Kapitel 14

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Josephine Saalfeld

Ich stand allein im Fahrstuhl und hatte das Gefühl als würden die Wände immer näher kommen, bevor sie mich zerdrücken würden. Es fühlte sich so an als wären es meine Gefühle für Erik, die gerade in Luft zerplatzen würden. Vielleicht war es einfach das Richtige aus Eriks Leben zu verschwinden und die Gefühle für ihn für immer zu vergessen. Forever.

Als der Fahrstuhl zum Stehen kam und sich die Türen langsam öffneten, griff ich nach meinem Koffer und lief zur Reception.

“Hier sind meine Schlüssel. Ich würde gerne auschecken”, sagte ich zu der Frau hinter dem Tresen, die mich verwirrt ansah, als ich die Chipkarte auf den Tresen legte. Wahrscheinlich könnte sie es einfach nicht glauben, dass ich nicht in diesem Traumhotel bleiben wollte. Ich wollte meinen besten Freund einfach nicht mehr sehen. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen.

“Wie war Ihr Name?” Fragend sah mich die Frau an.

“Saalfeld. Josephine Saalfeld.” Kann sie sich nicht einfach beeilen. Ich hatte keine Lust Erik noch einmal über den Weg zu laufen, geschweige denn ihm zu erklären warum ich nach Hause wollte, ohne ihm auf Wiedersehen zu sagen.

Nachdem die Frau endlich aus dem Knick gekommen war, lief ich mit meinem Koffer zu einem Taxi.

“Würden Sie einen Moment hier warten? Ich muss noch etwas erledigen.” Ließ ich den Taxifahrer wissen, bevor ich zum Trainingsplatz lief, um mich von Elena zu verabschieden.

Ich quetschte mich durch zahlreiche Fans, die mich an pöbelten oder mich erst gar nicht durch ließen. Doch nachdem sich die Fanmenge sich endlich etwas lichtete - wenn man das überhaupt behaupten konnte - erkannte ich dunkle fast schwarze Haare, die ich - wenn ich mich richtig erinnerte - Kathi zuordnen konnte. Also konnte meine beste Freundin nicht weit entfernt sein. Ich schlängelte mich langsam durch die Menschenmasse, während die verrückten Fans mir es alles andere als leicht machte zu Elena zu gelangen. Es war verständlich, dass niemand seinen Platz aufgeben wollte, doch ich musste hier durch, auch, wenn es nur für fünf Minuten war.

Endlich kam ich - nach weiteren hin und her geschubse - bei meiner besten Freundin an, die ich an ihrer rechten Schulter an tippte. Elena drehte sich um und aus ihrem Lächeln würde sofort ein besorgtes Gesicht.

“Hey, ihr beiden”, sagte ich mit einem aufgesetzten Lächeln, was mir vermutlich keiner der beiden ab kaufte.

“Schön, dass du doch noch hergekommen bist. Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass du kommen würdest, so wie du dir gestern die Augen ausgeweint hattest”, erwiderte Elena und sah mich immer noch besorgt an. Kann sie nicht endlich diese besorgte Miene ablegen? Ich bin kein kleines Kind, das noch bemuttert werden muss.

“Ich wollte euch eigentlich nur auf Wiedersehen sagen.” Ich muss jetzt stark bleiben und nicht Einknicken. Es bringt mir nichts. Es macht mich eher krank, wenn ich länger hier bleibe und mitansehe wie glücklich Erik ist.

“Das kannst du Erik nicht antun.” Klingte sich nun auch Kathi mit ein, doch ich wollte von Erik nichts hören. Ich musste endlich mit dem Thema Erik abhaken und das für immer. Forever.

“Doch das kann ich. Mein Vater hat mich vorhin angerufen und mir erzählt, dass im Krankenhaus Not am Mann ist. Ich muss also nach Hause.” Es war zwar eine Notlüge, aber ich hoffe, dass die beiden mir diese Lüge abkaufen würden, doch ich sah keine andere Lösung.

“Josi. Wir wissen beide ganz genau, dass das nicht die Wahrheit ist. Renn nicht einfach vor deinen Gefühlen weg.” Was sollte ich sonst tun? Erik will mich nicht und ich glaube sein Verhalten zeigt das auch sehr gut auf. Ich bin ihm egal. Ich bin ihm einfach nicht mehr wichtig.

“Weglaufen ist keine Lösung, Josi. Kämpf um ihn.” Ich konnte darüber nur mit dem Kopf schütteln. Wie sollte ich um Erik kämpfen? Er schaut mir nicht einmal auf den Arsch, wenn ich vor ihm im Bikini herum gesprungen bin. Wie sollte er dann erkennen, dass ich die Richtige für ihn bin? Erik ist in dieser Angelegenheit einfach viel zu verpeilt.

“Kathi hat recht. Geb nicht einfach so auf.” Sie hatten leicht zu reden. Sie steckten nicht in meiner Situation.

“Erik ist kein Kind der Traurigkeit, falls ihr das denkt - auch, wenn er manchmal viel zu verpeilt ist. Aber ich ertrage es einfach nicht mehr ihn mit einer anderen glücklich zu sehen. Ich habe die Kraft nicht mehr dazu. Ich muss hier einfach weg. Ich muss nach Hause.” Hoffentlich haben sich die beiden damit zufrieden, doch so wirklich glaubte ich daran noch nicht.

“Dann zeig ihm, was er haben könnte.” Jetzt verstand ich nur Bahnhof. Was wollte Kathi mir damit sagen? Da sie wahrscheinlich an meinem Gesichtsausdruck erkannte, dass ich nicht wusste worauf sie hinaus wollte, fügte Kathi hinzu: “Zeig ihm mit den Waffen einer Frau was er verpasst.”

“Du meinst Josi sollte etwas sehr, sehr knappes anziehen?” Fragte Elena nach. Wahrscheinlich verstand selbst meine beste Freundin nicht, was Kathi uns vermitteln wollte.

“Zum Beispiel. Verführ ihn.” Aber wie?!

“Josi”, rief Erik als er gerade auf uns zu gelaufen kam und einige der Mädels anfingen zu kreischen. Sofort hielten Elena und Kathi den Mund und sahen abwartend zu Erik.

“Ich mache mir Sorgen. Warum meldest du dich nicht mehr bei mir?” War das gerade sein ernst? Hatte er gerade wirklich diese Frage gestellt? Er wusste doch ganz genau, warum ich ihm aus dem Weg ging.

“Ich will einfach nicht verarscht werden. Von dir nicht und von niemanden sonst.” Es tat weh diese Worte auszusprechen, aber es war die Wahrheit und Erik verdiente die Wahrheit.

“Hat Jenny etwas damit zu tun? Sie hat mir alles erklärt und sich bei mir entschuldigt.” Er hatte sich wieder von ihr einlullen lassen. Zum hundertsten Mal. Er könnte doch jede haben. Warum nahm er dann so ein Mode - Botox - Püppchen?

Geschockt von seiner Aussage klingte sich nun meine beste Freundin mit ein “Sie hat doch vorhin mit Marco rum gemacht und du verzeihst ihr einfach. Siehst du nicht, dass sie mit dir spielt?”

Bevor Erik noch etwas erwidern konnte, sagte ich: “Lass ihn. Es bringt nichts. Er versteht es sowieso nicht. Ich werde jetzt gehen.”

Mit diesen Worten wendete ich mich von den Mädels und dem Fußballer ab. Ich spürte die Blicke auf meinen Rücken, doch ich versuchte mich nicht umzudrehen. Es würde nur noch mehr Schmerzen. Mein Herz zerbrach gerade in zwei Teile und nur einer könnte es wieder zusammensetzen.

“Josi”, hörte ich nochmals meinen Namen rufen, doch ich musste auf Durchzug schalten. Ich durfte mich jetzt nicht umdrehen. Es wäre ein Fehler. Ein riesiger Fehler.

Erik musste selbst Initiative zeigen. Doch ob er es wirklich tat, das wusste ich nicht. Das wusste niemand. Nur einer. Und das war Erik selbst.

Ich hoffe ich habt bis jetzt Weihnachten gut überstanden und viele Geschenke bekommen.

Ich wünsche euch einen schönen 2. Weihnachtsfeiertag.

Liebe Grüße :)

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