? ? ?Die Straße liegt im Dämmerlicht vor mir. Leer, niemand ist um diese Zeit hier unterwegs. Nur die, die unbedingt etwas zu erledigen haben. Alle, die keinen Grund mehr haben, diese Straße noch zu benutzen, lassen es, aus dem simplen Grund, dass es hier im Dunkeln nicht gerade angenehm ist. Die vielen Kurven. Die steile Böschung auf der einen Seite, nahezu ungesichert, nur mit einem klapprigen Lattenzaun von der Straße getrennt. Keine Laternen, die den Weg beleuchten. Noch ist es nicht ganz dunkel, aber die Finsternis wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Spätestens in einer Viertelstunde sieht man hier die Hand vor Augen nicht mehr, das wissen sie alle. Und das ist mein Vorteil.
Ich liebe die Dämmerung. Das ist meine Zeit, dann kann ich frei sein. Kann so viel Gas geben wie ich will, weil niemand mir in die Quere kommt. Die Straße ist dann mein Reich, meine Welt. Nur ich. Ich, der Wind, die Maschine. Wir.
Ich lege mich in eine enge Kurve. So eng, dass mein Knie fast den schartigen Asphalt berührt. Mein Blut jagt wie Strom durch meine Adern. Der regennasse Boden glänzt im schwindenden Licht. Es kann jeden Moment wieder anfangen zu regnen. Der Himmel ist grau und wird immer dunkler. Aber das stört mich nicht im geringsten. Soll es doch regnen. Soll es doch stürmen. Das macht es nur noch spannender. Wenn der Sturm an mir reißt. Der Regen die Straße glatt macht wie Öl eine Bowlingbahn. Dieses Gefühl, ein Spielball der Natur zu sein. Das macht den Kick noch größer. Das Adrenalin macht mich süchtig, ich brauche mehr.
Wie ich prophezeit hatte, laufen die ersten Regentropfen über das Visier meines Helmes. Treffen meine behandschuhten Hände. Ich gebe mehr Gas und jage um die nächste enge Kurve, hinter der die Straße steiler wird. Ich kenne die Strecke. Bin hier schon tausende Male gewesen. Es ist genau die Art von Straße, die jemand wie ich sucht. Ich ducke mich tiefer über den Lenker.
Der Regen wird mehr und der Wind beginnt die Bäume links und rechts von mir zu peitschen. Ein Blitz erhellt den immer dunkler werdenden Himmel. Der Scheinwerfer huscht über die Straße, hat bei der rasenden Geschwindigkeit aber nicht die Chance, genauere Details aus der Umgebung herauszuarbeiten, sodass ich mich in einer Welt aus glitzernden schwarzen Scherenschnitten befinde, die sich im Sturm biegen.
Kurz darauf grollt Donner durch die Berge, hallt von überall wieder. Ein Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht. Endlich mal wieder richtige Action. Ich habe schon viel zu lange kein richtig schönes Gewitter mehr hier oben erlebt. Viele haben Angst, wenn es hier stürmt. Es ist erschreckend laut, wenn die Berge sich die Donnerschläge zuwerfen, und der Regen nimmt einem die Sicht, die immer wieder von den grellen Blitzen erhellt wird.
Ich habe keine Angst. Ich liebe Gefahr. Liebe das Risiko. Manche nennen mich einen Adrenalin-Junkie. Manche nennen mich lebensmüde. Oder verrückt. Fanatisch. Manche sagen ich wäre ein völlig bescheuerter Schwachkopf. Bringe mich und andere in Gefahr. Ich denke ich bin von allem ein bisschen.
In Sturzbächen läuft das Wasser mittlerweile an mir herunter. Aber ich will noch nicht, kann noch nicht aufhören. Meine Lieblingsstelle, die steile Abwärtskurve, kommt erst noch. Bis dahin muss ich - und werde ich - durchhalten. Dann kann ich immer noch aufhören. Meine kalten Finger umklammern den Lenker fester, meine Knie pressen sich gegen den Sitz, ich klammere mich mit allem was ich habe an die Maschine. Kontrolle behalten. Das ist jetzt gerade das Wichtigste. Wenn ich die Kontrolle behalte, dann kann ich auch noch schneller. Noch weiter.
Noch ein Stück. Das Wasser spritzt links und rechts neben mir auf. Noch eine kurze Strecke. Ein ganz kurzes Stück die Bremse ziehen, nur ganz kurz, um mich dann in meine Lieblings-Steilkurve zu stürzen. Ich bremse, um vernünftig über die Kuppe zu kommen. Im Scheinwerferlicht glänzt eine lange Pfütze, die sich über die gesamte Straßenbreite erstreckt. Der Regen verschleiert meine Sicht fast komplett. Eine Pfütze, kein Problem für mich.
Dachte ich jedenfalls. Die Maschine schlingert durchs Wasser. Ich versuche weiter zu bremsen, doch es geht nicht. Ziehen, Zerren, die Bremse verweigert ihren Dienst. Die Reifen drehen durch. In der Geschwindigkeit schaffe ich die Steilkurve nie. Panik kommt in mir auf. Das ist völlig falsch. Ich und Panik, das passt nicht. Das alles hier läuft gerade völlig falsch. Ich will den Lenker herumreißen. Rutsche weiter. Der Lenker sperrt sich gegen jeden Versuch, die Bremse klemmt völlig. Unfähig zu lenken, zu bremsen oder gar einen klaren Gedanken zu fassen stürze ich samt fahrbarem Untersatz in die gefährlichste Kurve der ganzen Strecke. Meine Lieblingskurve. Sollte nun genau die mir zum Verhängnis werden?
Die wacklige Straßenbegrenzung kommt gefährlich schnell näher. Ich schlage jeden Versuch, die Situation in den Griff zu bekommen, in den Wind und denke nur noch an mein Leben. Blanke Angst beherrscht meinen Körper, ein Gefühl, das ich vorher nie richtig kannte. Angst hat mir immer Spaß gemacht. Jetzt ist es anders. Doch bevor ich mich irgendwie vom Motorrad stürzen und hoffen kann, wenigstens zu überleben, wenn ich die Maschine möglichst schnell loswerde, bricht diese schon mit mir durch die Leitplanke. Für den Bruchteil einer Sekunde finde ich mich Auge in Auge mit den Scheinwerfern eines langsam nahenden Wagens. Ich rutsche rasend schnell die Böschung herunter, das Motorrad verkeilt sich immer wieder in Sträuchern und Ästen und reißt mich gnadenlos mit sich.
Und dann hört ganz plötzlich alles auf.
° ° °
Hellow 💕
Ich wage mich zum ersten Mal in meinem Leben an eine FF 😅 Ich hoffe es gefällt euch irgendwie ein kleines bisschen oder so 😊 Ich sag jetzt nichts von wegen 'seid gnädig zu mir' oder sowas. Nene, zerfetzt mich ruhig mit Kritik 😝 Ich weiß noch nicht wo das hier hinführt oder wie lang es wird oder überhaupt irgendwas, aber wir werden es ja sehen ^^
Ich bin auch mit dem Cover noch nicht ganz glücklich, aber für's erste wird's wohl gehen (also wenn ihr Ideen habt... 😇). Ich geb mir Mühe das schnell das nächste Kapitel kommt :*Ich sag jetzt einfach mal hab euch lieb 💕😘
Bis bald 😍
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Racer
أدب الهواةGeschwindigkeit. Vorwärts, schneller, weiter, wilder. Adrenalin. Der Kick, den er braucht. Seine Droge. Solange, bis er ein einziges Mal die Kontrolle verliert. Und sich schlagartig alles für ihn ändert. •°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°• ...