14: No Men's Land

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Ihr seid toll! Einfach soo toll! Und hier ist das nächste Kapitel für euch! <3

Jetzt hätte die klassische traurige Melodie kommen sollen, die in Filmen immer genau an dieser Stelle kommt. Und dann wäre das „Ende“ gekommen. Auf schwarzem Grund in altmodischer weisser Schrift.

Doch nichts dergleichen geschah. Auch kein dramatisches ,,Warte, Jill! Ich liebe dich!“, das wäre die zweite Version gewesen. Das Happy End.

Nein, ich hörte nur den Regen und spürte meine angespannten kalten Muskeln und wie ich fror und wie nass ich war. Ich begann zu rennen. Bis nach Hause war es nicht mehr weit und im Nacken konnte ich Finlays Blick spüren. Und es schmerzte. Ganz fest.

Ich rannte und rannte und mein Hals brannte und die Tränen purzelten nur so aus meinen roten Augen und dann erreichte ich meine Strasse und anstatt nach Hause zu gehen, platzte ich in Luciens Wohnung.

Wendy und Alain Jarmond waren zum Glück nicht da, sie hätten mich sofort gepackt und nach Hause geschleppt und aus mir heraus gepresst, was denn passiert wäre. Ob sie die Polizei rufen müssten. Und Joya war wohl bei Hervé, so vermutete ich.

Es war nur Gregory, der mich empfing. Er nahm sich die Kopfhörer vom Kopf und starrte mich fassungslos an. Er trug ein weisses ärmelloses Unterhemd und dunkelblaue Trainerhosen und ass Schokolade. Ich hatte wirklich nicht mit ihm gerechnet. Eigentlich hatte ich Lucien sehen wollen, aber jetzt konnte ich es nicht mehr ändern.

,,Oh Gott, Jill! Was ist denn mit dir passiert?“

Ich zitterte am ganzen Leib. Ich weinte nicht mehr, doch meine Augen und meine Nase fühlten sich geschwollen an und ich schluchzte.

,,Komm“ Er führte mich ins Wohnzimmer und ich legte meine durchnässte Jacke ab.

,,Was ist passiert?“, fragte er dann und setzte sich neben mich und er scheute meine Nässe ganz und gar nicht.

Ich erzählte ihm alles. Von Anfang an bis zum Schluss. Ich hatte alle meine Sachen – fast alles – ausgezogen, und er hatte mir seinen flauschigen Bademantel gegeben und mir einen Tee gemacht.

Und er sagte nichts wie „Ich habe es dir doch gesagt!“ oder ,,Du hättest auf mich hören sollen!“ Wie Lucien es mir wahrscheinlich kiloweise an den Kopf geschmissen hätte. Vielleicht hätte er sogar noch einen Tanz dazu aufgeführt.

Gregory aber war still. Und hörte mir zu. Selten sprach ich so viel mit ihm, wie an diesem Abend. Er war in meinen Augen bisher nur der Einserschüler gewesen, der Tennis spielte und sich als Schülersprecher bewarb. Immer anständig und respektvoll mit anderen umging und dann lächelte, wenn er musste.

,,Hör zu, Jill. Da kannst du jetzt nicht mehr viel tun. Du musst warten. Er ist am Zug.“, riet er mir und schmunzelte, strich mir über die Wange, als wäre ich seine kleine Schwester. Ich lächelte dankend.

Den ganzen Rest der Woche hatte ich nichts mehr mit Finlay zu tun gehabt. Er war zwar zwei drei Mal vorbei gekommen um zu proben. Sie hatten einen kleinen Auftritt am Wochenende, doch wir liefen uns kein einziges Mal über den Weg. Und ich befolgte Gregory’s Rat und wartete. Denn er war an der Reihe. Ich hatte keine Kraft mehr, ihn erneut zur Rede zu stellen. Auch Jeremy schien mich zu meiden und so hatte ich eine ganz stille erholsame Woche. Ich interviewte mit Madison Schüler, machte viele Porträtfotos und verbrachte meine freien Nachmittage damit, die Bilder auf dem Computer zu editieren und in Musikläden herumzulungern.

Am Freitagabend sass ich in meinem Zimmer und packte eine kleine Tasche voll mit meinen sieben Sachen. Ich würde am Wochenende meine Mutter in London besuchen. Ich hatte sie schon sehr lange nicht mehr gesehen und ehrlich, ich freute mich. Endlich einmal von Milton Keynes wegzukommen tat mir gut.

No Men's LandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt