#Special - Halloween Pt.2

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Im Bus ernte ich einige schräge Blicke, wie erwartet, doch die meisten geben sich auch damit zufrieden, schließlich wissen alle, dass heute Halloween ist, und ich bin mit Sicherheit nicht der Einzige, der eine seltsame Erscheinung abgibt.

An der Klinik steige ich aus und laufe die Treppen rauf zur Station. Dabei versuche ich darauf zu achten, nicht allzu viele Patienten zu verschrecken, und drücke mich durch möglichst leere Flure.

Mein erstes Ziel ist der Aufenthaltsraum, wo ich mit der Suche nach meinem Handy beginne.

Nach einer gefühlten Ewigkeit des Suchens bin ich am Rande der Verzweiflung. Im Spind? Nichts. Auf oder unter dem Tisch? Auch nichts. Bis mir plötzlich ein Licht aufgeht.

Natürlich!

Ich reiße die Schublade auf, in der ich am Nachmittag noch herumgekramt habe, und tatsächlich werde ich dort fündig. Das ist mal wieder meine typische Schusseligkeit. Beim Suchen vorhin muss ich das Handy in die Schublade gelegt und dort vergessen haben. Und der Akku ist auch fast leer.

Schönen Dank auch.

Ich seufze. In dem Moment geht die Tür auf und Siyeon kommt ins Zimmer, stolpert aber fast rückwärts wieder raus, als sie mich sieht.

"Verdammt, Taehyung, erschreck mich doch nicht so!", ruft sich und kommt auf mich zu. "Gott, wie siehst du denn aus?! Ist dir was passiert? Du schaust aus als wärst du vor einen Bus gelaufen! Hast du dich auf dem Weg mit jemandem geprügelt? Hast du Schmerzen?"

Wie eine überfürsorgliche Mutter betastet sie meine blauen Flecken und die blutenden Wunden an meinem Hals und auf meiner Brust.

"Sorry...", murmle ich und stecke das Handy in die Tasche meiner zerrissenen Hose. "Es ist alles gut. Ich komme nur von 'ner Halloweenparty."

Ich fasse sie an den Handgelenken und schiebe sie ein Stück von mir weg.

"Jimin hat getrunken und kann nicht kommen. Deswegen bin ich hier. Er meinte, es sei dringend. Was ist passiert?", komme ich zur Sache.

"Gefühlt das halbe Personal hat sich krankgemeldet. Wir suchen seit Stunden Aushilfen, aber wir erreichen kaum jemanden. Und dann ruft uns auch noch eine Station an und sagt, dass Patienten verschwunden sind. Hier ist das Chaos ausgebrochen, alle sind nur noch am rennen.", erklärt sie aufgelöst.

"Patienten verschwunden? Einfach so? Von welcher Station?"

"Das ist es ja. Sie sind abgehauen. Ausgebrochen, was weiß ich."

"Von welcher Station denn, Siyeon?", hake ich nochmal nach.

"Aus der Psychiatrie...", antwortet sie leise. 

Oh. Das erklärt Einiges.

"Sucht schon jemand nach denen?"

"Klar. Ein paar Leute. Viele konnten wir nicht losschicken, wir sind doch so wenig heute..."

"Okay. Alles klar." Ich sortiere meine Gedanken.

"Dann gehe ich los und helfe suchen."

Sie lehnt sich seufzend an den Tisch.

"Kannst du... kannst du nicht lieber bei mir bleiben?", flüstert sie und schaut mich flehend an.

"Siyeon, das würde uns kein Stück weiterhelfen. Und ich komme doch gleich wieder. Du hältst solange hier die Stellung." 

Sie nickt, aber ihre Unterlippe zittert. Ihr scheint das absolut nicht geheuer zu sein, aber das kann ich gerade nicht ändern. Ich muss helfen, diese Patienten wieder einzusammeln, wer weiß, was sonst passiert.

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