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»Bruder? Tut mir leid, Ihr müsst mich verwechseln. Ich bin ein Einzelkind...«, wisperte ich und sah zu Boden. Sanft legte er seine Finger unter mein Kinn und hob mein Gesicht an. »Aber du musst es sein. Du hast die Augen unserer Mutter, bist ihr aus dem Gesicht geschnitten. Gleichst ihr aufs Auge.« Sehnsüchtig und leidend blickte er mir in die Augen. »Du musst es sein, meine entführte Schwester.« Er schaute mir tiefer in die Augen, ich hingegen wandte mich unter seinen Blicken. Wollte nicht, dass er mich anfasste.

»Ich lebte bei meinen Eltern, bevor ich weggelaufen bin und meinen Mate fand, der mich betrog und vor dem ich nun auf floh«, sagte ich kühl und schaute ihm fest in die Augen. Dass es mir überhaupt möglich war, einem Alpha so in die Augen zu sehen. Mir einem Omega, dem das eigentlich verwehrt sein sollte, weil sich mein Wesen dagegen weigerte.

»Wie ist der Name deines Gefährten?« , fragte Timo neugierig, schien mein Unwohlsein zu spüren. Ich sah zu ihm, schloss meine Augen. »Alexander Silver.« Sie zogen beide scharf die Luft ein. Zischend drehte der Alpha seinen Kopf weg.

»Er ist dein Mate?«, fragte er ungläubig. Ich schaute unsicher zum Alpha und nickte. »Das könnte ein Problem werden«, meinte er und sah zu seinem Beta. »Darum kümmern wir uns aber noch.« Er drehte seinen Kopf wieder zu mir. »Jetzt möchte ich aber wissen, wie deine Eltern heißen.« Er spuckte das Wort Eltern, wie Gift aus. »Cameron und Cecilia, aus dem Crystal-Heart-Rudel«, antwortete ich bitter. Wollte nicht an die beiden erinnert werden. Doch suchte ich gleichzeitig nach Emotionen in dem Gesicht des Alphas, denn April drängte mich dazu. Bei dem Namen meiner Erzeuger oder dem Namen des Rudels, zog Timo scharf die Luft ein.

»Kann es wirklich sein, Aiden?«, hauchte er. Der Alpha nickte, drehte sich um und lief zu dem Fenster. Minuten verstrichen, in denen er nichts sagte, ehe er sich wieder zu mir drehte und auf mich zu kam. Schockiert sah ich ihn an. Sah die Tränen in seinen Augen schimmern. Das war unmöglich. Ein Alpha würde niemals weinen. Dafür waren Alphas mental zu stark.

»Du bist wirklich meine Schwester, Amelie« , wisperte er. »Das Crystal-Heart-Rudel, griff uns damals, vor genau 17 Jahren an. Sie töteten unsere Eltern und entführten dich. Ich schaffte es nicht, dich rechtzeitig zu retten...« Ich hörte die Bitterkeit aus seiner Stimme heraus und schluckte schwer.

»Aber...wie kann das sein?« , stotterte ich ungläubig. »Amelie« Er sah mir ernst in die Augen, »gab es irgendwelche Ähnlichkeiten zwischen dir und diesen Wölfen?« Wo er es jetzt sagte, nein. Sie hatten weder meine kupferroten Haare, noch meine grünen Augen. Nein, wir sahen uns überhaupt nicht ähnlich. Ich schüttelte meinen Kopf. Aiden drehte sich sofort um und holte einen Bilderrahmen von einer Kommode.

Eine wunderschöne Frau, mit kupferroten Haaren und strahlend grünen Augen, lag auf dem Rücken, ihr Blick zur Kamera gerichtet. Ihre Gesichtszüge waren sanft, auch wenn sie schon älter wirkte. Und auf ihrer Brust lag ein Baby. Man sah kaum die kupferroten Locken, die sich bereits auf der Kopfhaut kräuselten. Doch deutlich stachen ihre Augen heraus - grüne funkelnde Augen. Sie strahlten in der selben Farbe, wie die der älteren Frau.

»Das war unsere Mom.« Er deutete auf die Frau und ein sanftes und doch trauriges Lächeln zeichnete seine Lippen. »Und das bist du, Amelie.« Ich nahm den Rahmen in meine zitternden Hände. Es war wahr. Das waren meine Augen. Er war mein Bruder. Ich sah zu ihm auf, sah die Tränen in seinen Augen. 

»Aiden, ist das...ist das wirklich wahr?«, hauchte ich. Ich wollte es nur noch einmal aus deinem Mund hören. »Ja«, flüsterte er. Und dann brachen alle Dämme. Tränen rannen in Strömen meine Wangen hinab und auch Aiden liefen die ersten Tränen aus den Augen. Sofort schloss er mich an seinen bebenden Körper.

»Meine kleine Schwester«, nuschelte er in mein Haar, ließ es leicht nass werden durch seine Haare. »Ich hab dich lieb«, nuschelte ich gegen seine Brust. Es fühlte sich einfach richtig an, diese Worte zu sagen. Ich hatte endlich meine wahre Familie gefunden. April und ich fühlten endlich das Gefühl, was man bei seiner wahren Familie fühlte. Wir hatten einen Ohr, den wir Heimat nennen konnten, wo wir zur Ruhe kommen konnten. Familie - etwas woran ich lange nicht mehr geglaubt hatte. »Und ich hab dich lieb«, antwortete er. Fest drückte er mich an sich, bevor er mich widerwillig losließ. 

My broken Mate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt