11. Kaptiel

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Leyali:

Ich legte mein Handy zur Seite und starrte die Wand an.

Wie tief bin ich gesunken...

"Ley, ich-", weiter kam Zara jedoch nicht, weil ich meinen Finger erhob. "Sei leise.", flüsterte ich bedrohlich. Sie nickte nir stumm und starrte den Boden an.

Wieso tut mir mein Leben das an? Tut mir ja leid, dass ich nicht die perfekte Prinzessin bin, die jeder von mir erwartet. Tut mir ja leid, dass ich keine Größe XS trage! Tut mir ja leid, dass ich kompliziert bin, weil ich immer und immer verletzt wurde und ich mich nicht mehr jedem öffne! Tut mir ja leid, dass mein Vater ein Arschloch ist und sich einen feuchten Dreck für mich und meine bereits ausgezogenen Geschwister interessiert. Es tut mir leid, dass ich nicht perfekt bin, Sixpack habe, mit jedem rumficke, alles über mich ergehen lasse, mich unterdrücken lasse. ABER- Love me or hate me, but don't try to change me.

"Ich muss gehen.", ergriff Zara neben mir. Ich nickte stumm und sie verließ den Raum und hinterließ eine merkwürdige Stille. Ich fühle mich plötzlich so leer. Emotionslos, aber dennoch könnte ich glatt losheulen. Meine Seele ist bedrückt und ich sauge alles weiterhin in mich hinein.
Ich glaube ich habe Zara so sehr abgewiesen, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will.

Ich verlor einen guten Freund, den ich vor meinem Vater versteckt hielt, weil er mich sonst einsperren würde und mir jeglichen Kontakt zur Außenwelt abschneiden würde. Ich mochte ihn wirklich sehr! Mehr als ursprünglich geplant... Aber, nur weil ich mich einfach nicht öffnen wollte oder konnte, weil ich mich für was schlechteres hielt, gerieten wir immer öfter aneinander. Irgendwann gab ich es auf und ließ es bleiben. Wir haben seitdem keinen Kontakt mehr und selbst wenn ich ihm schreibe, ignoriert er mich. Aber das soll mich auch recht sein. Ich kämpfe um nichts mehr. Wer was von mir will, soll auch kommen und nicht warten, bis ich mich melde.

Er kann mir ruhig weg bleiben, aber soll nicht dann kommen, wenn ich anfange ihn zu vergessen.

Plötzlich vibrierte mein Handy. "So ein Scheiß! Fick dich!", schrie ich und warf mein Handy gegen die Wand. Als es weiter summte, wusste ich, dass jemand anrief. Es war mir jedoch herzlich egal.
Ich rollte mich auf meinem Bett zusammen und weinte leise in mich hinein.

Wieso bin ich nur so verschlossen und kompliziert?!

Ich schluchzte verbittert auf und umklammerte mein Kissen. Die Tränen flossen in Strömen meine Wangen hinunter. Teilweise auch die Nasenspitze, da ich auf der Seite lag. Mein Kissen war befeuchtet und ich konnte kaum noch sehen.

Immer wird gegen meinen Willen entschieden und wenn ich mal Mitspracherecht habe, vermassel ich es, da ich leicht überfordert werde.

"Miss El-Arabi?", fragte die Köchin vorsichtig und klopfte gegen die Tür. "Nehmen Sie sich führ heute frei...", schniefte ich und wischte mir die Tränen weg. Sie kam trotzdem in mein Zimmer und sah mich besorgt an. "Mein Liebes, ich kenne dich seitdem du klein bist und ich erkenne, wenn es dir nicht gut geht.", sagte sie und setzte sich vorsichtig auf mein Bett. "Außerdem verraten dich deine Tränen mein Kind." Sie lächelte mich schwach an und ich konnte nicht anders als auch leicht zu lächeln. Diese Frau ist für mich wie eine Mutter.

"Was ist los?", fragte sie erneut. Ich seufzte. "Ich bin überflüssig. Meine Meinung ist überflüssig. Alles an mir ist überflüssig.", gestand ich leise und kämpfte mit den Tränen. "Ach Kind.", sagte sie und legte beruhigend ihre Hand auf mein linkes Bein. "Du bist nicht überflüssig. Und wenn du wieder an deinen ehemaligen Schwarm denkst - er wollte nichts anderes als dich flachzulegen." Sie zwinkerte mir aufmunternd zu. "Ich glaube eher nicht... Schließlich war ich ja so scheiße zu ihm...", gestand ich beschämt. "Dann ruf ihn an." Verwirrt starrte ich sie an. "W-wie jetzt..." Sie nickte. "Du hast richtig gehört. Ruf ihn an, sprecht euch aus. Du wirst sehen, das meiste war bloß ein Missverständnis." Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum. "Vielleicht hast du Recht... Danke Tante (sagt man so in arabischen Ländern)", flüsterte ich, setzte mich auf und umarmte sie.

"Aber da gibt's noch was..." Sie sah mich abwartend an. "Mein Vater will mich zwangsverheiraten." Seufzend schättelte sie ihren Kopf. "Dein Vater ist auch echt.... Naja... Ich darf jetzt nichts falsches sagen, da ich sonst meinen Job los wäre also...", lachte sie leicht. "Aber ich werde mit ihm reden. Es zumindest versuchen." Ich nickte und lächelte.

"Jetzt komm, ich mach dir was zu essen.", sagte sie und zog mich hoch.

-

Ich hob mein Handy auf und war erstaunt, dass das Display nicht zersplittert war. "Louis hat angerufen...", hauchte ich zu mir selber und mein Hals wurde trocken. Ich muss ihn zurückrufen und alles wieder geradebiegen. Ich wollte nie unsere spezielle Freundschaft beenden. Ich muss! Ich fühle mich mehr als nur verpflichtet.

Ich wählte seine Nummer und rief ihn an. Nach einigen Malen klingeln wollte ich gerade auflegen, als er dann doch noch abnahm. "Hallo?", fragte er. "Hey...", flüsterte ich. "Ley-Leyali?" Ich nickte. Plötzlich fiel mir ein, dass er es gar nicht sehen konnte und ich gab mir innerlich eine Klatsche. "J-ja.", fügte ich hastig hinzu. "Lange nichts von dir gehört...", gestand er. "Ja...", stimmte ich zu. "Wir müssen reden..."

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