Kapitel 10

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"Findest du es gut, dass er hier ist und du dich um ihn kümmerst?" Seit einer gefühlten Stunde belehrte mich mein Vater darüber, dass er meine Hilfsbereitschaft alles andere als gut empfand. Aber was sollte ich tun? Ich konnte Erik einfach nicht leiden sehen.

"Erik ist immer noch mein bester Freund", antwortete ich ihm und sah ihn böse an. Ich würde die jahrelange Freundschaft mit Erik garantiert nicht wegschmeißen nur, weil mein Vater gerade dachte mich vor ein Fehler beschützen zu müssen.

"Josephine, ich will nur das beste für dich", meinte er und ich schüttelte nur mit dem Kopf. Warum musste man nur so dickköpfig sein? Okay, ich bin selbst dickköpfig. Aber das tat jetzt hier nichts zur Sache.

"Papa, ich weiß was das beste für mich ist", sagte ich und sah ihn ernst an. Es ist immer noch meine Entscheidung, ob ich Erik helfe oder nicht. Aus dieser Angelegenheit sollen sich meine Eltern raushalten.

"Josi, wir machen uns einfach Sorgen um dich. Schließlich hast du Gefühle für Erik." Sauer sah ich zu meiner Mutter und verengte die Augen. Wie dumm konnte man nur sein? Wieso musste man laut herum Posaunen, dass ich in Erik verliebt bin, wenn er ganz in der Nähe ist?

"Ich will davon nichts mehr hören", sagte ich etwas lauter als gewollt. Hoffentlich wurde Erik nicht wach und würde dumme Fragen stellen. Denn ich hatte alles andere als eine Erklärung dafür.

"Josephine, wir wollen nur das beste für dich." Waren meinem Vater die Verteidigungsstrategien ausgegangen oder warum sagte er immer 'wir wollen nur das beste für dich'?

"Ich möchte, dass ihr euch aus meiner Angelegenheit heraus haltet. Wehe ich höre heute nur ein Wort von euch, dass mit Erik zu tun hat", sagte ich und sah meine Eltern nicht gerade freundlich an. Schön und gut, dass sie sich Sorgen machen, aber es geht hier um meinen besten Freund. Er war mir in diesem Moment einfach viel wichtiger als meine Gefühle für ihn.

"Josi." Ich hatte einfach keine Lust mehr auf dieses dumme Gerede. Es brachte sowieso nichts.

"Nichts Josi", sagte ich und drehte ihnen meinen Rücken zu, bevor ich zur Tür ging. "Ich geh jetzt nach Erik schauen und wenn ich zurück komme, werden wir über ein anderes Thema reden."

Kaum hatte ich mein Zimmer betreten, sah ich meinen besten Freund auf meinem Bett sitzen. Erik hatte einen Bilderrahmen in der Hand, den er glücklich anlächelte. Ich lehnte mich an den Türrahmen und sah lächelnd zu meinem Dürmchen. Es tat gut ihn glücklich zusehen.

"Du warst schon immer eine Schönheit." Verwirrt sah ich zu Erik, der mich lächelnd musterte. Nur wenige Sekunden später stand er auf, nachdem mein bester Freund das Bild weggelegt hatte.

"Ich habe mich in dich verliebt. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen." Lächelnd sah ich zu ihm. Erik zog mich näher zu sich heran, nachdem er uns nur noch wenige Zentimeter trennten.

"Ich habe mich auch in dich verliebt, Erik." Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, spürte ich seine sanften Lippen auf meinen. Der Kuss war fordernd und verlangend und voller Leidenschaft.

"Josi? Wieso schaust du mich so verträumt an?" Verwirrt sah ich zu meinem besten Freund, der mich aus meinem Tagtraum gerissen hatte.

"Geht es dir besser?" Fragte ich Erik und fuhr mir einmal durch meine Haare. Ich muss eindeutig meine Gefühle unter Kontrolle bekommen. Am besten so schnell wie möglich.

"Ja, mir geht es besser. Und wie geht es dir?" Immer noch etwas verwirrt sah er zu mir. Doch ich schüttelte nur mit dem Kopf. Er würde sowieso nicht verstehen, wie es mir ging geschweige denn wie ich mich in seiner Gegenwart fühlte.

"Mir geht es gut, Dürmchen", antwortete ich ihm und setzte mich zu auf das Bett, um einen Blick auf das Bild zu erhaschen und vor allem in seiner Nähe zu sein.

"Frauen muss man erst einmal verstehen." Verschmilzt sah er mich an, bevor Erik seinen Arm um mich legte und mich an sich zog. Ich atmete seinen Duft ein und könnte mich gerde erneut in ihn verlieben, wenn ich nicht schon längst in ihn verliebt war.

"Das war zu meinem 18. Geburtstag oder?" Fragend sah mich mein bester Freund an.

"Ja, an dem Tag warst du auch dicht", antwortete ich ihm lachend, während ich Erik das Bild aus der Hand nahm.

"Es war mein 18. Geburtstag", sagte er schulterzuckend und lächelt mich an, bevor Erik mir einen Kuss auf die Wange drückte.

Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag. Wahrscheinlich sah ich schon seit geraumter Zeit alles durch die rosarote Brille.

"Naja, du hattest mich ja damals auch nicht gehen gelassen", meinte ich zu ihm, während ich nach seiner Hand griff. Ich wollte ihn einfach für immer bei mir haben. Er war der Einzige für mich.

"Du warst halt mein Teddybär." Lachend über seine Aussage schüttelte ich mit meinem Kopf.

"Ich hab dich auch lieb", sagte ich und Erik drückte mich einmal. Ich war langsam wirklich auf Wolke 7 angekommen.

Gerade als mein bester Freund mir antworten wollte, gab sein Handy einen Ton von sich. Dieses zog er aus seiner Hosentasche, bevor er auf den Bildschirm sah.

"Ich muss los. Danke, dass du dich um mich gekümmert hast. Wir sehen uns nächsten Freitag um Punkt 12 Uhr in Frankfurt." Ich nickte nur, während Erik mich zur Verabschiedung in den Arm nahm. Ich wollte nicht, dass er jetzt ging. Ich wollte, dass er bei mir blieb. Wieso tat er es mir an und verließ mich jetzt? Ich will ihn nicht erst nächsten Freitag sehen, sondern jeden Tag. Wieso hielt Erik mich auf Abstand?

Nur wenige Sekunden später war ich alleine in meinem Zimmer. Alles fühlte sich plötzlich so kalt und einsam an, statts warm und geborgen.

Ich blickte auf das Bild, dass Erik und mich lächelnd zeigte. Mein bester Freund hatte mich Huckepack genommen. Er sah zu mir hoch und himmelte mich an. Damals war alles viel zu einfach.

"Ach Josi, du musst nicht weinen", sagte meine Mutter, die plötzlich in der Tür erschien und ich zu ihr hoch sah. Ich hatte überhaupt nicht gemerkt, dass ich angefangen hatte Tränen zu vergießen.

"Wieso muss er nur vergeben sein?" Fragte ich meine Mutter, die auf mich zu kam und mich tröstend in den Arm nahm.

"Dein bester Freund weiß gar nicht was er verpasst. Irgendwann wird Erik erkennen, dass du die Richtige für ihn bist." Es tat gut die einfühlsamen Worte meiner Mutter zu hören.

"Ich weiß nicht, ob ich das nächste Woche kann", sagte ich und versuchte meine Tränen zurück zuhalten, was mir alles andere als geling.

"Es ist immer noch deine Entscheidung, aber, wenn du Erik wirklich liebst dann kämpfst du um ihn und lässt diese Chance nicht ungenutzt." Doch ich wusste nicht, ob ich die Kraft hatte Erik jeden Tag herum turtelnd zusehen, denn ich würde daran zerbrechen.

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