgendwann fasste und ihre Arme um mich legte. Kurz verharrten wir so, bis ich mich mit einem verlegenen Räuspern von ihr löste.
Ich fuhr mir durch die Haare und setzte mich zu David an den Tisch, der mich kurz beäugt hatte.
»Hier, für dich.« Jenna stellte einen Teller auf den Tisch. »Ich hab's wieder warm gemacht.«
Pfannkuchen.
Ich schluckte schwer. »Das hast du mir jeden Morgen gemacht, bevor ich zur Schule gegangen bin ...« Meine Stimme brach ab. Tränen drohten in meine Augen zu steigen.
Jenna und David hoben den Kopf, und verwundert runzelte die Frau die Stirn. »Ja, das stimmt ... Ist alles okay?«
Ich schüttelte den Kopf, nicht als Verneinung, sondern um mich zu fassen, und fuhr mir mit der Hand übers Gesicht, um die Tränen davonzuwischen. »Ja, alles gut.«
Ich begann, zu essen. David musterte mich eine Weile eindringlich, bevor er sich wieder seiner Zeitung widmete. Ich hatte es versucht, so gut wie möglich zu ignorieren, so wie das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte.
Ja, okay, das war Fakt. Jenna war tot, David ein Vampir - und beide spielten so, als wäre als das nie passiert.
»Welches Jahr haben wir?«, ruschte es mir plötzlich heraus. Ich wollte es eigentlich nur für mich behalten, doch war mein Mund schneller gewesen als mein Verstand.
»2013 ..?«, meinte David stirnrunzelnd. Wahrscheinlich dachte er jetzt, ich wäre vollkommen übergeschnappt.
Ich lachte verlegen auf. »Ich meinte Tag. Welches Datum haben wir? Ihr kennt mich, ich vergess' das immer.«
Bei der Antwort hörte ich schon gar nicht mehr zu, denn war es eh nur eine Tarnung für meine Dummheit.
Auf einmal klingelte es, und langsam erhob ich mich. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht einmal bemerkte, dass Jenna bereits zur Tür ging. Sie öffnete sie, als ich in den Flur trat. Entsetzt starrte ich die Person, die geklingelt hatte, an, und ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder verzweifeln sollte.
»Hey, Dean!«, begrüßte Jenna den Mann, als wären sie die besten Freunde.
Dean lächelte herzlich, ein Lächeln, welches ich schon lange nicht mehr bei ihm gesehen hatte - wenn nicht sogar noch nie. »Guten Morgen.« Er gab meiner Mutter einen knappen Kuss auf die Wange, dann ging sie zur Seite, damit er eintreten konnte.
Zielstrebig kam er auf mich zu, während ich ihn weiterhin fassungslos anstarrte.
»Morgen, Schatz.« Bevor ich reagieren konnte, gab er mir einen innigen Kuss. Perplex stand ich da, ohne Anstalten machen, ihn zu erwidern. Verwundert löste Dean sich von mir. »Alles okay?«
»Sie hat die Nacht ohne dich nicht so gut überlebt«, rief David ihm von der Küche aus zu. »Sie ist vollkommen durch den Wind.«
Mein Vater erschien im Flur und begrüßte Dean mit einem festen Handschlag.
»Schon so früh hier?«
»Ja, der letzte Kunde hat seinen Termin heute abgesagt«, erklärte Dean, »und da es nichts gibt, was ich machen kann, dacht' ich mir, ich lass' die Jungs in der Werkstatt noch bis zwölf arbeiten, und dann können auch die gehen.«
»Ganz der Gentleman, dein Mann«, sagte David und stieß mir mit dem Ellenbogen in die Seite.
Ich starrte die beiden an. »Mein Mann?«, rief ich fassungslos.
»Hey, komm. Ich kann auch mal nett sein. Und als angehender Leiter der Werkstatt muss ich Eindruck machen.«
Dean hatte meinen Ausruf komplett falsch verstanden, aber wahrscheinlich war das auch gut so.
Der Winchester wandte sich an David. »Sammy kommt gegen zwei. Er bringt noch was zu essen mit. Soll ich noch einkaufen gehen? Braucht ihr noch irgendwas?«
»Grillkohle. Vielleicht noch Fleisch? Ich würd' mitkommen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Na klar. Mein Baby ist frisch gewaschen und gewartet. Schnurrt wie ein Kätzchen.«
»Männer und ihre Autos«, meinte Jenna lachend. »Geht ihr mal schön den Impala spazieren fahren, Cat und ich«, sie legte einen Arm um mich, »werden uns um wichtigere Dinge kümmern.«
David ergriff grinsend seine Jacke vom Ständer, während Dean mir einen Kuss auf die Wange gab. Zusammen verließen die beiden Männer das Haus.
»Einen Traummann hast du da«, seufzte Jenna und lächelte mich an.
Mein Blick war auf die Tür gerichtet, die sich soeben geschlossen hatte. »Was du nicht sagst ...«, murmelte ich.
Fragend legte meine Mutter den Kopf schief und erst jetzt betrachtete ich sie genauer. Sie wirkte noch genauso jung wie damals - sie schien keinen Tag gealtert zu sein. Dabei müsste sie auf die Fünfzig zusteuern, denn ich war dreißig.
»Lass uns die wichtigen Dinge angehen«, lenkte ich hastig ab, bevor sie fragen konnte.
Sie nickte. »Richtig.« Sie ging zurück in die Küche. »Das Obst und Gemüse muss gewaschen werden, dann geschnitten und zubereitet.«
Ich lachte leise auf. »Du hast ja immer noch deinen genauen Ablauf, wenn's um eine Grillparty geht.«
»Natürlich. Alles muss geplant werden.« Sie nahm eine Weintraube in den Mund. »Das hab' ich von deiner Mutter.«
Mein Herz setzte bei diesem Wort aus.
Mutter.
Das erste und letzte Mal, dass sie dieses Wort gesagt hatte, waren wir im Streit auseinandergegangen. Das war der Tag gewesen, als sich alles geändert hatte. Wäre dieser nicht gewesen, würde ich wahrscheinlich immer noch -
Ich stockte.
Was war, wenn ich mich in einer Art Paralleluniversum befand? In dem Dean und ich zusammen waren, Jenma lebte und der Streit niemals gewesen war?
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Vielleicht war es gefährlich, hier zu sein. Vielleicht war es falsch. Aber wieso war ich hier? Wie kam ich hierher? War ich tot? Befand ich mich in einem anderen Univserum? Oder war es doch der Himmel?
So viele Fragen.
Und wie immer: Keine Antworten.1210 Wörter
Schon mal nebenbei das erste Kapi veröffentlicht. Mal sehen, vielleicht geht's ja bald richtig los ^^
Was sagt ihr dazu? Welche von den verschiedenen Möglichkeiten, die Cat aufgezählt hat, zieht ihr in Betracht?
Hättet ihr mit Dean gerechnet (nach dem Trailer sicher ^^)?
Wie fandet ihr Cats Reaktionen auf die ganzen Sachen, die sie eigentlich hätte wissen müssen?
Glaubt ihr, das geht gut aus?
Wie findet ihr Cats "Mutter" bisher?
Merkt man, dass sich David von dem anderen David unterscheidet oder eher nicht?
Was, glaubt ihr, wird noch auf Cat zukommen?
Wieder einmal tausende von Fragen. Würde mich freuen, wenn ihr sie wieder beantwortet 🙈❤
Danke übrigens, dass ihr wieder mit dabei seid. Ich kann das wirklich nicht oft genug sagen ❤
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Lost || Supernatural Staffel 9
FanfictionBuch 7 »Die Engel fielen, und mein Herz setzte aus.« Cat erwacht an einem alt bekannten Ort. Doch das Leben ist nicht alt bekannt. Die Realität ist vollkommen verdreht: Sie trifft einige Leute zum ersten Mal, und doch scheinen sie sie zu kennen. And...