Chapter 39 - Yoongi

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"Küss mich."

Geschockt starrte ich in Taehyungs grinsendes Gesicht, ebenso wie alle Anderen in diesem Raum, und schaute dann zu Jungkook, der ziemlich überfordert mit der Situation zu sein schien.
"B-bitte was?" fragte er stockend und blickte skeptisch in die Augen des Angesprochenen.
"Du hast mich schon verstanden kleiner Keks, deine Pflicht ist mich zu küssen. Und zwar richtig."

Die nächsten paar Sekunden vergingen für mich in einem Herzschlag und ich nahm sie nur verschwommen war.
Es wurde noch kurz diskutiert, dann beugte sich mein Kookie nach vorne und legte seine Lippen, die eigentlich nur mir alleine gehörten, auf Taes.
Beide schlossen die Augen und schienen den Kuss fast schon zu genießen, da wurde es mir echt zu viel.
Ohne ein Wort erhob ich mich und verließ mit schnellen Schritten das Haus.
Wie konnte er nur?
Nach all dem Schmerz mit dem ich in letzter Zeit zu kämpfen gehabt hatte und all der Trauer.
Wie konnte er mir das antun?

Wütend trat ich gegen den Holzzaun, woraufhin ein leichter Schmerz durch meine Zehen fuhr, was mir in diesem Moment jedoch vollkommen egal war.
Ich sank an der Hauswand nieder und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Nein, ich weinte nicht, aber ich haderte mit mir selbst was ich nun tun sollte.
Ihm verzeihen? Nein, sicherlich nicht.
Weglaufen? Zu kindisch.
Wieder reingehn und so tun als wäre nichts passiert und ihn später zur Rede stellen? Zu schwierig.

Wie als wäre sie von jemand anderem gesteuert griff meine linke Hand in meine Jackentasche und holte das kleine Tütchen hinaus, welches ich von Seunghwan erhalten und bis jetzt vermieden hatte.
Sollte ich vielleicht? Nein.
Aber- NEIN!
So ging das eine ganze Weile, bis ich dem Drang nicht mehr widerstehen konnte und das Tütchen einen kleinen Spalt öffnete.

Ich kippte etwas von dem Kokainhydrochlorid auf meinen linken Handrücken und drückte ihn an meine Nase. Dann zog ich stark ein und saugte somit die gesamten 50 mg ein, was wie gewöhnlich einen stechenden Schmerz hinterließ, der sich durch meine gesamte Nase ausbreitete.

"WAS ZUM TEUFEL IST DAS?"
schrie eine laute Stimme hinter mir, die mich sofor dazu brachte das Tütchen fallen zu lassen und ruckartig aufzuspringen.
Vor mir stand Jungkook, der sowohl Entsetzen als auch pure Wut ausstrahlte.
"Na Mehl ists nicht." meinte ich trocken und spürte kurz darauf einen kräftigen Schlag auf meiner Wange.
Schockiert hielt ich die brennende Stelle und sah den Auslöser davon dabei funkelnd an.

"Was soll die Scheiße denn jetzt?" fauchte ich und machte bedrohlich einen Schritt auf ihn zu.
"Was das soll? Mann du kokst grad und fragst mich ernsthaft warum ich dir dafür eine klatsche??"

"Hast du sich vielleicht mal gefragt wieso ich das tu? Ich mein ich hab in letzter Zeit eh viel Scheiße um die Ohren, wie kannst du dann einfach vor meinen Augen jemand anderen abknutschen ohne dabei drüber nachzudenken was das für einen Schmerz in mir auslöst?"

"Ich weiß, dass das dumm von mir war aber immerhin war das ne Pflicht und das ist nun echt kein Grund gleich Koks zu nehmen!"
Enttäuschung machte sich in seinem Gesicht breit und er schüttelte fassungslos seinen Kopf, bevor er mit gesenkter Lautstärke wieder ansetzte.

"Du weißt es vielleicht nicht, aber ich bin mir darüber im Klaren, dass du dich jede Nacht aufs Neue nach draußen schleichst um Gras zu rauchen. Eigentlich wollte ich ja nichts sagen, aber das geht jetzt wirklich zu weit...
Ich weiß ja wie schwer es momentan für dich ist und ich wünschte ich könnte dir dabei irgendwie helfen, aber diese Drogen tun das auf alle Fälle nicht! Sie verändern dich nur und lassen dich die Trauer verdrängen, aber so funktioniert das auf Dauer nicht. Und mit uns auch nicht...
Ich werde dir jetzt die Möglichkeit geben dich zu entscheiden.
Entweder ich, oder die Drogen."

Alles in mir zog sich zusammen.
Ich liebte ihn mehr als alles zuvor, doch wie sollte ich damit nur ohne meine Rauschmittel fertig werden?
Klar, es war scheiße und schlech für meinen Körper, aber sie halfen mir dabei mich besser zu fühlen und unerdrückten den Drang mich wieder wie früher selbst zu verletzen.

"Es tut mir leid... Ich liebe dich, das weißt du, aber-"
"Aber die Drogen liebst du mehr.." fiel mir Jungkook ins Wort.
"Nein, so ist es nicht! Ich kann nur nicht-"
"Schon gut Yoongi, ich versteh schon. Leb wohl..."

Er versteinerte seine Miene, blickte er dann starr an mir vorbei und verließ Hoseoks Grundstück.
Ich sah ihm noch lange hinterher...
Auch noch, als er nicht mehr zu sehen war und nur noch ein Hauch seines Geruchs daran erinnerte, dass er vor kurzem noch hier gewesen war.
Dann setzte ich mich auf den Boden und schrie so laut ich konnte.

Sofort kamen alle außer Jimin nach draußen gelaufen und fragten mich was los sei, doch ich schrie einfach weiter. Auch als sie mich schüttelten und ebenfalls schrien was mit mir los sei, hörte ich nicht auf.
Erst als sich Hoseok neben mich kniete und einfach in den Arm schloss ebbte meine Stimme langsam ab, bis das Schreien zu einem leisen Wimmern wurde.

Wir saßen wieder alle drinnen, nur Jimin war noch nicht wieder da und als ich Namjoon nach ihm fragte sagte er nur leise er säße auf dem Klo und weine, warum konnte ich mir schon denken.
Natürlich wurde ich über das Szenario von zuvor ausgefragt, doch ich meinte nur, dass ich wegen meiner Mutter geschrien hatte und so ließen sie mich in Ruhe.

Als sie mich nach Jungkook fragten zuckte ich nur leicht mit den Schultern und blickte starr auf den grauen Teppich, der den Holzboden bedeckte.
Die Stimmung war nun entgültig im Keller und nichtmal das Koks, welches mir sonst Euphorie, Ausgelassenheit und ein wunderbares Gefühl der Stärke schenkte, half in dem Moment noch.

Wieso nur?

Wieso nur?

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Caught In A LieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt