Kapitel 6

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Josephine Saalfeld

Langsam kehrte für mich der Alltag wieder ein, in dem ich meine Gefühle für Erik in die hinterste Ecke in meinem Gehirn verband hatte. Ich würde nie mehr als nur eine Freundin für ihn sein. Eigentlich könnte ich mich glücklich schätzen, dass er mit mir befreundet war, trotzdem, wünschte ich mir, dass er mehr für mich empfand als nur Freundschaft.

Gerade kontrollierte ich das Inventar des Medikamenten Schrankes, als es an der Tür klopfte. Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht meines Vater.

“Was machst du denn hier? Solltest du heute nicht deinen freien Tag genießen?” Fragte ich ihn und sah ihn tadelnd an. Manchmal konnte man wirklich denken, dass er mit seiner Arbeit verheiratet war.

“Ich wollte dich besuchen, aber du warst nicht zu Hause”, antwortet mir mein Vater und hob seine Hände hoch, um mir zu signalisieren, dass er mir die Wahrheit sagte.

“Mir geht es gut”, sagte ich und warf ihm einen eindeutigen Blick zu, dass er den Namen Erik auf keinen Fall erwähnen sollte. Ich hatte nicht wirklich Lust über meinen besten Freund zu reden, außerdem konnte ich immer noch nicht verstehen, warum er mir verheimlicht hatte, dass er eine Freundin hatte.

Mein Vater kam auf mich zu, bevor er mich in den Arm nahm. Meine Eltern wussten ganz genau wie es mir ging. Aber ich fragte mich wirklich, woher sie wussten, dass ich mich in meinen besten Freund verliebt hatte. Ich hatte ihnen nie etwas von meinen Gefühlen erzählt.

“Wann ist deine Schicht zu Ende?” Fragend sah mich mein Vater an. Hatte er etwa irgendetwas geplant? Daran glaubte ich nicht wirklich. Wir sprechen gerade hier von meinem Vater, der meiner Mutter die Planung ihres nächsten Urlaubs überließ. Generell plante meine Mutter alles. Geburtstage, Urlaube, Festtage.

“Warum fragst du?” Ich wollte unbedingt wissen, warum er nach meinem Schichtende fragte. Es war schon irgendwie komisch. Mein Vater verhielt sich gerade wirklich seltsam.

“Darf ich denn nicht mit meiner Tochter etwas unternehmen?” Lächelnd sah er mich an. Ich zog eine Augenbraue nach oben. Mein Vater glaubte jetzt doch nicht wirklich, dass ich ihm das abkaufte oder?

“Josephine. Ich will mit dir endlich mal wieder Zeit verbringen. Wir sehen uns schon so selten, wenn wir uns sehen, dann nur hier auf dem Gang oder bei einem Neugeborenen. Also, wann hast du nun Dienstschluss?” Okay. Mein Vater hatte ja recht. Wir sahen uns einfach viel zu selten. Ich fand es sehr schade, da ich sehr an meinen Eltern hänge. Sie bedeuten mir so viel.

“Ich muss nur den Stand der Medikamente noch notieren und dann kann ich gehen”, erklärte ich ihm, bevor mein Vater in die Hände klatschte.

“Ich helf dir umso schneller du fertig bist, umso schneller können wir etwas zusammen unternehmen.” Ich war schon immer von seinem Optimismus begeistert und ich wäre gerne selbst optimistisch, wenn ich an die Sache mit Erik dachte.

Keine halbe Stunde später verließen wir gemeinsam das Krankenhaus. Ich henkelte mich bei meinem Vater ein, während wir in die Stadt schlenderten.

“Wohin möchtest du als Erstes?” Fragte er mich. Es war schon irgendwie ungewohnt mir meinem Vater shoppen zugehen. Schließlich ging ich sonst immer mit meiner Mutter oder mit Elena.

“Ich würde gerne ein Eis essen gehen, wenn es dir nichts ausmacht”, antwortete ich ihm und sah ihn lächelnd an. Ich konnte mich nicht wirklich an das letztes Mal erinnern. Es lag sicherlich schon Jahre zurück. Ich glaube, da war ich noch ein Kind, als mein Vater mit mir Eis essen gegangen war.

Gerade als wir uns an einer Eisdiele anstellen wollten, klingelte mein Handy.

“Moment”, sagte ich und kramte in meiner Tasche nach dem elektronischen Gerät. Als ich es gefunden hatte, atmete ich einmal genervt aus.

“Wer ist es?” Fragte mein Vater und ich sah ihn etwas traurig an.

“Es ist Erik”, antwortete ich und überlegte, ob ich nun ran gehen sollte oder nicht. Es war nun einmal mein bester Freund, der mich anrief, aber wiederum hatte ich nicht wirklich Lust mit reden.

“Drück ihn weg. Er sollte darüber nachdenken, was er falsch gemacht hat.” Er nickte mir zu, bevor mein Vater mir mein Handy aus der Hand nahm und den Anruf ablehnte. Vielleicht war es das Beste, aber so wirklich war ich nicht davon überzeugt. Ich wollte ihn nicht verlieren.

Nachdem wir uns jeweils einen Eisbecher bestellt hatten, setzten wir uns an einen der Tische. Die Sonne prasselte heute extrem auf die Erde, deshalb war ich sehr froh, dass unser Tisch mit einem Sonnenschirm ausgestattet war. Ich hatte nicht wirklich Lust auf einen Sonnenbrand.

“Hast du schon ein Geschenk für Mama?” Fragte ich ihn und sah ihm in die Augen. Ich kannte meinen Vater und deshalb wusste ich auch, dass er gerne ihren Hochzeitstag oder ihren Geburtstag vergaß.

“Du kannst stolz auf mich sein. Dieses Mal habe ich es nicht vergessen. Dank der Erinnerungsfunktion, die du mir eingestellt hast”, antwortete er mir und lächelte mich liebevoll an. Ich erwiderte sein Lächeln sofort, doch dieses schlief mir sofort wieder ein.

Händchenhaltend kam mein bester Freund gerade auf uns zu geschlendert. Der hatte doch jetzt nicht den Nerv mich anzuquatschen, nur damit er mir seine Tusse vorstellen konnte. Heute durfte - nein - heute musste Dürmchen einfach verpeilt sein, wo kämen wir sonst hin, wenn er es am heutigen Tag nicht war. Ich will nicht mit ihm reden. Außerdem musste ich sie schon, während der Länderspielpause ertragen. Worauf ich alles andere als Lust hatte.

“Was ist denn los?” Besorgt sah mich mein Vater an und legte eine Hand auf meine. Okay. Ganz tief durchatmen. Alles wird gut. Vielleicht hat er dich auch gar nicht entdeckt.

“Erik ist hier mit seiner Tusse”, sagte ich und nickte einmal in die Richtung.

“Willst du lieber nach Hause?” Fragend sah mich mein Vater an, während ich mit dem Kopf schüttelte. Nein. Ich würde nicht davon laufen. Es wäre nicht richtig.

“Nein. Wir bleiben hier. Außerdem wurde er gerade eh in irgendeinen schickimicki Laden gezogen, worüber sich Erik eigentlich immer lustig gemacht hatte”, antwortete ich und lächelte ihn an. Ich würde nicht einfach so kampflos aufgeben. Ich habe noch nie einfach aufgeben und habe immer gekämpft. Ich werde Erik schon zeigen, was er hätte haben können und was er nun besaß.

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