Chapter 10 - Jungkook

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Da ich nicht mit Taehyung und Jimin alleine sein wollte schloss ich mich Hoseok und Yoongi an, die auf Yoongis Laptop, den er heimlich mitgenommen hatte, einen Film anschaun wollten. Wir saßen zu dritt auf Hoseoks Bett und scrollten durch die Action Abteilung bei Netflix, bis wir etwas gefunden hatten, womit wir alle drei einverstanden waren.

Als der Film vorbei war bemerkten Yoongi und ich, dass Hoseok eingeschlafen war. Also schalteten wir den Laptop aus, versteckten ihn gut, damit ihn keiner der Lehrer fand und zogen um auf Yoongis Bett.
Zunächst war es etwas seltsam, da Yoongi und ich nur selten zu zweit waren, aber irgendwann unterhielten wir uns dann. Erst redeten wir über Oberflächliches, wie die Umgebung oder das Wetter, aber nach einer Weile fragte mich Yoongi etwas sehr persönliches, was mich ein wenig aus ser Fassung brachte.
"Wieso hast du eigentlich so viele Freundinnen Kookie?"
Ich sah ihn verwundert an und musste erst gründlich darüber nachdenken bevor ich schließlich ein einfaches 'Keine Ahnung...' zurückgab.
"Komm schon Jungkook, rede mit mir. Glaub mir, es wird nicht besser wenn du alles für dich behältst."
Ungläubig starrte ich ihn an. "Das sagst ausgerechnet du? Wir kennen uns seit vier Jahren und ich weiß praktisch nichts von dir!" warf ich ihm vor und erkannte daraufhin wie Yoongi mit sich selbst zu kämpfen schien. "Na gut...was willst du wissen?" fragte er schließlich und sah mich fordernd an. Das hatte ich nicht erwartet. Ich grübelteund versuchte alle die Fragen auszugraben, die sich mir im Laufe der Jahre gestellt hatten.
"Wieso hattest du damals Depressionen?" Ich sah ihn erwartungsvoll an, bekam aber keine Antwort. Als ich gerade schon die Hoffnung auf die Wahrheit verlieren wollte seufzte er laut auf und begann zu erzählen.
"Meine Eltern haben sich früher oft gestritten, schon seit ich klein war. Um mich zu besänftigen erfüllten sie mir jeden Wunsch den ich hatte, dabei wollte ich doch nur, dass sie glücklich sind und sich vertragen. Als ich älter wurde bekam ich eine Leidenschaft. Musik. Also nutzte ich ihre Schuldgefühle mir gegenüber aus und wünschte mir ein Tonstudio, welches ich auch bekam. Das Verhältnis meiner Eltern wurde jedoch immer schlimmer, es verging kaum ein Tag an dem sie sich nicht anschrien, also flüchtete ich mich häufig ins Studio, wo ich ungestört meiner Leidenschaft nachgehen konnte und einfach mal alle Probleme von daheim vergessen konnte. Doch irgendwann verließ mein Vater uns und wir standen plötzlich ohne Geld da, weshalb wir das Studio und unser Haus verkaufen mussten. Danach wohnten wir in einer WG zusammen mit einem Säufer, der zu Gewalt neigte sobald meine Mutter mich mit ihm alleine lies. In der Zeit habe ich euch ja oft erzählt, dass ich mich unbeabsichtigt verletzt hatte, dabei stammten die Verletzungen von ihm und teilweise auch von mir selbst..."
Er brach ab und sah mit leerem Blick auf den Boden.
"Du hast dich selbst verletzt?" fragte ich geschockt. "Wieso hast du uns das nie gesagt? Wir hätten dir helfen können!" meine Stimme wurde lauter.
"Und wie? Wie hätte mir in dieser Situation irgendjemand helfen können? Ich habe versucht darüber zu reden, aber es ging einfach nicht..." Seine Stimme brach erneut ab und ich sah wie eine einzelne Träne seine Wange hinunter lief. Das war das erste Mal, dass ich ihn weinen sah und es brach mir das Herz. Der sonst so verschlossene und coole Junge hatte auf einmal so etwas zerbrechliches, dass ich nicht anders konnte als ihn in den Arm zu nehmen. Dankbar erwiderte er meine Umarmung und beruhigte sich langsam wieder.
"Und wie hast du es dann geschafft deine Depressionen zu bekämpfen?" versuchte ich vorsichtig das Gespräch wieder aufzunehmen.
"Ich habe angefangen einen Job zu suchen, habe mit der Zeit Geld angesammelt und nach einem Jahr hatte ich genug für eine kleine zwei Zimmer Wohnung in die meine Mutter und ich dann zogen. Sie hat dann auch wieder angefangen zu arbeiten und so haben wir es irgendwie über die Runden geschafft. Ich habe dann auch wieder angefangen Musik zu machen, natürlich ohne Tonstudio, hab mehr mit euch gemacht und irgendwann war ich wieder glücklich."
Er lächelte mich schwach an und meinte dann "Aber bitte erzähl den Anderen nichts davon, du bist der Einzige der das weiß."
"Danke für dein Vertrauen Hyung...ich erzähl niemandem etwas davon."
"Danke Kookie..."
Eine Zeit lang sagte keiner von uns etwas, bis Yoongi mich plötzlich auffordernd ansah.
"So ich hab mich geöffnet, jetzt bist du dran!"
"Na schön..." grummelte ich und sah ihm in die Augen, die vor Neugier glänzten.
"Also die Wahrheit ist, dass ich suche und suche aber kein Mädchen finde, dass ich auch nur im Geringsten in mein Herz schließen kann. Klar ich finde sie attraktiv und schlafe gerne mit ihnen, aber ich habe noch nie Gefühle für ein Mädchen entwickelt und das macht mir Angst."
Yoongi sah mich mit einem Blick an, den ich beim besten Willen nicht deuten konnte.
"Also bevor ich dich das jetzt gleich frage will ich, dass du mir versprichst nicht auszurasten, ok?"
Verwirrt sah ich ihn an, willigte dann aber ein, da ich wirklich auf Hilfe hoffte.
"Jungkook, hast du schonmal darüber nachgedacht ob du vielleicht schwul bist?"
Sprachlos starrte ich ihn an und merkte wie meine Kinnlade runterkippte.
"Bitte was?" fragte ich ihn mit dem ernsthaften Glauben ihn falsch verstanden zu haben.
"Also nach dem was du mir gerade erzählt hast denke ich, dass du schwul bist Kookie..."

Caught In A LieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt