Taehyungs P.o.V.
Ich habe über diesen Zusammenbruch kein Wort verloren. Er musste mir kein Versprechen dafür abnehmen oder so. Es war ein stilles Einverständnis, so wie alles, was danach passiert ist. Wir haben kein Wort mehr gesprochen. Es war nicht nötig.
Nachdem ich ihn zuerst unter die Dusche und dann in sein Bett gesteckt hatte, dauerte es ungefähr eine halbe Minute bis er völlig fertig eingeschlafen war, und ich selbst war nicht weniger fertig.
Daraufhin durfte ich mir eine Standpauke von meinen Chef anhören. Von wegen wo ich denn die ganze Zeit gewesen wäre, wo Hoseok gewesen wäre, dass ich ihn ja nur zum Training hätte bringen sollen und nichts anderes, dass er deshalb das Essen verpasst hat, dass ich meine ganze Arbeit nicht gemacht habe und so weiter und sofort. Das ging mir in's eine Ohr rein und aus dem anderen wieder heraus.
Es gibt wesentlich Wichtigeres als Akten von entlassenen Patienten in alphabetischer Reihenfolge in irgendwelche Kisten zu sortieren. Zum Beispiel für jemanden da zu sein, der gerade ganz andere Probleme hat als alte Akten. Meinetwegen mache ich für die blöden Mappen ein paar Überstunden, wenn es sein muss - obwohl ich davon wahrscheinlich schon so viele habe, dass ich die nächsten fünf Jahre nicht mehr arbeiten müsste.
Noch mehr wären mir aber egal, auch wenn dann sechs Jahre daraus würden, aber ich wäre immerhin in seiner Nähe und könnte auf ihn aufpassen. Das ist mir wichtiger als sechs Jahre Urlaub.
-
Ein paar Tage später, ich schließe gerade die Wohnungstür hinter mir und bin dabei, mich meiner Jacke zu entledigen, klingelt mein Handy. Ich angle es aus der Hosentasche, die Jacke an einem noch halb angezogenen Ärmel hinter mir herschleifend.
"Ja?"
Mühsam versuche ich, die Jacke abzuschütteln, doch sie hängt hartnäckig an meinem Handgelenk fest.
"Tae? Kannst du mich abholen?"
Ich gebe mich im Kampf gegen den Ärmel geschlagen und horche besorgt auf.
"Jungkook? Wo steckst du denn?"
Er nennt mir eine Adresse; ich muss fünfmal nachfragen, weil sein Empfang so schlecht ist, dass ich jedes Mal, wenn er es mir erneut sagt, nur ein paar Silben verstehe und es ewig dauert, bis sich aus dem Puzzle ein brauchbarer Standort ergibt, von dem ich aber in meinem Leben noch nie gehört habe.
"Klar kann ich kommen. Aber was ist denn eigentlich passiert?"
"Erzähl ich dir später. Kannst du bitte schnell machen? Hier ist es irgendwie extrem gruselig..."
"Mach ich. Bis gleich."
Also ziehe ich meine widerspenstige Jacke wieder an und gehe wieder los. Ich habe zwar ein Auto, fahre aber lieber Bus und Bahn, weil zu den Zeiten, zu denen ich normalerweise unterwegs bin, die Stadt verdammt voll ist. Und noch mehr Beulen kann ich mir an meiner alten Rostlaube nicht leisten. Ich habe jetzt schon Angst, dass sie irgendwann einfach auseinanderfällt.
Eine Weile des Umherfahrens später steigt ein leicht verstörter Jungkook in mein Auto und lässt sich seufzend in den Beifahrersitz sinken.
"Jetzt erzählst du mir aber erstmal, wie zum Teufel du hier gelandet bist.", ordne ich mit einem Blick auf die graffittibeschmierten, überquillenden Mülltonnen und die vergitterten, teilweise trotzdem eingeschlagenen Fenster der staubgrauen Wohnblöcke an.
Eine fette Ratte rennt durch den Lichtkegel der Autoscheinwerfer und hinter uns auf dem Gehweg zerspringt ein Teller, den eine keifende Frau aus einem Fenster im oberen Stockwerk geworfen hat. Eine Straßenleuchte erlischt flackernd, als ein paar halbstarke Besoffene lautstark grölend dagegentreten. Jungkook seufzt erneut.
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Racer
FanfictionGeschwindigkeit. Vorwärts, schneller, weiter, wilder. Adrenalin. Der Kick, den er braucht. Seine Droge. Solange, bis er ein einziges Mal die Kontrolle verliert. Und sich schlagartig alles für ihn ändert. •°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°• ...