Auch Tage, nachdem ich Erik besucht hatte, war ich immer noch etwas aufgewühlt. Ich glaube, dass war die beste Beschreibung für meinen derzeitigen Zustand. Ich wusste einfach nicht wo oben noch unten war geschweige denn wie ich mit Erik umgehen sollte. Ich hatte nun einmal Gefühle für meinen besten Freund und diese konnte ich nicht einfach ausschalten. Vermutlich hatte mein Vater recht. In diesem Fall war Konfrontation, die schlechteste Lösung, die es überhaupt gab. Doch mir fiel einfach keine bessere ein.
Ich vermisse die Zeit schrecklich, in der Erik und ich unkompliziert miteinander umgegangen sind. Es fühlt sich so an als wäre es schon Jahre her, seitdem wir uns alles gesagt hatten und uns blind vertrauen konnten.
Vielleicht hat der Sport etwas an unserer Beziehung verändert, doch im Endeffekt waren wir selbst für diese Situation verantwortlich. Wir ganz allein. Unsere Freundschaft hing am goldenen Faden und nur wir selbst konnten sie wieder reparieren. Doch konnten wir das wirklich?
“Josi?” Fragend sah mich Erik an, während er sich langsam auf die Bank im Park niederließ. Ich war froh, dass er schon wieder so gut zu Fuß war. Naja. So wie man es nahm. Ohne seine Krücken wäre er hilflos aufgeschmissen.
“Du bist zurzeit so nachdenklich.” Mein bester Freund klopfte neben sich auf die Bank. Ich kam seiner Bitte sofort nach und nahm neben ihm platz. Es verwirrte mich sehr, dass Erik aufgefallen war, dass ich in letzter Zeit vermehrt unaufmerksam war. Das passte nicht zu ihm. So aufmerksam kannte ich ihn nicht.
“Was ist los?” Fragend sah er mich an, während ich versuchte seinem Blick auszuweichen. Seit wann sitzt nicht mehr mein verpeiltes Dürmchen neben mir?!
“Es ist nichts. Ich bin einfach nur müde. Es war in letzter Zeit einfach ein bisschen stressig”, antwortete ich ihm und hoffte inständig, dass er mir glauben würde. Doch daran zweifelte ich. Erik war heute einfach viel zu sehr aufmerksam.
“Und jetzt bitte die Wahrheit.” Was soll ich ihm sagen? ‘Hey Erik, ich habe mich in dich verliebt, deshalb bin ich in letzter Zeit so nachdenklich.’ Nein, dass konnte ich ihm nicht sagen.
“Ach Elena streitet seit einigen Tagen ab, dass sie in Marco verliebt ist. Sie meint, dass er nicht der Richtige für sie sei.” Bitte glaub mir. Bitte Erik.
“Marco hat das gleiche behauptet, doch ganz tief im Herzen will er nur mit ihr zusammen sein. Das wird schon zwischen den beiden, da bin ich mir sicher.” In der Sache war ich mir auch sicher, aber was aus uns werden würde, das wusste ich einfach nicht. Natürlich hatten wir uns wieder vertragen, dennoch hatte ich Angst, dass wir uns wieder verlieren würden und das dann für immer.
“Wie geht's dir?” Fragend sah ich ihn an, während Erik die Sperlingen beim Spielen zusah. Ich wusste, dass er nicht darüber reden wollte, doch ich würde solange nicht locker lassen, bis er es mir erzählt hätte.
“Wie soll es mir gehen? Jenny hat mich verarscht und jetzt habe ich mich auch noch verletzt. Es läuft zurzeit einfach alles schief. Naja. Fast alles. Wir haben uns zum Glück wieder vertragen.” Erik griff nach meiner Hand und sofort durchzuckte mich ein Stromschlag. Ich sah zu meinem besten Freund, der unsere Hände verwirrt musterte und sich vermutlich keinen Reim daraus machen konnte.
Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Ich wusste gerade überhaupt nichts. Mein Kopf war leer. Naja. Nicht ganz. Erik spukte in meinem Kopf herum, so wie in den letzten Tagen und Wochen.doch gerade war alles so anders. Die Luft knisterte förmlich, während wir uns in die Augen sahen. Mein bester Freund kam mit seinem Gesicht meinem immer näher bis…
“Erik.” Bis ein gewisser Julian Weigl das beste Timing überhaupt hatte. “Habe ich euch gerade gestört?”
“Nein, hast du nicht. Meine Pause ist eh gleich zu ende”, sagte ich und sah zu Julian auf, der nur mit dem Kopf nickte. “Wir sehen uns später.”
Erik schenkte mir noch ein Lächeln, welches ich erwiderte, bevor ich zurück zum Krankenhaus lief. Während ich zurück zu meiner Arbeit ging, erhielt ich eine Nachricht von Elena, die seit ein paar Tagen zurück in Dortmund war.
Elena
Wie geht's dir?
Gut. Ich kann mich nicht beklagen.
Wirklich?
Ja, wirklich. Erik und ich haben uns wieder vertragen.
Es ist fast so wie früher.
Warum nur fast?
Weil wir anders miteinander
umgehen. Nicht mehr so wie
wir es vor ein paar Jahren
getan haben. Wir haben uns
verändert. Erik ist mehr für
mich als nur ein Freund.Ich weiß Josi. Hat er sich
wenigsten von dieser
Schnepfe getrennt?Ja, dass hat er. Sie hat ihn
schließlich von vorne bis
hinten verarscht.Wenigsten ist er da
zur Besinnung gekommen.
Und zwischen Erik und dir
das wird auch noch was.Und zwischen dir und Marco auch.
Doch darauf antwortete mir Elena nicht mehr. Ich selbst hätte gerne ihren Optimismus. Doch ich zweifelte selbst daran, ob aus mir und Erik noch etwas werden würde. Bis dato glaubte ich nicht daran. Es lag in unseren Händen, doch wir selbst erkannten nicht, dass es eigentlich ganz einfach war. Erik war einfach der verpeilte Typ von neben an und ich die schüchterne graue Maus. Es müsste etwas passieren, dass wir beide endlich wach werden würden. Es war einfach kompliziert. Ich wollte unsere Freundschaft weder zerstören noch aufgeben. Ich wusste einfach nicht, ob Erik genauso fühlt wie ich.
Natürlich hatte er vorhin den Stromschlag ebenfalls gespürt, aber wer weiß, ob er das gleiche in dieselbe Situation hinein interpretiert wie ich. Wir sind einfach zu verschieden. Erik bedeutet mir mehr als alles andere, doch vielleicht war es an der Zeit einfach los zu lassen. Es brachte weder mir noch Erik etwas, wenn ich unglücklich war und ich wusste, dass es nur eine einzige Lösung gab. Weglaufen war keine Lösung, dass wusste ich, doch vielleicht war es in diesem Fall doch die beste Lösung. Ich würde vor meinem besten Freund nicht weglaufen. Ich würde nur eine neue Herausforderung annehmen. Ich wäre dumm, wenn ich es nicht täte und ich glaube mein Vater würde es mir übel nehmen, wenn ich diese Chance nicht ergreifen würde.
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Perfection
Fanfiction~ Knistern vorprogrammiert ~ Als ich vor ihn trat, fühlte ich mich etwas unwohl in meinem knappen eng anliegenden Kleid. Aber bestimmte Situationen verlangten nun einmal bestimmte Maßnahmen und nur eine Frau wusste mit welchen Waffen sie um einen Ma...