No Men's Land

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Was ich in meinem Leben am meisten liebe?

,,Jill! Wie lang bist du schon da drin? Ich muss auch mal ins Bad!"

Hohl und dumm unter der Dusche zu stehen und an nichts zu denken. Es ist die einzige Zeit wo man abstellen konnte ohne einzudämmern. Das heisse Wasser auf sich nieder rieseln zu lassen und im Hintergrund Radio laufen zu lassen.

,,Verdammt, ich zähle auf drei, dann komme ich rein! Ist mir egal wenn du nackt bist!"

Ich vernahm Mitchells Stimme erst ganz knapp bevor er endgültig ausrasten und ins Bad stürmen konnte.

Widerwillig liess ich das heisse rieselnde Wasser versiegen, trat noch ganz benommen zur Dusche heraus, legte mir schnell einen Bademantel an und stellte das Radio leiser.

Dann zog ich die Tür energisch auf und trat hinaus in den Gang, heisse dichte Dampfschwaden folgten mir nach draussen.

,,Wegen dir komme ich noch zu spät, dumme Kuh"

Mein Bruder musterte mich genervt, lehnte an der Wand und ich sah seiner Haltung an, dass er ziemlich dringend auf die Toilette musste. Wir haben leider nur ein Bad im Haus.

,,Mach jetzt nicht so ein dummes Theater draus!", blaffte ich ihn genervt an und rauschte an ihm vorbei in mein Zimmer.

Mitchell fluchte irgendwas und dann verschwand der junge Mann im Bad, schloss die Tür hinter sich geräuschvoll, um mir zu demonstrieren wie wütend er auf mich war.

Ich war wieder ganz zurück in der Realität, wie ich leider feststellen musste, als ich mein unordentliches Zimmer betrat. Ich klaubte mir eine Jeans aus dem Schrank, ein dünnes weisses Oberteil mit elegantem schwarzen Kragen und goldigen Knöpfchen.

So schnell ich konnte, föhnte ich meine Haare, grob und unbeholfen, ehe ich mich zusammen riss um noch schnell mein Zimmer aufzuräumen.

Mitchell brachte heute seine Band mit nach Hause. Und ich konnte nicht darauf vertrauen, dass Jeremy oder Lucien meinem Zimmer fern bleiben würden.

Als ich in die Küche stürmte, sassen mein Dad und Mitchell schon am Tisch und frühstückten. Dad sah einmal kurz von seiner Zeitung auf.

,,Ich habe euch gestern gar nicht gesehen, wo wart ihr Sonntagabend?"

Er schob sich die Brille zurecht, hob eine Augenbraue und befeuchtete seinen Zeigefinger routinemässig, um die nächste Seite umzublättern.

Ich setzte mich hin und griff nach einem Croissant.

,,Also ich war im Kino mit Madison", sagte ich schnell, ,,sie hat mich eingeladen!"

Ich trank meinen Orangensaft aus und sah dann zu Mitchell.

,,Und du, junger Mann?" Dad beäugte ihn genau, wohl wissend, dass sein Sohn nicht so brav war wie ich.

Mitchell zuckte mit den Schultern.

,,Mit Finlay und Jeremy in der Stadt"

,,Ich finde, er soll Hausarrest bekommen! Er ist erst um 2 Uhr wieder da gewesen, ich hab ihn genau gesehen! Und er war betrunken", rief ich schnell.

,,Gar nicht wahr! Ja, wir haben was getrunken. Aber ich war nicht blau! Man, halt deine Klappe, Jill!", fuhr Mitchell zurück und ehe ich es mich versah, schmiss er mir ein Stück von seinem Croissant an.

,,Ihh! Ich habe gerade geduscht, du Vollpfosten"

,,Ja und zwar viel zu lange, ich finde dafür sollte sie Hausarrest bekommen!"

No Men's LandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt