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Nachdem Alex und ich zu Ende gebadet hatten, trug er mich in unser Bett und ich kuschelte mich sofort an seine warme Brust. Mein Bein war schon seit längerer Zeit verheilt und darüber war ich ziemlich froh. Einen Vorteil hatten diese Gene ja doch, auch wenn meine Heilfähigkeiten nicht so stark waren, wie die von Alex. Den Rest des Tages kuschelten wir eigentlich nur, dabei spielte er mit meinen Haaren und strich mir über mein Gesicht, so als könnte er damit nicht aufhören.

Am nächsten Morgen weckten mich die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster in mein Gesicht schienen. Hatten wir wirklich vergessen die Rollladen runter zu machen? Grummelnd wollte ich mich umdrehen, doch wurde ich eisern von Alex Armen an Ort und Stelle festgehalten und er ließ mir keine Möglichkeit mich irgendwie zu bewegen. Es war zwar ein schönes Gefühl, trotzdem wollte ich aufstehen. »Alex?« Er knurrte auf als ich mich wieder bewegen wollte. »Ich muss auf Klo, bitte lass mich los«, flehte ich. Er knurrte wieder. »Alex«, sagte ich nochmal, doch er knurrte nur unzufrieden.

Ich lauschte seinem Herzschlag und merkte, dass er noch tief und fest schlief. »Super«, nörgelte ich. Er hat wohl einen Traum. Angespannt schien er nicht, aber warum knurrte er dann? Seufzend ließ ich meinen Kopf zurück ins Kissen fallen und starrte an die Wand, die mit einer Foto-Tapete bestückt war, die einen schwarz-weiß Wald mit Lichteinfall zeigte. 

Nach einigen Minuten des an die Wand Starrens, unternahm ich neue Versuche mich von Alex zu drücken - scheiterte aber kläglich. »Verdammt«, stieß ich mit zusammengebissenen Zähnen aus. »Alex, lass mich los!«, knurrte ich mit leicht bedrohlichen Unterton. Sofort riss er seine Augen auf und anstatt mich als erstes anzusehen, suchte er das Zimmer nach Gefahren ab.

»Keine Gefahr«, stöhnte ich. »Nur eine Amelie, die seit gefühlten Stunden auf die Toilette muss und ein Alexander, der sie nicht los lässt, sondern nur blöd knurrt!« Mit aufgerissenen Augen sah er zu mir und senkte plötzlich seinen Kopf. Überrascht rutschten meine Augenbrauen an meinen Haaransatz. Was hatte er denn jetzt? Klar, ich musste auf die Toilette, aber wiese neigte er denn jetzt seinen Kopf vor mir? Vor allem als Alpha! 

»Alex?«, fragte ich verwirrt. Er hob seinen Kopf zögerlich. »Was ist denn los? Warum senkst du deinen Kopf?«

Er schwieg einen Moment, fing dann aber an zu erzählen. »Wenn du sauer bist, nennst du mich immer bei meinem vollen Namen, sonst nur bei meinem Spitznamen«, erklärte er betrübt. Tat ich das wirklich? »Alex«, nuschelte ich seufzend und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Für viele Kuscheleinheiten blieb mir aber jetzt keine Zeit, weshalb ich fix aufsprang und im Bad verschwand.

Nach dem Händewaschen, begrüßte mich ein amüsierter Alex im Zimmer, ehe wir frühstücken gingen. Er war wirklich ein Meister, wenn es ums Kochen ging. Er zauberte Pancakes auf den Tisch, die so fantastisch rochen, dass selbst mein Magen knurrte und ich ohne darüber nachzudenken, einfach rein biss. »Die sind so gut«, stöhnte ich genüsslich und sah ihn zufrieden lächeln.

Plötzlich sprangen die Zwillinge in die Küche, mit einem fetten Grinsen im Gesicht und dreckiger Kleidung - scheinbar hatten die beiden schon wieder Fußball draußen gespielt. »Essen!«, schrien beide und setzten sich mit so viel Schwung auf die Stühle, dass sie fast hinten übergekippt wären. Ich musste mir ein Lachen unterdrücken.

Kurze Zeit später schlossen Aiden und Chloe sich uns an. »Morgen Schwesterchen«, nuschelte Alex mit vollen Mund. Wie konnte er so locker vor anderen sein? Er war ein Alpha, musste er da nicht sein äußerliches Bild wahren? Vor Chloe und mir war es ja was anderes, weil wir Familie waren, aber zählte er meine Brüder wirklich schon zur Familie? Und dann legte sich ein herausforderndes Grinsen auf seine Lippen. »Und wie war die Nacht? Du riechst so anders?«, flötete er, als er seinen Pancake herunter geschluckt hatte. 

Ich sah von Alex zu Chloe und von Chloe zu Alex. In dem Moment lief sie knallrot an und sah verlegen zu Boden. Und da bemerkte ich auch, was Alex meinte. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich zu Aiden. Hatten die beiden ernsthaft schon die Markierung vollzogen? Sie kannten sich doch noch gar nicht so lange! Er kratzte sich am Nacken und lachte unschuldig verlegen.

»Du hast dich im Ernst, schon nach so kurzer Zeit, markieren lassen?«, fragte ich mit großen Augen. Als sie zögerlich nickte, sprang ich auf, packte sie an der Hand und zog sie aus der Küche raus. »Aber die Pancakes!«, schrie sie geschockt. »Ich hebe dir welche auf!«, rief Aiden ihr lachend nach. 

Im Wohnzimmer drückte ich sie auf die Sessel vor dem Kamin und setzte mich mit ernster Miene gegenüber von ihr hin. »Du bist also schon markiert«, stellte ich nochmal das fest, was klar und deutlich zu sehen und zu riechen war. Ich stützte meine Arme auf meine Knie und meinen Kopf auf meine Hände. »Ja, und du noch nicht«, konterte sie und ich saß sofort kerzengerade im Sessel und versteifte mich. Darauf sollte das Gespräch eigentlich nicht hinauslaufen! 

»Ich merke, wie schwer es meinem Bruder fällt, sich weiter zurückzuhalten«, meinte sie ernst. »Ich habe es getan, bevor er mich irgendwann mit Gewalt markieren würde. Ja, es war auch meine Entscheidung, denn wir sind füreinander bestimmt und früher oder später hätten wir es so oder so getan. Nur die Sache ist, wenn du länger wartest, wird Alex Wolf durchdrehen und sich dich aufzwingen, auch wenn die beiden wir nicht weh tun wollen. Sie wollen nur mit dir verbunden sein«, erklärte sie. 

»Ich weiß das alles, Chloe«, seufzte ich schwerfällig und ließ meinen Kopf hängen. »Und wieso lässt du dich dann nicht markieren?«, hakte sie nach. »Ich habe Angst...und ich will diesen Schmerz nicht wieder fühlen, wenn er eine andere küsst...Die Schmerzen wären danach doch nur noch schlimmer und gerade bin ich doch erst wieder stark geworden«, murmelte ich niedergeschlagen.

Sie seufzte verstehend. »Ich kann dich schon verstehen, Amelie. Aber ihr werdet es früher oder später tun. Vertrau ihm, er wird dich nicht nochmal so sehr verletzten. Dafür bist du ihm viel zu wichtig.« Schweigend nickte ich. »Okay, schließen wir damit erstmal ab. Wie war denn deine Nacht«, trällerte ich dann und lenkte absichtlich vom Thema ab. »Du willst im Ernst über mein Sex Leben reden?«, lachte sie mit gehobenen Augenbrauen. »Natürlich, sowas tun doch beste Freunde, oder nicht?«, kicherte ich und sie schloss sich mir an.

Und dann fing sie wirklich an zu erzählen, zwar ging sie nicht ins Detail, was ich auch nicht wollte, schließlich hatte sie es mit meinem Bruder getan, trotzdem teilte sie, wie sie sich gefühlt hatte und wie atemberaubend es für sie war, die wachsende Verbindung zu spüren. Nach Ende ihrer Geschichte, fanden wir uns wieder in der Küche ein und Chloe machte sich die Pancakes in der Microwelle warm, ehe sie diese glücklich verschlang. 

»Ich muss bald wieder mal in die Schule, sonst schaffe ich dieses Jahr wirklich nicht mehr...Sicherlich schaffe ich es jetzt schon nicht, bei all den Fehlstunden«, seufzte ich und fuhr mir durch meine kupferroten Haare. »Stimmt, ein Jahr zu wiederholen sollte aber kein Problem darstellen. Aber du weißt, wenn es dir zu viel wird, geh immer sofort zu Alex, deinen Geschwistern oder mir, damit wir irgendeine Katastrophe verhindern können.« Ich nickte, nachdem ich Chloes fürsorgliche Worte hörte. Sie hatte Recht. Ich hatte keine Lust darauf, dass es endete, wie an meinem ersten Schultag.

Einige Zeit unterhielten wir beide uns noch, bevor wir mit Ronja im Wald spazieren gingen. Der Schnee knirschte unter unseren Schuhen und bei jedem Schritt, musste ich ein wenig mehr Lächeln. Ich liebte dieses Geräusch einfach. 

»Wir müssen irgendwann mal shoppen gehen, Amelie«, meinte Chloe auf einmal. »Gerne.« Zwar hatte ich keine Ahnung, wie genau sowas funktionierte. Damals hatte ich immer nur die abgetragenen Sachen von meiner falschen Mutter getragen.

»Chloe, wie ist eigentlich das Rudel hier? Ich kenne es ja eigentlich gar nicht«, fragte ich dann. »Eigentlich sind alle ganz nett. Man muss sie zwar erstmal richtig kennenlernen und sie dich auch. Aber wenn sie dich einmal richtig akzeptieren, dann beschützen sie dich mit allen Mitteln. Sie haben lange auf ihre Luna gewartet. Ich denke mal, dass sie glücklich sein werden, wenn sie erfahren, dass du ihre Luna bist«, meinte Chloe lächelnd.

»Chloe wie ist eigentlich das Rudel hier so? Ich kenne es ja eigentlich gar nicht. Noch nicht«, fragte ich »Eigentlich sind alle ganz nett. Man muss sie zwar erstmal richtig kennenlernen und sie dich, aber dann beschützen sie dich auch und sie haben lange auf ihre Luna gewartet, ich denke mal sie werden glücklich sein dich zu haben. Ich persönlich sollte Angst haben! Wie soll ich denn eine Luna werden? Und dann noch im Red-Soul-Rudel!«, meinte Chloe und warf ihre Arme in die Höhe. 

Ich war eine Luna, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht...

My broken Mate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt