Ich hing über der Toilettenschüssel und musste mich immer wieder übergeben. Gerade war mir einfach nur übel und schlecht - vom Kotzen mal ganz abgesehen - konnte man sagen mir ging es einfach nur dreckig. An sich war es meine eigene Schuld, ich hatte mich dazu überreden lassen. Niemand hatte mich direkt dazu gezwungen Alkohol zu trinken. Ich hatte alles selbst getrunken. Es war auch beim weiten nicht das erste Mal das ich trank, aber sonst war ich wesentlich sparsamer und einsichtiger. Heute war es einfach zu viel gewesen. Zuerst ein Bier, dann ein wenig Wodka-Cola und dann zum Schluss noch ein Whisky. Mein Körper vertrug das ganze durcheinander nicht, das wusste ich jetzt sehr gut. Mir war schlecht und langsam ließ ich mich vor der Schüssel hinunter gleiten, lehnte mich daran und hoffte, dass ich für den Abend genug erbrochen hatte. Das Lachen meiner drei Freunde drang noch immer an mein Ohr und keiner war bei mir. Sie hatten es alle einfach noch zu Lustig um sich um mich zu kümmern. Ich versuchte mich auch gar nicht erst aufzurichten, sondern blieb einfach auf dem kühlen Boden sitzen. Mein Kopf schmerzte und mir war noch immer schlecht. Vielleicht hätte ein Glas Wasser einfach nur gut getan, aber ich war gerade nicht in der Lage mich aufzurichten und am Wasserhahn über dem Spülbecken zu nippen. Leder wurde mir dann schon wieder schummrig.
Es sollte doch einfach alles aufhören, wünschte ich mir in diesem Moment, doch ein solch schnelles Ende würde es aber wohl kaum geben. Selbst wenn ich es mir gerade einfach nur herbei sehnte. Mein Kopf pochte und es war gerade einfach nur grauenhaft. Ich wollte nach Hause, ich wollte ein Glas Wasser, eine warme Decke und das alles vorbeiging. Jedoch würde sich keiner meiner Wünsche erfüllen. Wieder spürte ich den Brechreiz und drehte mich zur Toilette um, beugte mich hinüber und erbrach mich zum zweiten Mal. Wie schon vor weniger als fünf Minuten, hatte ich auch jetzt den widerlichen Geruch im Mund und fühlte mich kein bisschen besser. Langsam wischte ich mir mit der Hand über den Mund und sank wieder auf den kühlen Steinboden, rollte mich dort zusammen und wimmerte ganz leise. Schloss meine Augen und hoffte, dass alles sehr schnell ein Ende finden würde. Ich wollte dass es vorbeiging, ich wollte das diese elenden Schmerzen verschwanden, das Dröhnen in meinem Kopf, die Übelkeit, alles sollte doch bitte verschwinden!
Wie lange ich genau am Boden wimmerte, konnte ich am Ende nicht mehr sagen, jedenfalls als ich aufwachte, schien schon das matte Morgenlicht durch das Toilettenfenster. Müde erhob ich mich, der ekelhafte Geschmack in meinem Mund war noch immer da. Meine Glieder waren steif vom kalten Boden und mein Kopf schmerzte noch immer. Mit Mühe konnte ich mich aufrichten und schleppte mich zum Waschbecken. Dort hielt ich mich fest und schaute kurz in den Spiegel. Mein Gesicht war blasser als sonst und die dunklen Sommersprossen hoben sich noch viel deutlicher von der kalkweißen Haut ab. Die kurzen dunklen Haare waren auch so schon ein recht krasser Kontrast zum Rest und wirkten jetzt noch viel dunkler, nur die grünen Augen waren das Einzige das mir ein wenig Farbe ins Gesicht zauberte. Müde öffnete ich den Wasserhahn, trank ein paar Schlucke um den elenden Geschmack loszuwerden und hoffte, dass mir das Wasser auch half mich von meinen Kopfschmerzen zu befreien. Müde schleppte ich mich dann aus dem Badezimmer. Der Wohnbereich vor mir lag im Dunkeln, meine drei Freunde lagen alle auf dem Sofa und schliefen tief und fest. Sie waren alle drei deutlich älter als ich und unsere Drinks vom Abend standen noch immer auf dem Tisch, oder wenigstens die leeren Flaschen davon. Lange kannten wir uns noch nicht und trotzdem hatten sie mich schon öfters zu einer Dummheit überredet. Aber ich machte was die drei wollten, warum auch nicht? Sie waren für mich das was sehr nahe an Freunde heran kam. Wenigstens hatte ich so etwas wie richtige Freunde die letzten Jahre nicht mehr gehabt. Immerhin nahmen sie sich Zeit für mich, luden mich ein und fragten mich auch um Hilfe. Schon öfters konnte ich Kleinigkeiten für sie erledigen und dies tat ich mit großer Hingabe. Auf diese Weise konnte ich immerhin auch mein Taschengeld aufbessern und dies hatte ich ab und an bitter nötig. Nur überredeten sie mich auch öfters zu etwas, das ich im Nachhinein bereute – wie der gestrige Abend. Nicht alles was sie taten konnte ich immer gut heißen. Mein Blick wanderte über den Tisch und ich suchte meine Zigaretten. Oder wenigstens ein volles Pack davon - immerhin konnte ich sie mir nicht selber kaufen - den gestern Abend war es noch nahezu voll gewesen. Das sich meine Freunde daran bedient hatten, wie es ihnen passte, war mir von Anfang an klar gewesen. Kurzerhand packte ich mir daher eine fast volle Packung und steckte sie mir ein. Trat dann wieder von dem Tisch weg und wandte mich zum Gehen. An sich hätte ich heute Schule gehabt, aber ich war schon die ganze letzte Woche nicht hinge gegangen. Ich hasste sie, ich hasste es dort zu sein und ich hasste meine Mitschüler. Ewig würde ich nicht darum herum kommen, aber verfrühte Herbstferien waren etwas Schönes. Hastig eilte ich dann zur Tür, nahm meine Jacke vom Hacken und zog sie an, öffnete diese und trat hinaus in die kühle Herbstluft. Zog meine Kappe aus der Jackentasche und setzte sie mir auf. Das Prasseln des Regens konnte man deutlich hören und ich zog mir die Kapuze der Jacke noch über und zog sie an den Bändern eng zusammen, fischte mir eine Zigarette aus der Packung, zündete sie an und trat dann hinaus in den Regen. Mein Kopf dröhnte noch immer leicht und das Wasser hatte nur wenig Besserung gebracht. Zu Hause würde ich mich wohl gleich wieder ins Bett legen und hoffen dass ich noch ein paar Stunden schlafen konnte. Rund um mich herum erwachte langsam die Straße, die Menschen gingen zur Arbeit, nicht mehr lange und auch die Schüler würden sich auf den Weg zur Schule machen. Ich beschleunigte meinen Schritt, sobald meine Klassenkameraden auf der Straße waren, wollte ich definitiv schon zu Hause sein. Dass letzte was ich wollte war zufällig einen von ihnen über den Weg zu laufen, das würde mir den gesamten Tag wahrlich noch ruinieren. Gierig zog ich an meiner Zigarette und schaute mich um. Niemand schenkte mir wirklich Beachtung und es störte mich nicht.
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Riley - im dunklen Zwielicht #IceSplinters18
ParanormalRiley hat es nicht leicht. Er lebt bei seiner alleinerziehenden Alkoholkranke Mutter. Unbeliebt, mit nur einem einzigen Freund, schlägt er sich gerade so durchs Leben. Als er aber eines Tages von einem Monster angefallen wird ändert sich alles. Zwar...