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Nach dem Essen verschwand Sehun mit seinen Blutbeuteln und ließ Luhan und mich zurück.
Mittlerweile war ich wieder zu mir zurück gekommen und hatte meinen Verstand wieder erlangt.
Wie verrückt fuhr ich mir immer und immer wieder über meine Unterlippe und erschauderte.
Das war doch absurd. Dämonen die Blut tranken und doch klang Sehuns eindeutige Reaktion nicht danach, dass er seine Worte einfach so herbeigezaubert hatte.
Bevor er verschwand hatte er sich entschuldigt und meinte, er hätte mich mit der ganzen Sache einfach nicht überrumpeln sollen.

Ich meine ich wusste Menschenblut hatte Wirkung auf Dämonen und auch auf mich als Mischwesen, aber nicht das das auch mit dämonischem Blut möglich war.

Luhan zog mich aus meinen Gedanken, als er neben mich auf das Sofa sprang und sich in den kleinen Neko verwandelte.
Mittlerweile hatte er seine Altersgrenze erreicht und reifte von nun an nur noch geistig, dennoch war er immernoch so unschuldig und unwissen, dass er sogar in seinem Erscheinen jünger, wesentlich jünger als achtzehn wirkte.
"Was wenn das Blut nicht hilft?" sprach der neben mir in meine Gedanken hinein.
Ich kraulte ihn zwischen die Ohren und er fing an zu schnurren.
"Luhan Baekhyun wird wieder, ganz bestimmt." munterte ich ihn ein wenig auf.

Wie immer wenn er oder Baekhyun neben mir lagen und mit mir kuschelten fand ich es unglaublich, fast schon absurd, dass soetwas wie Nekos tatsächlich existierten und dass sie in ihrer Tierform einem Menschen so fern aber auch wieder ähnlich sahen.
Der Körperbau war der einer Katze, während der Kopf menschlich aussah ebenfalls Fell hatte und Schnurrhaare. Was jetzt zwar verstörend klang sah neben mir total süß und knuffig aus.

Als ich merkte,dass Luhan eingeschlafen war, trug ich ihn in sein Zimmer in der Wohnung und legte ihn in das Bett.
Vorsichtig deckte ich ihn zu und gähnte ausführlich und mit großem Mund.
Ein Anzeichen, dass auch ich Müde war und schlaf brauchte, obwohl ich davon genug in den letzten vier Tagen hatte.
Ich verließ das Zimmer und schaltete in der Stube das Licht und den Fernseher aus, bevor ich in das Zimmer ging, dass meins war.
Noch immer lagen in den Schränken Sachen für mich, die perfekt passten.
Ich suchte mir einen einfachen Pyjama aus, machte mich im Bad bettfertig und tappste wieder zurück in das Zimmer, um mich schlafen zu legen, doch gelingen wollte mir das ganze nicht.

Ohne das ich es wollte machte ich mir Gedanken darüber, was grade im Schloss los war.
Liefen mein Vater und mein Cousin Kreise und suchten mich wie wahnsinnig? Saß Karon in meinem Bett und speihte Feuer vor sich hin? Oder rastete Sehuns Vater aus und war auch noch dabei Sehun in diesen Anfall zu versetzen, den Baekhyun hatte.
Mich schauderte es, als ich an Baekhyun Gesicht zurück dachte, wie grausam schmerzverzerrt es war und wie er geschrien hatte.
Ich wollte mir nicht mal im Ansatz die Schmerzen vorstellen, die er hatte.
Da war es vielleicht doch ein wenig besser, dass er in diesen starken schlaf gefallen ist, denn einen solchen Schmerz würde wohl keiner ertragen können.

Ich rollte mich zur Seite und sah aus dem Fenster. Das beleuchtete Seoul erstreckte sich vor mir und wirkte mir Fremd.
Die ganzen letzten Wochen hatte ich in einer Welt gelebt, in der an Elektronik nicht mal zu denken war, in der man nicht mit Geld bezahlte, in der man so sehr aneinander vertraute, dass man nur untereinander tauschte.
Auf der Erde dagegen war man ohne Geld nicht mehr Wert als der Dreck auf dem Boden.
Klar tat es gut die beleuchteten nächtlichen Straßen wieder zu sehen, aber irgendwie hatte ich sie nicht vermisst, genauso wie die Elektronik und Fernseher.
Ich hatte mich so an das Leben in der Darkylar gewohnt, dass ich all das hier fast schon vergessen hatte.
Wie ein Geist schoss Lin in meinen Kopf.
Meine beste Freundin, die ich in dem Glauben gelassen hatte, dass ich weggezogen sei.
Sie kannte mich seit dem Kindergarten und stand seit dem immer fest an meiner Seite und nun ließ ich sie zurück und das ohne einen ehrlichen Grund.
Seit Ewigkeiten kamen mir auch meine grausame Pflegefamilie wieder in den Kopf, doch der Gedanke an Elif und Hyuna war schnell wieder verbannt, denn nun schlich sich Chen in meinen Kopf.

Chen war die Definition von Schönheit und nie würde ich wohl die Chance haben ihn wieder zu sehen. Ich musste ihn einfach abschieben, selbst wenn ich noch so seltsame Träume über ihn hatte, die mir einfach keinen Sinn bringen wollten.
Wie aus dem nichts tauchten seine Augen vor mir auf.
Leuchtend braun und einzigartig, so wie sein Charakter. Als wäre er ein Prinz aus dem Mittelalter und hatte wunderbare Manieren.

Schuldgefühle überkamen mich. Dürfte ich überhaupt an ihn denke, wenn doch heute all das zwischen Sehun und mir passiert war?
Klar Sehun sah dämonisch gut aus mit seinem markanten Gesicht und diesem Körperbau, der sogar Chens übertraf.
Unter der Decke wurde ich rot im Gesicht und grinste dämlich.
Zwischen Sehun und Chen lagen unzählige Ebenen. Beide trugen etwas geheimnisvolles mit sich und doch waren sie so anders.
Und dann war da noch Kai, mit dem ich es mir nun wohl entgültig verscherzt hatte, seit er mit Chanyeol hier aufgetaucht war.
Alle die mit denen ich hier auf der Erde zu tun hatten waren mir nun so fern und Fremd. Bei jedem hatte ich ziemlich etwas verbockt und würde wohl nicht mehr die Chance bekommen es wieder gut zu machen, da ich sie nie wieder sehen würde.

Ich schloss die Augen und zwang mich fieberhaft einzuschlafen, doch wälzte mich bestimmt noch über Stunden im Bett umher.
Nicht das es unbequem war, mir sprintete einfach zu viel durch den Kopf.
Ich sollte eigentlich tot sein, mich sollte es zum Schutz der drei Welten nie geben und doch existierte ich als Tsi Sgili. Als das Gegenstück zu Kalona, der mich unbedingt in die Finger bekommen wollte, um die Welten in seine Macht zu bekommen und den Dämonen Zutritt auf die Erde und zu den Engel zu gewähren, damit er sich dafür rächen konnte, dass man ihn in die Darkylar geschickt hatte, wo man ihn allerdings auch nicht mochte und er dort versucht hatte seinen Plan in die Tat umzusetzen. Doch er war zu schwach und würde meine Kräfte dafür brauchen, da ich ebenfalls ein Mischwesen aus Engel und Dämon war.
Wenn ich jedoch irgendwann Sehun heiraten sollte, würde meine Engelsseite geschwächt werden und ich würde für niemanden mehr eine Bedrohung darstellen. Doch bis dahin würde es noch dauern, obwohl ich mich nun mit einer solchen Hochzeit angefreundet hatte und gleich noch eine Spur röter wurde.
Doch eigentlich sollte ich auch gar nicht Sehun heiraten sondern seinen Bruder, der jedoch starb, als Sehun sich das erste Mal wirklich gewandelt hatte und ausgeflippt war. Etwas was ich mir nie vorstellen wollte. 

Stunden vergingen, eh ich meine Gedanken ruhig bekam und wenigstens etwas im Halbschlaf versank, doch das klicken der Türklinke zog mich wieder zurück.
Unauffällig zog ich die Decke höher und versuchte über den Rand zu schielen.
Sehun stand im Zimmer und sah aus dem Fenster.
Die roten Augen schimmerten, doch aus seinem Gesicht war nichts zu lesen. Keine Spur war davon zu erkennen, ob es seinem Cousin nun besser ging, oder ob er noch immer in diesem komatösem Schlaf hing.
Ich schloss die Augen als Sehun sich wieder in Bewegung setzte und ich spürte wie sich neben mir die Matte senkte.
Es kostete mich alles an beherrschung, dass ich meinen Puls langsam behielt und ruhig weiter atmete, als er sich zu mir legte und mich an sich zog.
Augenblicklich wurde alles in mir ruhig und mein Puls musste ich nicht mehr länger unter Kontrolle halten, es war, als hätte Sehun ihn eben wieder runtergeschraubt.

Langsam strich er mit seiner Hand über meinen Rücken und seufzte langgezogen, als wäre etwas schlechtes passiert. Innerlich hegte ich die Angst, dass er tatsächlich gestorben war.
Ich drehte mich und tat, als hätte ich einen Alptraum. "Baekhyun." Murmelte ich gespielt verzweifelt und hoffte Sehun würde auspacken und mich irgendwie wissen lassen, dass es dem kleinen Jungen gut ging.

Sehun zog mich wieder zu sich und lachte leise. "Keine Sorge Chu. Es geht ihm gut. Wirklich." Versicherte er mir und strich mir rote Strähnen aus meinem Gesicht.
Wider meiner Selbstbeherrschung öffnete ich meine Augen und sah direkt in seine.
Ein Lächeln zierte seine Lippen.
"Ich hab gemerkt, dass du nicht geschlafen hast." flüsterte er und strich sanft über meine Wange.
"Kannst du nicht einmal versuchen nicht meine Gedanken zu lesen?" murmelte ich schmollend, musste aber leise lachen.
Er schüttelte den Kopf. "Kann ich nicht, weil sie die einzigen sind, die mich je interessieren werden." lachte er leise.
Ich rollte mit den Augen.
"Das ist unfair. Für dich bin ich wie ein offenes Buch, während ich über dich so wenig weiß und dennoch..." Er legte mir den Zeigefinger auf meine Lippen.
"Du weißt mehr über mich, als du denkst Chuhan." Murmelte er und nahm den Finger wieder weg.
"Du weißt, dass hinter dem arroganten Ich auch ein Ich steht, dass du erträgst, dass du mit Freude erträgst. Wenige kennen diese Seite von mir, da sie mich mit meinem verbitterten Vater gleichsetzen." Erzählte er und ich gähnte unpassender Weise.

"Du solltest wirklich schlafen." Lachte er und fuhr mir über die Augen, sodass ich die Lider schließen musste und wie durch Zauberhand einschlief.

Into the DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt