"Mann, siehst du scheiße aus."Jungkook gibt sich nichteinmal mehr Mühe, das Lachen zu unterdrücken.
"Das ist Absicht.", entgegne ich unbeeindruckt.
"Ich weiß, ich weiß.", beschwichtigt er mich und mustert sich selbst im Spiegel. "Ich seh auch nicht besser aus."
"Das ist auch Absicht."
"Mann! Kannst du mal aufhören so... so zu sein?"
"Ich übe für meinen Auftritt." Ich fläze mich noch breiter in seinen Schreibtischstuhl und schiebe die Hände in die Taschen.
"Übertreib's nicht.", ermahnt er mich und knöpft ordentlich sein Hemd bis oben hin zu.
"Gleichfalls“, gebe ich zurück.
“Und jetzt werd fertig, wir müssen los."
-
Es hat eine Weile gedauert, Jungkook für meinen Plan zu gewinnen. Das Ganze ist jetzt eine knappe Woche her. Er war nicht besonders begeistert von dem , worum ich ihn gebeten habe. Klar, es ist auch keine Kleinigkeit, schließlich geht es um einen Job. Aber nachdem ich ihn eine Weile beharkt und bestochen habe, hat er sich doch erweichen lassen. Gott sei Dank, denn ohne seine Hilfe hätte ich direkt einpacken können. Im wahrsten Sinne.
Als ich uns nun so betrachte, komme ich mir allerdings ziemlich naiv vor. Sowas funktioniert doch nur im Film. Aber der Plan klang so gut... Immer wieder rede ich mir ein, dass wir eine Chance haben. Dass es klappen kann. Dass Jungkook mich retten wird. Aber ganz überzeugen kann ich mich nicht, auch wenn ich immer wieder verdammt nah dran bin. Doch dann kommt immer wieder das kleine Kopfmonster und flüstert mir alles mögliche ein, nur nichts, was mir Mut macht. Letztendlich habe ich aber doch beschlossen, es wenigstens zu versuchen und loszuschlagen. Vielleicht geht es ja gut. Es muss gut gehen.
So sitze ich jetzt also in meiner zerfleddertsten Jeans, mit dem verwaschensten Hoodie den ich finden konnte, der unordentlichsten Frisur die ich hinbekommen habe und zwei verschiedenen Schuhen neben Jungkook im Flur vor den Verwaltungsbüros des Krankenhauses, kaue Kaugummi wie ein Kamel und warte auf das Vorstellungsgespräch.
Ich mustere Kookie, der kerzengrade auf seinem Stuhl sitzt, die dunklen Haare sauber gekämmt, die langen Beine ausgestreckt und die Knöchel übereinandergeschlagen. Mit den Fingern knibbelt er am Manschettenknopf seines schwarzen Hemdes, das ordentlich in der dunklen Jeans steckt. Selbst eine Brille hat er auf, die er von wer weiß wo hergekramt hat. Der ganze Aufzug lässt ihn unglaublich gebildet und verantwortungsvoll aussehen, so als bewerbe er sich auf einen Managerposten, nicht auf einen Job als Pfleger. Ja, er hat sich beworben. Denn meine Idee war, dass ich schlecht eine Stelle bekommen kann, die schon wer anders hat. Was, wenn einfach einer schneller ist?
Die Tür eines der Büros geht auf und ich rutsche noch tiefer in den Stuhl. Unter dem Rand meiner Kapuze her mustere ich die Person, die aus dem Raum tritt. Der Blick der kleinen, dunkelhaarigen Frau wandert von Jungkook zu mir und wieder zurück.
"Wer von Ihnen ist Jeon Jungkook?", fragt sie mit aufgesetzter Freundlichkeit.
"Das bin ich.", antwortet der Angesprochene höflich. Kurz huscht ein überraschter Ausdruck über ihre gemeißelte Sekretärinnenmiene.
"Dann sind Sie Kim Taehyung, nehme ich an?", fragt sie, an mich gewandt.
"Hm-hm.", brumme ich unbeteiligt, doch ich finde ihre Überraschung irgendwie amüsant. Ich weiß zwar nicht, was sie von Doktor Park von mir gehört haben, aber dass ich ein fauler, schmuddeliger Kerl bin, der in der Ecke hängt wie ein nasser Sack und keinerlei Manieren hat, damit haben sie vermutlich am wenigsten gerechnet. Eigentlich bin ich absolut gar nichts davon, aber was tut man nicht alles.
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Racer
FanfictionGeschwindigkeit. Vorwärts, schneller, weiter, wilder. Adrenalin. Der Kick, den er braucht. Seine Droge. Solange, bis er ein einziges Mal die Kontrolle verliert. Und sich schlagartig alles für ihn ändert. •°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°• ...