9

26 2 2
                                    

Ich saß wie angewurzelt da. Harry war gerade mitten im Casting. Eigentlich könnte ich jetzt hinaus an die frische Luft, oder etwas essen, doch ich blieb sitzen und starrte Nach wie Vor gebannt auf die Tür.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ging sie endlich auf und er kam heraus. Er wirkte etwas erleichtert, warscheinlich da er das Casting nun hinter sich hatte.

Und dann blickte er sich um, als suchte er etwas oder jemanden, bis sein Blick an meinem hängen blieb. Seine Lippen formten sich zum schönsten Lächeln, das ich je gesehen hatte. Zusätzlich bildeten sich auf seinen Wangen süße Grübchen, wärend er mir zulächelte. Ich erwiderte es sofort und grinste ihn schüchtern an.
Dann machte er sich auf den Weg zu mir und ich war schon bereit aufzustehen um ihn zu begrüßen.

Doch wie es das Schicksal will, trafen wir wiederum nicht aufeinander, da er von einer jungen, blonden Frau in Anzug aufgehalten wurde, die aussah wie eine Reporterin. Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu und gab sich den Fragen der Journalistin hin. Sie war sehr aufdringlich, was ich erkennen konnte. Ab und zu machte sie sich Notizen und nickte geschäftig mit dem Kopf. Harry beantwortete brav jede Frage, nur zu gerne wüsste ich, worüber sie ihn ausquetschte.

Nach 10 Minuten war das Interview endlich vorbei. Harry wollte sich nun in meine Richtung bewegen, doch wurde mir vor der Nase von einem anderen jungen Mann weggeschnappt, den er, wie es aussah, gut kannte. Sie umarmten sich brüderlich und rauften sich die Haare. Der andere hatte dunkelbraune, eher kurze Haare und einen kleinen Ohrring im linken Ohrläppchen. Er sah auch nicht schlecht aus, doch kam nie und nimmer an Harry heran.

Sie unterhielten sich freudig, vielleicht hatten sie sich lange nicht mehr gesehen? Und dann flüsterte Harry ihm etwas zu und blickte kurz in meine Richtung. Sein Freund tat es ihm gleich und fragte nochmal so etwas wie: "Diese dort?", worauf Harry mit einem starken Nicken antwortete. Hatten sie sich gerade über mich unterhalten?

Der andere Junge lugte nochmal verstohlen zu mir, und gab Harry dann einen Daumen nach oben. Ich spürte, wie meine Wangen rot anliefen. Was um alles in der Welt passierte mir da?

Da ich unbedingt mal frische Luft brauchte, stand ich von meinem Stuhl auf und begab mich nach draußen. Ich stützte mich auf dem Geländer ab und schloss die Augen.

Ich atmete die kühle, klare Herbstluft tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Dann öffnete ich die Augen wieder und starrte in den wolkenbedeckten Londoner Himmel.

Ich nahm einige Leute wahr, die etwas weiter entfernt rauchten. Das waren wohl auch Castingteilnehmer, denn kurze Zeit später kamen sie in meine Richtung und betraten das Haus. Ich tat es ihnen gleich und öffnete die große Tür.

Drin herrschte eine chaotische Aufruhr, da alle so schnell wie möglich in den großen Saal gelangen wollten, um einen guten Platz zu ergattern. Ich schloss mich dem Strom an und wurde wie von selbst in den Saal geschoben, wo ich mich weiter hinten auf einen Platz setzte.

Wie von selbst bewegte sich mein Kopf hin und her, und meine Augen hielten Ausschau nach einem Lockenkopf. Da! Ich entdeckte ihn drei Reihen vor mir. Der Junge mit dem Ohrring von vorhin saß neben ihm und redete auf ihn ein, doch Harry hörte nicht richtig zu, da er damit beschäftigt war, seinen Blick durch die Reihen schweifen zu lassen.
Und dann drehte er sich um und sah mir direkt in die Augen. Er nickte mir lächelnd zu und ich nickte zurück. Gerade wollte er den Mund aufmachen, da wurde das Licht im Zuschauerraum etwas gedämpft und die Bühne beleuchtet.

"Herzlich willkommen nochmal zu diesem Casting!"
Ein Mann, um die 30 Jahre alt, hatte die Bühne betreten und begann seine Rede über dies und jenes, bei der ich nur mit halbem Ohr zuhörte. Ich war vielmehr damit beschäftigt, diese flauschigen Locken drei Reihen vor mir zu begutachten.

"Ja, ich denke, nun habe ich alles gesagt. Ach ja, jeder Einzelne von euch der hier heute erschienen ist, wird im Film mitwirken. Einige werden die Sprechrollen, also Haupt- und Nebenrollen übernehmen und alle anderen werden Statisten. Ich hoffe, das ist für alle angebracht. Die individuellen Rollen und alle restlichen Informationen sowie das Drehbuch bekommt ihr dann per E-Mail zugesendet. Vielen Dank."

So beendete er seine Rede und es folgte ein freundlicher Applaus, auch ich applaudierte. Somit waren wir sozusagen entlassen. Ich wollte kein Chaos, also blieb ich noch etwas länger sitzen, bis so ziemlich alle schon draußen waren. Danach stand ich auf, nahm meine Sachen und machte mich auf den Weg nach Hause. Zu meinem Unglück traf ich Harry nicht mehr.

Auf dem Nachhauseweg beschloss ich, meine Cousine anzurufen. Also wählte ich ihre Nummer und hielt mein Smartphone ans Ohr. Nach zweimal Klingeln ging sie auch schon dran.
"Heyyyyy meine Lieblingscousinee!!", rief sie in den Hörer.
"Hallo Lisa, ich freue mich auch dich zu hören, aber ich möchte nicht unbedingt einen Gehörsturz erleiden!", gab ich zurück.
"Sorry, aber du hast dich soo lange nicht mehr gemeldet, da freue ich mich einfach, ein Lebenszeichen von dir zu erhalten!"
"Jaja, schon gut. Aber kommen wir zum Thema.."
"Hast du etwa One Direction getroffen?", schnitt sie mir das Wort ab.
"Nein, das heißt ja, nicht direkt, was ich sagen will ist..."
"WAASS??? WIRKLICH??? WEN HAST DU GETROFFEN? HAST DU EIN FOTO GEMACHT UND SCHÖNE GRÜßE VON MIR AUSGERICHTET?", schrie Lisa wie eine Verrückte in mein Ohr.
"Lisa. Beruhige dich bitte. Das Geschreie bringt doch nichts."
"Dann erzähl doch endlich!"
"Ja wie denn, wenn du mir die ganze Zeit das Wort abschneidest!?"
"Na gut, ich bin ganz Ohr.", gab sie nach.
"Also", begann ich, "meine Mitbewohnerin hat mich zu einem Casting für einen Kinofilm angemeldet, das heute stattgefunden hat. Und da habe ich dann jemanden gesehen, der mir irgendwie bekannt vorkam, vor allem, da ich mit ihm an meinem ersten Tag hier zusammengerannt war. Und dann, als er beim Casting aufgerufen wurde, habe ich den Namen erkannt. Wie es aussieht, habe ich heute Harry Styles gesehen."
Als ich den Namen aussprach, hörte ich nur noch ein Keuchen und Schreien am anderen Ende der Leitung.
"Lisa? Geht es dir gut? Lebst du noch?"
"J..jaa! Und hast du mit ihm geredet?", bohrte sie nach, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
"Ja, am ersten Tag hat er mich sogar bis zu meinem Haus begleitet, weil ich mich nicht in London auskannte, aber heute hatten wir nicht die Gelegenheit uns zu unterhalten. Wir haben und sehr oft angesehen und zugelächelt, aber als er auf mich zukommen wollte, kam immer etwas dazwischen. Einmal Fans, einmal eine Reporterin. Vielleicht will das Schicksal uns einfach nicht besser kennenlernen lassen. Naja, es hätte sowieso keine Zukunft, er ist ja immer unterwegs, wie du mir immer erzählt hast... aber egal.
Da war nämlich noch ein anderer Junge bei ihm, mit einem Ohrring, du weißt bestimmt wer das war, oder?"
"Ja, ich glaube es war Fionn Whitehead, der auch Schauspieler ist, aber das ist eine andere Geschichte.
Momentmal. Heißt das, er interessiert sich für dich? Ich meine, wenn er dich  immerzu angesehen hat und so.. Mary, stell dir mal vor! Ich bin dann aber eure Trauzeugin, nur dass du es weißt!"
Als ich das hörte, brach ich in schallendes Gelächter aus. Die Passanten auf der Straße schauten mich schon blöd an.
"Übertreib es mal nicht!", brachte ich unter Lachen heraus.

Wir quatschten noch eine ganze Weile und Lisa war natürlich ganz aus dem Häuschen und hellauf begeistert.

Meet Me In The Movie // Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt