5 ~ See

5.9K 214 21
                                    

Mittwoch 15.09.

Mein Wecker klingelte und mich begrüßten direkt Kopfschmerzen. Ich richtete mich, vor schmerzen stöhnend auf und hielt mir meinen Kopf. Ich hatte mit der flasche gekuschelt Alles klar.

Seufzend holte ich mir frische sachen und zog mich um. Dann tapste ich ins Bad und machte mich rausgehtauglich, da ich aussah wie eine Wandelnde Leiche.

Wer eine flasche Vodka trinkt ist selbst schuld.

Ich schminkte mich und lief dann runter in die Küche wo ich erstmal eine Aspirin schluckte. Ich würde lügen wenn ich sagen würde, das der Alkohol wieder aus meinem Blut ist. Wahrscheinlich bin ich immernoch angetrunken oder so.

 Ich nahm meine Tasche und verließ das Haus. Die Sonne schien mir direkt ins gesicht und ich stöhnte genervt auf. Kein passender Zeitpunkt. Kann es nicht regnen oder so? Aber nein die scheiß Sonne muss scheinen. Ich zog mir meine Sonnenbrille an und lief los. Ich fahr lieber mal kein Auto. Und sooo weit ist es auch nicht. Vielleicht doch aber egal.

 Ich lief zu meiner Bäckerei und holte mir erstmal einen Kaffee to-go. Mit extra viel Zucker. Ich bin ein Zucker suchti. Mit meinem Kaffee lief ich dann weiter in richtung Schule.

 Irgendwann fuhr dann ein blauer Ford neben mir her. Ich sah mit hochgehobener Augenbraue hin und sah Ricky am Steuer sitzen. "Steigst du ein?" fragte er. Ich nickte und setzte mich auf den Beifahrersitz. Er fuhr wieder weiter.

"Wieso läufst du?" fragte er. Gott seine Stimme ist so laut und nervig. "Nicht so laut!" motzte ich.  "Weil ich besser nicht fahren sollte" entgegnete ich dann und nippte an meinem Kaffee.

 Er schaute mich verwirrt an. "Ah okay.. Ich hole noch Cathy und Madison ab" sagte er leiser. Ich nickte und schaute Gedankenverloren aus dem Fenster. Wir fuhren an dem Friedhof vorbei und mir versetzte es einen Stich ins Herz. "Der wievielte ist heute?" fragte ich leise, mein Blick stur nach draußen gerichtet. "Der 15. wieso?"

"Nur so" Der 15. September. Das erklärt die Alpträume. Jedes Jahr vor dem Todestag meiner Oma bekam ich Alpträume. Sie quälten mich dann so gut wie jede nacht. An ihrem Todestag sitze ich dann meistens vor ihrem Grab, bewaffnet mit sehr viel Alkohol. Es ist auch schon passiert das ich dort dann einfach übernachtet habe. Und einmal wurde mir wegen des Alkohols der Magen ausgepumpt.

 Meine Oma starb am 17. September. Sie war wirklich mein ein und alles. Es macht mich immernoch fertig dass sie weg ist. Sie wird am 17. schon 10 Jahre lang tot sein. Wie habe ich es ohne sie diese Zeit nur so lange überlebt? Eine Träne lief meine Wange hinunter und hinterließ eine brennende spur. Ich wischte sie mir weg und merkte wie das Auto zum stehen kam. Cathy und Maddi stiegen ein.

"Hey was machst du hier?" fragte Cathy besorgt. "Sie meinte sie sollte nicht fahren" sagte Ricky und fuhr wieder los. "Der wievielte ist heute?" fragte Cathy schon beinahe panisch. Ich hielt mir die Ohren zu. Dieses gekreische geht garnicht. 

"Der 15. nochmal. Wieso wollen alle wissen was für ein Datum wir haben?" fragte Ricky und warf Cathy einen kurzen blick zu. Cathy und Maddi atmeten beide gleichzeitig erleichtert aus. "Ricky du holst Beth jeden Tag morgens ab!" befahl Maddi ihm. "Wieso?" fragten Ricky und ich gleichzeitig. "Zu deiner Sicherheit" sagte Cathy.

 "Leute mir geht es gut verdammt ich hatte nur zu wenig schlaf und etwas Kopfschmerzen" sagte ich und stieg aus, da wir auf dem Parkplatz waren. "Du holst sie trotzdem ab" hörte ich Cathy sagen bevor ich die Tür zuschlug.

Ich seufzte und lief zu meinem Spindt. Ich holte meine sachen für Deutsch raus und knallte meine Spindtür zu. Ich erschreckte mich als ich Dean da stehen sah. Mein Bauch fing an komisch zu kribbeln. "Erschreck mich nicht so!" zischte ich. "Was willst du?" fragte ich ihn kalt und lehnte mich gegen meinen Spindt. Er strich mir wieder über die Stelle an meinem Auge. Ich versuchte das stärker werdende kribbeln zu verdrängen und wich zurück. "Hör auf mein Make up zu verschmieren!" motzte ich. 

"Wieso ist dein Auge jetzt blau?" fragte er wieder. "Weil es gestern Lila war" antwortete ich genervt. "Und wieso war es gestern Lila?" fragte er in dem selben Ton. Ich schaute ihn perplex an. Was geht ihn das an? "Was geht dich das an?" fragte ich mit zusammengekniffenen Augen. 

"Antworte oder ich hänge dir den ganzen Tag wie eine Klette am Arsch" grinste er. Mein Herz fing schneller an zu schlagen. Wird das jetzt ein anfall oder was? Mehr als ein verächtliches schnauben bekam er nicht.  "Wieso interessiert es dich jetzt? Hat es damals schließlich auch nicht!" sagte ich kalt und lief in meinen Raum.

 Anscheinend hatte er damit nicht gerechnet denn er hatte mich verdutzt angeschaut, und bis jetzt hängt er mir auch noch nicht am Arsch. Ich setzte mich in die letzte reihe an den Fentser platz und legte meine sachen auf den Tisch. Und dann setzte sich Dean neben mich. Wer auch sonst?

 Ich seufzte und massierte meine Schläfen. Ich brauche eindeutig eine Schmerztablette und mehr Kaffee. Viel mehr Kaffee. Ich nahm den letzten schluck aus meinem Becher und stellte dann traurig fest das dieser leer war. Ich schaute traurig auf den Becher und stellte ihn dann auf den Tisch. Mein einziger Freund ist leer. So werde ich den Tag nicht überleben. 

"Ist dein Kaffee etwa leer?" fragte Dean spöttisch. "Willst du was von meinem?" fragte er grinsend und wedelte mit seinem Kaffee vor meiner Nase rum. Dieser Arsch. Schneller als er hätte reagieren können schnappte ich mir den Kaffee, machte den Deckel ab und schüttete es über seinem Kopf aus. Er hatte zu seinem Bedauern, und meinem Glück, ein weißes Tshirt an, jetzt bräunlich und nass, klebte an seiner Haut, wodurch man seine Muskeln schön durchsah. Seine Haare waren voller Kaffee und bestimmt klebrig, sein Tshirt hatte so einiges abbekommen und klebte ihm an der Haut, das einem das Wasser im Mund-. Halt stopp! Seine Hose hat auch einiges abbekommen.

 "Danke für den Kaffee" sagte ich zuckersüß, schnappte meine Sachen und lief aus dem Raum. Ich scheiße auf den Unterricht. Hier ist es zu laut, zu hell, zu spießig und es sind eindeutig zu viele Menschen hier. Vielleicht war es etwas überflüssig ihm den Kaffee überzuschütten, aber in meinen Augen hat er so viel mehr als das verdient.

 Ich legte meine Sachen zurück in den Spindt und verließ das Schulgelände. Es lagen in der Klasse wirklich alle blicke auf mir, und ich hatte das gefühl sie immernoch zu spüren. Ich weiß genau dass er das nicht auf sich sitzen lassen wird, aber das ist mir relativ egal. Ich lief einfach wohin meine Füße mich trugen.

The Broken Girl with the Broken HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt