18: No Men's Land

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Seine letzten Worte begleiteten mich durch den unruhigen Schlaf, bis mich die Türklingel weckte. Ich hatte ganz vergessen: Es waren Sommerferien. Und mir ging es schlecht. Ich hatte Kopfschmerzen und mir war speihübel und schwindlig. Und oh Gott, wir würden heute nach St. Ives fahren, so eine Autofahrt dauert beinah einen ganzen Tag und ich hatte ausgerechnet jetzt einen Kater. Ich stand auf und ging in die Küche. Und dann klingelte es nochmal, sodass ich zur Tür ging und aufmachte.

Finlay Sunmer stand da mit seiner dunkelblauen Abercrombie und Fitch Reisetasche und sagte:

,,Guten Morgen, Jill'' Und anstatt dass ich ihn grüsste, drehte ich mich um und rief: ,,Mitch, er ist da"

Mein Bruder kam frisch geduscht hergeeilt.

,,Komm rein. Jill? Beeil dich, wir müssen bald los!"

Ach ja und wie hatte ich das vergessen können... Finlay kam ja auch mit.

,,Dad?! Wo ist der Beifahrersitz hin?" Ich versuchte meinen Kater so gut wie möglich zu verbergen. Ich hatte mich angezogen, ein kleines Frühstück herunter gewürgt, es wieder erbrochen plus all das Zeugs von gestern, die Zähne geputzt, ein Aspirin geschluckt und war nun abfahrtbereit. Fast.

,,Das musst du Mitchell fragen. Er hat den Wagen gestern für den Sommerball ausgeliehen und irgendwer hat da auf den Sitz gekotzt. Deshalb habe ich ihn rausgenommen'', erklärte mein Vater verärgert und drehte sich zu seinem Sohn um.

,,Hast du ihn abgewaschen?!", fragte er schroff und Mitchell verzog das Gesicht.

,,Ja Dad. Aber er stinkt. Ehrlich, ich war es nicht. William hat ihn ausgeliehen um Gina abzuholen -" Doch Dad unterbrach ihn.

,,Mir egal. Du warst verantwortlich für mein Auto und nur du wirst die Komsequenzen tragen!"

,,Und wo sitze ich jetzt?", rief ich, um die Aufmerksamkeit wieder auf mich zu ziehen.

,,Na wo wohl? Auf dem Dach sicher nicht"

Und so endete ich auf dem mittleren engen Sitzplatz auf der Rückbank des schwarzen Jeeps zwischen Finlay und Mitchell, die jeweils die breiteren Fensterplätze belegten. Es ist nicht einfach die jüngere Schwester zu sein.

Lucien und Jeremy sassen bei Alain und Wendy im Auto. Sie hatten uns kurz gegrüsst, indem sie an die Scheibe geklopft hatten, grössere Konversationen aber wurden nicht gemacht. Die Jarmonds fuhren voraus und wir hinter ihnen her, da sie den Weg kannten.

Ich steckte mir gleich am Anfang der Fahrt meine iPodhörer ins Ohr und hörte Musik, um die zwei jungen Männer, zwischen denen ich sass, ausblenden konnte.

Wir verliessen Milton Keynes ziemlich rasch und fanden uns dann auf der Autobahn wieder.

,,Jill. Spielst du Karten?" Mitchell zog mir einen Kopfhörer aus dem Ohr und grinste, hob einen Stapel Karten hoch.

Was konnte ich denn tun? Ich war den beiden hilflos ausgeliefert, also spielte ich Karten.

Eigentlich hatte ich mir strikt vorgenommen, Finlay die Ferien über zu ignorieren, doch wenn man auf einer eintägigen Fahrt nebeneinander sitzt ud keinen Verdacht in die Köpfe von Bruder und Vater einpflanzen will, geht es gar nicht anders, als doch mit ihm zu reden.

,,Ähm.. also einmal, da war ich 10. Habe ich Herr der Ringe geschaut, obwohl es mir Dad verboten hat und hinterher hatte ich so Angst, dass ich eine Woche lang bei Jill geschlafen habe!"

Finlay lachte und ich kicherte. Das Kartenspiel hatte sich im Auto als ungeeignet herausgestellt, sodass wir etwas anderes spielten.

,,Und das zweite ist... Ich habe die heisse Blonde, ihr wisst schon, die vom Kiosk, angesprochen und gefragt, ob sie mit mir einen Kaffee trinken geht aber sie hat Nein gesagt" Wir alle drei lachten und sogar Dad, der zwar nicht mitspielte aber zuhörte, lachte ebenfalls.

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