Chapter 22 - Namjoon

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Die Ferien waren wirklich eine Erleichterung für mich, so musste ich nicht jeden Tag aufs neue Jin dabei zusehen, wie er mit dieser Jisoo flirtete. Seit der Rückfahrt von unserem Schulausflug waren die beiden "befreundet" und hingen in den Pausen immer miteinander ab. Ich wusste nicht genau wieso, aber es ging mir gewaltig gegen den Strich...
Obwohl ich mich bei ihm entschuldigt hatte, für das was an dem einen Abend passiert war, hielt Jin immernoch eine gewisse Distanz zu mir, was mir ziemlich schmerzte. Anscheinend war es wirklich ein Schock für ihn gewesen, dass ich ihn so plötzlich geküsst hatte und er hatte wirklich das Recht dazu wütend zu sein, nur fragte ich mich warum er dann den Kuss erwidert hatte, wenn er mich so abstoßend fand.
Naja, musste wohl am Alkohol gelegen haben...
Wie er wohl reagieren würde, wenn er wüsste, dass ich es nicht bereute ihn geküsst zu haben sonder nur, dass ich eingeschlafen war?
Ich wollte es mir garnicht erst ausmahlen.
Ich versuchte mit diesem Thema abzuschließen, woran ich jedoch kläglich scheiterte. Ich bekam einfach seinen Gesichtsausdruck, den er nach meiner Entschuldigung hatte, nicht mehr aus meinen Gedanken und zerbrach mir seit dem pausenlos den Kopf darüber, wie Jin jetzt von mir dachte und ob er mir jemals wieder so nahe sein würde wie zuvor.

Jin

"Na komm schon du Schnecke, wir kommen zu spät!"
Schnell schlüpfte ich in meine graue Jacke und eilte nach draußen.
"Ich komme schon du Sklaventreiber." rief ich, grinste frech zu ihr rüber und kassierte dafür einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf. Wir stiegen beide in das monströse Auto ihres Vaters ein und schnallten uns an, dann wurden wir von dem Besitzer des Monstrums in die Innenstadt gefahren, da auf dem heutigen Plan Shoppen stand.
Jisoo und ich unternahmen in letzter Zeit häufig etwas und sie war mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Von dem schüchternen höflichen Mädchen, welches ich im Bus kennengelernt hatte, war keine Spur mehr.
Klar war sie einer der nettesten Menschen die ich kannte, aber sie hatte auch eine sehr sarkastische und stichelnde Seite an ihr, die ich wahnsinnig liebte.

Als wir ankamen verlor das Licht schon an Intensität und die Sonnenstrahlen wurden immer orangener und dunkler.
Sie umspielen schmeichelnd Jisoos Gesicht und hoben ihre Schönheit so nur noch stärker hervor.
Wir liefen nebeneinander die wenig bevölkerte Straße entlang und hielten hier und da an um in irgendwelche Läden hineinzuschauen.
Ich war ein großer Fan von Shopping Touren und mir war es herzlich egal, dass mich meine Freunde und Familie deshalb auslachten.
Klar war es nicht jedermanns Sache in Haufen von unterschiedlichsten Kleidungsstücken herumzuwühlen und mindestens die Hälfte davon auch anzuprobieren, aber für mich war es eine sowohl entspannende, als auch erfüllende Beschäftigung.

"Wie findest du das?" fragte Jisoo stolz als sie den Vorhang öffnete, bekleidet in ein schwarzes, figurbetontes Minikleid mit einem sehr tiefen Ausschnitt.
"Heiß heiß!" meinte ich und sah sie dabei grinsend an.
"Aber willst du das wirklich kaufen? Meinst du nicht, dass du dann von den Menschen ein wenig reduziert wirst?"
Ich sah sie kritisch an und bemerkte dabei ihren leicht enttäuschten Ausdruck. Sie hatte sich wohl eine andere Reaktion erhofft, aber sie konnte ja nichts dafür, dass ich männliche Körper anziehender fand.

"Ihr Freund hat Recht, würde ich sie so auf der Straße sehen würde ich sie sofort reduzieren." meldete sich eine hochnäsige Stimme mit starkem englischen Akzent zu Wort.
Ich drehte mich um und stand vor einer sehr großen Frau mit einer mächtigen roten "Haarpracht" und einem Schild mit der Aufschrift 'Aushilfsstelle Mrs Prögler'.

Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Jisoo beschämt ihren Kopf sinken lies und spürte wie sich eine starke Wut in mir aufstaute. Sie hatte nicht das Recht dazu so etwas zu sagen, außerdem sah sie aus als hätte sie ein blinder Religionslehrer angezogen, also konnte ich mir eine schnippische Bemerkung nicht verkneifen.
"Im Gegensatz zu Ihnen besitzt sie wenigstens etwas namens Stilbewusstsein!"
Dann drehte ich mich um zu Jisoo, die sich zurückhalten musste nicht laut loszuprusten, nahm ihr Handgelenk und zog sie zurück in die Umkleidekabine.
"Also das ging zu weit, zieh dich schnell um damit wir verschwinden können, hier will ich kein Geld lassen."
Schmunzelnd sah sie mir in die Augen und verweilte kurz so, dann schob sie mich nach draußen um sich in Ruhe umzuziehen und summte dabei leise ein Lied. Ihre Stimme war wahnsinnig verzaubernd, sie zog mich augenblicklich in den Bann und ich spürte, wie ich langsam abzuheben schien, umgeben von der Harmonie, in die mich ihr Gesang eingelullt hatte.

"...shattering and it's my mistake. Only fools fall for you, only fools...."

"Erde an Jin?" wurde ich schlagartig wieder zurück in die Realität gezogen und starrte erschrocken ins Gesicht der Auslöserin.
"Ähm ja?" fragte ich verlegen und lief rot an angesichts der Tatsache, dass ich gerade nur durch ihren Gesang in eine Arte Trance geraten war.
"Sorry ich war grad kurz weg, was hast du gesagt?"
Sie lachte kurz auf und boxte mich dann spielerisch in die Seite.
"Ich sagte 'Ich bin fertig wir können jetzt gehen' ."

Wir saßen auf einer verschnörkelten Steinbank mit Löwentatzen als Stütze, die neben einem riesigen, ebenfalls steinernen, Brunnen platziert war.
Es war mittlerweile schon stockfinster und es waren einige Sterne am Himmel zu sehen, was eine äußerst romantische Atmosphäre schuf.

"Darf ich dich etwas fragen?"
Ich sah rüber zu Jisoo, die mich mit einem sanften und zugleich verlegen Blick ansah, ein Blick der mir ein wenig Sorgen machte.
"Bist du eigentlich, also so rein theoretisch, an mir interessiert?" fragte sie unsicher und drehte beschämt ihren Kopf von mir weg.
Scheiße.
Meine Gedanken rasten umher, auf der Suche nach passenden Worten die ich ihr sagen konnte, ohne sie zu verletzten.
Es tut mir leid Jisoo, du bist wirklich ein wundervolles Mädchen, aber ich bin an jemand anderes interessiert... an einem Jungen.
So hatte ich mir die Worte zurechtgelegt und wollte sie gerade von mir geben, als mich ihr hoffnungsvoller Blick wie ein Pfeil traf.
"Ja."
Nein! Stopp was tust du denn? schrie ich mich in Gedanken an und wurde innerlich immer verzweifelter, was ich mir jedoch nicht anmerken lies.
Jisoo sah mich voller Erstaunen an und ihre Augen glänzten vor Freude.
"W-wirklich? Das heißt du magst mich so wie ich dich auch?"
Ihre Stimme zitterte vor lauter Aufregung und ihre Hände hatten sich um meinen Arm geschlossen.
"Ja." gab ich erneut von mir und würde mir daraufhin am liebsten selber eine klatschen.
WAS ZUR HÖLLE MACHST DU DA?!?

Sie schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln und ich kam wir vor wie das größte Arschloch auf der Welt , da ich dieses Lächeln keineswegs verdient hatte.
Plötzlich flogen meine Gedanken zu Namjoon, den ich zuletzt im Bus gesehen hatte, wo ich ihn absichtlich eifersüchtig gemacht hatte. Doch fragte ich mich noch immer woran das lag, da er ja schließlich keine Gefühle für mich hatte.
Wieder wurde ich traurig, als ich daran dachte, dass Namjoon meine Gefühle niemals erwidern würde.

"Heißt das wir sind jetzt ein Paar oder sowas?"
Mein Körper zog sich zusammen und alles in mir schreite mich an, dass ich mich zusammenreißen sollte, doch mein Mund hörte nicht darauf.
Wieder verließ mich das schlimmste Wort, welches ich in diesem Moment hätte sagen können.
"Ja."

"

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Caught In A LieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt