Kapitel 12

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Noch immer etwas neben der Spur machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, doch bevor ich am Fahrstuhl überhaupt ankam, fiel mir auf, dass ich keine Ahnung hatte wo sich mein Hotelzimmer befand. Ich zog mein Smartphone aus meiner Tasche, bevor ich meiner besten Freundin eine Nachricht schrieb, schließlich musste sich Elena in irgendeinen Zimmer in diesem gigantischen Hotel befinden.

Elena

In welchem von diesen vielen Zimmern
befindest du dich? Ich hatte vorhin zwarkurz mit Jogi gesprochen, aber hatte es total vergessen ihn nach meinem Zimmer zu fragen.

Ich bin in der ersten Etage, im Zimmer 2.
Erik hat dich vorhin schon gesucht. 😏

Ich dachte er wäre mit Jenny beschäftigt, warum sucht er mich dann? Ich will nicht das fünfte Rad
am Wagen spielen. Dazu habe ich einfach keine Lust. Vielleicht ist es besser, wenn ich wieder nach Hause fahre.


Du willst dieser Jenny Erik einfach so kampflos überlassen?
Wo ist die Josephine hin, die immer für ihre Ziele gekämpft hat?!

Gib mir 10 Minuten, dann stehe ich
vor deinem Zimmer. Versprochen.

Nachdem ich Elena geantwortet hatte, steckte ich mein Smartphone zurück in meine Tasche und machte mich weiter auf den Weg zum Fahrstuhl. Dort angekommen drückte ich auf den Knopf und wartete bis er die Türen öffnen würde. Nachdenklich fuhr ich mir durch meine langen blonden Haare.

Es tat weh Erik aus dem Weg zu gehen. Es tat sehr weh, aber was sollte ich tun? Ich konnte mir doch nicht den ganzen Tag ansehen, wie glücklich Erik mit Jenny ist. Das würde mein Herz nur noch mehr brechen. Es war schon längst in tausend Teile zersprungen.

Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und betrat kurz darauf den Lift. Ich wählte die eins aus und wartete bis sich die Türen schließen würden. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen, um für einen Augenblick mit dem Thema Erik abzuschließen.

“Halt dich von Erik fern. Das Beste ist, wenn du verschwindest. Dich will hier niemand haben. Weißt du, was Erik über dich denkt?” Ich öffnete die Augen und sah in das herausfordernde Gesicht von Jenny.

“So wie du schaust, weißt du es nicht. Erik meinte letztens zu mir, dass du nur mit ihm befreundet bist, um kostenlos ins Stadion zu kommen und mit jedem x - beliebigen Fußballspieler in die Kiste zu springen. Außerdem hatte er noch erzählt, dass du billig und eine Schlampe seist.” Ich versuchte die Tränen zu gut wie möglich zurückzuhalten, doch ich verlor die Kontrolle. Das salzige Wasser lief unaufhaltsam über meine Wangen.

Kaum hatten sich die Türen geöffnet, stürmte ich aus dem Fahrstuhl und rannte gegen eine Person, bevor ich auf den Hintern fiel. Meine Sicht war wie verschwommen, doch durch die Lockenpracht erkannte ich meinen Gegenüber. Leroy hielt mir seine Hand hin, die ich ergriff und er mich wieder auf die Beine zog.

“Ist alles in Ordnung?” Vermutlich musterte mich einer von Eriks besten Freunden gerade besorgt, doch ich brauchte gerade kein Mitleid. Ich wollte einfach nur noch hier weg. Diese Worte schmerzten einfach zu sehr. “Soll ich dich zu Erik bringen?”

“Ja, alles bestens. Nein. Nein. Nein. Das brauchst du nicht. Mir geht es gut.” Hoffentlich würde mir Leroy glauben schenken, doch so wirklich glaubte ich daran nicht. Auch, wenn er einer der ruhigen von der Bande war, durchsah er einen ziemlich schnell vor allem, wenn man ihm nicht die ganze Wahrheit erzählte.  

“Josi, falls irgendetwas sein sollte, kannst du zu mir kommen”, sagte Leroy zu mir und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich nickte nur. Ich hatte das Gefühl, dass ich - falls ich noch etwas sagen würde - nur noch mehr in Tränen ausbrechen würde.

Ich drängte mich an ihm vorbei, um zu Elenas Zimmer zu gelangen, ohne nochmals nach Leroy zusehen geschweige denn mich von ihm zu verabschieden. Ich hoffte, dass ich es so schnell wie möglich finden würde. Nur wenige Minuten später fand ich mich vor ihrem Zimmer wieder. Ich klopfte und hört nur wenig später ein leises ‘Herein’. Bevor Elena das Zimmer öffnete, wischte ich mir über meine Augen und hoffte das man mir nicht ansah, dass ich geheult hatte. Ich hatte nicht wirklich Lust ihr die ganze Situation beziehungsweise Geschichte zu erzählen. Doch wahrscheinlich würde sie solange nicht locker lassen, bis ich ihr alles erzählt hatte.

Ich hörte Gelächter, bevor sich die Tür öffnete - vermutlich - war Leroys Freundin ebenfalls anwesend. Ich wischte mir nochmals über das Gesicht und atmete tief durch und hoffte abermals das mir niemand anmerkte, dass ich tausende von Tränen vergossen hatte.

“Josi, was ist denn passiert?” Besorgt musterte mich meine beste Freundin, während ich die Tränen zum wiederholten Male nicht zurückhalten konnte. Eigentlich wollte ich nicht heulen, doch meine Gefühle überrumpelten mich. Ich konnte gegen sie einfach nicht ankämpfen. Ich hatte die Kraft nicht dazu.

Elena nahm mich in den Arm und strich mir beruhigend über den Rücken, während ich weiter meinen Tränen freien Lauf ließ. Vermutlich führte sie mich ins Schlafzimmer, doch so wirklich konnte ich mich nicht orientieren.

“Was ist denn passiert?” Versuchte Kathi ebenfalls ihr Glück aus mir ein paar Worte zu entlocken. “Du kannst mir vertrauen”, fügte sie hinzu, während ich versuchte die Tränen hinunter zu schlucken.

“Erik, er…” Doch weiter kam ich nicht, als die nächsten Gefühle mich überrollten und ich unaufhaltsam weiter weinte.

Elena schob mich Richtung Bett, auf das ich mich legte und schloss für einen Moment die Augen. Ich konnte es immer noch fassen, was Erik über mich gesagt hatte. Wieso tat er das? Erik ist doch mein bester Freund. Mein verpeiltes Dürmchen. Wieso erzählte er dann solche Sachen über mich?

“Schlaf erst einmal eine Runde und dann erzählst du uns was passiert ist.” Ich öffnete meine Augen um sie kurz daraufhin wieder zuschließen, um die nächsten Tränen auf zu halten. Mein Kopf brummte. Dennoch ließen mich die Worte nicht los. Warum sollte Erik so über mich denken? Ich kannte ihn länger als jeder andere. Wieso sollte er dann solche Dinge über mich behaupten? Ich musste mit Erik reden. Ich musste mit ihm alleine reden, ohne dass uns jemand stören konnte. Doch wie sollte ich das anstellen? Es war eigentlich zwecklos.

Erik und ich entfernten uns in der letzten Zeit einfach viel zu sehr voneinander. Statt Freunde sind wir eher Fremde geworden. Ich wusste eigentlich nichts mehr von Erik geschweige denn er von mir. Was war aus unserer Freundschaft nur geworden?

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