Kapitel 6 - Eine böse Überraschung

175 10 25
                                    

London 20.12.2018,

Sophia

Nichts. Kein Herzschlag. Kein Atemzug. Einfach nur ein Gefühl der gähnenden Leere, die binnen Sekunden meinen Körper in absolute Bewegungsunfähigkeit katapultiert.

Ich spüre wie sich ein monströser Kloß in meinem Hals breit macht. Hitze schießt mir in den Kopf, denn ich kann einfach nicht glauben, was hier gerade passiert.

Wäre es nicht so schrecklich, würde ich jetzt wahrscheinlich laut auflachen und den Raum nach Kameras absuchen, denn diese Tragödie, die sich gerade in diesen alten Gemäuern abspielt, ist wirklich guter Stoff für Hollywood. Kaum ich mich versehe, werde ich auch schon zum traurigen Hauptdarsteller meines eigenen Horrorstreifens, der mir sprichwörtlich das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Warum?!

Wieso ausgerechnet ER?!

Diese Frage läuft in Dauerschleife durch meinen Kopf. Mit ihr Erinnerungen im Gepäck, die ich seit Jahren schmerzlich aus meinem Gedächtnis zu löschen versuche.

Was habe ich in meinem Leben verbrochen, dass das Schicksal mir mal wieder mit voller Wucht ins Gesicht schlagen muss?!

So auch jetzt, denn es reicht ja nicht, dass ich diesen bescheuerten Job an der Backe habe. Nein! Als Sahnehäubchen der Scheußlichkeiten bin ich auch noch dazu verdonnert worden, ausgerechnet die Hochzeit des größten Fehlers meines Lebens auszurichten.

Wieso kann es nicht irgendein verzogener Goldjunge sein, der mir mit seiner arroganten und überheblichen Art das Leben zur Hölle macht, aber – und das ist der entscheidende Punkt- mit dem ich keine gemeinsame Vergangenheit habe.

Ich will schreien und weinen zugleich. Die Tatsache, dass ich niemanden die Schuld für dieses Desaster geben kann – nicht mal meiner neurotischen Tante, die nichts von meiner Liaison mit diesem Idioten des Jahrtausends wusste – stört mich am meisten. Wie sehr habe ich gehofft, diesen Menschen nie wieder sehen zu müssen!

Und jetzt das...

Ich spüre wie ich nur langsam aus meinem Dämmerzustand erwache. Vielleicht ist es auch Max' Ellenbogen, der mich unsanft unterhalb des Rippenbogens trifft.

„Sophia...?", zischt sie und tippelt nervös von dem einen Fuß auf den anderen. Langsam hole ich Luft und versuche nicht einfach tot umzufallen, was in dieser Situation wahrscheinlich die beste Lösung wäre.

Immer noch bin ich von seinen Augen gefangen, die mich durchdringend mustern. Ich sehe ihm an, dass uns gerade in diesem Moment nur eine Sache verbindet: Fassungslosigkeit und die Gewissheit, dass hier etwas gewaltig schief läuft.

„Sophia...", höre ich Max erneut murmeln und ich breche die Verbindung ab, indem ich meinen Blick wie einen nassen Sack auf den Boden poltern lasse. Eine schreckliche Stille macht sich breit und wenn ich nicht gleich etwas unternehme, wird es mehr als peinlich.

Ich schaue vorsichtig zu Keira, die von allem nichts mitzubekommen scheint, denn hängt sie immer noch am Hals ihres Verlobten und überhäuft ihn mit Küssen. Messerstiche durchbohren meine Magengegend und ich werde wütend, denn es tut immer noch weh. Alles ist wieder so greifbar, auch wenn es drei Jahre her ist und ich mich im Recht sehe, jegliche Anrufe seinerseits seit dieser Schreckensnacht ignoriert zu haben. Er ist immer noch da. Dieser unerträgliche Schmerz verletzt worden zu sein und Unausgesprochenes in der Leere des Vergessens fallen gelassen zu haben.

Wieso?

„Sophia, was ist mit dir?", höre ich Max sagen, die sich nun leicht zu mir gebeugt hat. Ich schlucke und tue genau das was ich am besten kann: Die Mauer hochziehen und mich zurückziehen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 30, 2020 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

The Wedding Diary (Niall Horan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt