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Ich machte vorsichtig meine Augen auf und sah mich um. Das hereinscheinende Licht, blendete mich. Der Boden unter mir war hart und mein Rücken pochte, wegen der harten Dielen. Mein Platz war wie immer in der Ecke am Boden.

Ich seufzte und stand schwerfällig auf. Meine Knochen knackten dabei und ein leichter Schwindel und Schmerz trat in meinen Kopf. Ignorierte es jedoch, so wie ich es immer tat. Da ich ein Omega war, konnte ich nicht viel gegen meine Situation machen. Meine Eltern verabscheuten mich wegen meines Rangs und hätten mich schon längst getötet, gäbe es die Rudel Regeln nicht, die besagten, dass kein Wolf des eigenen Rudels getötet werden durfte.

Weil meine Eltern mich so sehr, wegen meines Rangs, verabscheuten, gaben sie mir kaum etwas zu Essen. Gerade mal so viel, dass ich irgendwie knapp überlebte. Mein Körper war schwach und viel zu abgemagert. Das waren auch schon die Gründe, weshalb ich meine Wölfin April nicht mehr rufen konnte - oder eher nicht mehr richtig. Es schmerzte mich, dass unsere Verbindung wegen meiner physischen Schwäche so schwach war. Am liebsten würde ich wie jeder andere Wolf des Rudels, mit meiner inneren Wölfin täglich reden. Aber das wurde mir verwehrt.

Meine Volljährigkeit hatte ich ebenso noch nicht erreicht, was bedeutete, dass ich meinen sowieso schon schwachen Körper in die Schule schleppen musste, in der es auch nicht besser als hier war. Meine Mitschüler - die auch aus dem Rudel stammten - waren der selben Ansicht, dass ein Omega nichts wehrt war. Und die menschlichen Schüler meinten, dass ich Magersüchtig wäre und nur Aufmerksamkeit suchen würde.

Es war nicht so, dass ich gerne so mager war, aber ein Teil von mir, hatte es sich über all die Jahre eingeredet. Sich eingeredet, dass ich keinen Hunger hatte. Vielleicht war das aber auch nur ein Schutzmechanismus für mich selbst, um mich von dem quälenden Hunger abzulenken.

Ich machte meinen beiden Erzeugern das Frühstück fertig - so wie es meine Aufgabe war - und verließ schleunigst das Haus. Es war mehr eine Hütte. Wir lebten nämlich zusammen mit dem Rudel auf einer Lichtung, auf der jeder eine große Hütte besaß. Als meine Füße auf den festen erdigen Boden traten, blieb ich stehen, schloss meine Augen und zog den angenehmen Duft von Wald und frischem Regen ein. Die einzige Sache, die ich wirklich genoss. Da hier kein Bus fuhr und meine Eltern mich nicht bringen würden und mir ebenso kein Fahrrad bereitstellten, musste ich den ganzen Weg bis zur Schule zu Fuß zurücklegen.

Ich ging tief in mich, fühlte, ob ich sie fühlte. Und das tat ich tatsächlich, wenn auch nur schwach. Ein Stück lief ich in den Wald und zog mich dann bis auf das letzte Kleidungsstück, hinter einem Baum, aus. Betrachtete dabei meinen Körper, bei dem nicht nur die Knochen herausstachen, sondern der auch noch von blauen Flecken übersäht war. Tief atmete ich noch einmal durch, machte mich bereit, auf das bevorstehende. Meine Knochen begannen nacheinander langsam zu brechen und sich zu verschieben und zu verformen. Keuchend presste ich meine Lippen aufeinander. Es war anstrengender und dauerte länger, als bei anderen Wölfen. Kupferrotes bis bronzenes Fell schoss heraus, überzog meinen ganzen Körper. Die Gerüche des Waldes wurden intensiver, genauso wie die Geräusche. Und ehe ich mich versah, stand ich auf vier Pfoten. Einmal schüttelte ich mein Fell und sah mich um.

Ich nahm den Riemen meiner Tasche in mein Maul, in den ich vorher meine Kleidung gepackt hatte und lief den mir bekannten Weg. Zwar waren meine Wölfin und ich schwach - sehr schwach -, aber wir sparten uns unsere Kraft, damit ich mich manchmal verwandeln konnte. Anders ging es nicht. Irgendwann musste ich mich verwandeln, denn wenn nicht, könnte das Schäden hinterlassen, die ich keinem Wolf wünschte.

Nach knapp einer halben Stunde, erreichte ich den Rand des Waldes, der nahe der Schule lag und verwandelte mich zurück. Es war schmerzhaft und mir wurde sofort kalt, als der Wind über meine Haut streichelte. Hastig zog ich mich an, um etwas Wärme abzubekommen. Als das erledigt war, nahm ich all meinen Mut zusammen und schlich in das Gebäude. Mein Kopf gesenkt und das Gesicht von meinen kupferroten langen Haaren verdeckt. Aus meinem Spind holte ich die Bücher, die wir heute brauchten und die ich gestern nicht mitgenommen hatte, ehe ich meine Klasse betrat. Alle schrien, waren laut und warfen sich mit Papierkugeln ab. Einer kritzelte irgendwas an die Tafel, was nach den Geschlechtsteilen von einem Mann aussah. Ich würde es zwar nie offen zeigen, aber sie nervten mich. Meine Stimme erheben konnte ich aber auch nicht. Dafür würde ich nur wieder Strafen kassieren, die ich so oder so schon bekam.

My broken Mate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt