Blutkrone

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Bild: Lydia Rose
Andrea Stuart
Elisa Godwig

Emma betrachtete sich nervös und staunend im Spiegel. Ihre drei Hofdamen hatten sie so zurecht gemacht, dass sie sich zunächst nicht einmal selber erkannte. Die drei hatten sie in ein goldenes Samtkleid gesteckt, welches ihre Figur sanft betonte. Ihre wilden, roten Locken waren in eine Flechtfrisur verarbeitet worden und auf ihrem Haupt war ihre Krone. Zusätzlich trug Emma zum ersten Mal Schminke im Gesicht. Ihre braunen Augen brannten jetzt förmlich zu dem goldenen Lidschatten.

In diesem Moment, indem Emma sich im Spiegel betrachtete, erkannte sie denn gesamten Ausmaß der Situation.
Der gesamte Hof würde an der Hochzeit der Prinzessin teilhaben und würden sie genau beobachten können. Zudem hatte Adam sie zum Tanz aufgefordert, jedoch wusste sie nicht einmal wie man am Hofe tanzte. Sie kannten sämtliche Tänze von Amestria, sowie von Aerugo und sogar Cretha. Es waren allerdings die Tänze des gemeinen Volkes gewesen.
Panisch wand sich Emma an ihre Hofdamen, die auch bereits zurecht gemacht waren. Es war erstaunlich, dass diese drei junge Damen noch nicht verheiratet waren. Emma selber dachte, dass jede von ihnen tausendmal schöner sei als sie. Andrea trug ein sanft grünes Kleid, während Lydia in rot erstrahlte, und Elisa war in einem tiefen Blau gehüllt.

"Ich weiß nicht ob ich das kann." sagte Emma freiraus. Warum sollte sie es verbergen, wenn es ihr doch jeder ansehen konnte.

"Du wirst das schaffen, Grace. Wir vertrauen darauf. Du wirst großartig sein." bemühte sich Elisa ihre Königin aufzumuntern.

"Das lässt sich leicht sagen. Da ich keine Erinnerung besitze, könnte mir jeder eine Lüge auftischen und ich wüsste nicht ob ich es glauben sollte oder nicht." begründete Emma ihre Angst.
"Abgesehen davon weiß ich nicht mehr genau wie man tanzt."

Lydia versuchte sie zu necken.
"Der Schlag auf dem Kopf hat ja einiges ausgelöscht."

Emma verdrehte die Augen und antwortete sarkastisch:
"Ach, was du nicht sagst."

Andrea stand auf und nahm Emmas Hand.
"Dann werden wir es dir schnell nochmal beibringen."
Oh Grace steh mir bei, bat Emma ihre tote Königin um Hilfe.

~~~~~~~~~~Adams Sicht~~~~~~~~~~~~

Adam stand bereits mit vielen Gästen im Saal, indem die Feier stattfand. Wie immer bemühte er sich, sich ohne Tadel zu benehmen. Doch war ihm mehr danach in seinem Gemächern zu verweilen, anstatt mit den Heuchlern und Lügner in einem Raum zu sein. Denn in den letzten Jahren, besonders nach dem damaligen Attentat auf Grace, war ihm eine Sache klargeworden.
Du kannst keinem trauen. Es gab nur eine handvoll Menschen, denen er sein Vertrauen schenkte. Zu diesen gehörte sein Bruder Edward, der Bastard des Königs.
Adam war es immer zuwider gewesen, dass die Leute ihn so herablassend behandelten, vor allem seine Mutter. Für ihn selber war Edward voll und ganz sein Bruder. Ed, wie er ihn nannte, hatte ihm bereits mehrfach das Leben gerettet.
Als Kinder hatte ein Feind der Krone versucht Adam zu entführen. Edward hatte auf diesen Mann mehrfach eingestochen und ihn getötet. Dies war ihr Geheimnis, da sie es niemals jemanden erzählt hatten.

"Und? Wo bleibt deine zukünftige Braut?" gesellte sich Edward an Adams Seite.
Lächelnd sah Adam seinen Bruder an. Edward war ein ansehnlicher Mann. Seine dunklen Haare sowie seine braunen Augen hatte er von ihrem Vater, doch sah Adam eher seiner Mutter ähnlich. Die dunklen Augen hatten sie gemeinsam, ansonsten waren sie sich nicht sehr ähnlich.

"Sie wird in Kürze eintreffen, nehme ich an. Sie hat sich ganz schön verändert, meinst du nicht?" fragte Adam. Grace war kein kleines Mädchen mehr, welches es gehasst hatte zu verlieren und gerne tanzte. Nun war sie eine junge Frau. Eine wünderschöne junge Frau. Wie schnell sie ihn verzaubert hatte mit ihrem direkten Blick. Zusätzlich empfand er ihr Temperament als sehr erfrischend und anregend. Niemals würde Grace eine stille Königin sein, die alles um sich herum einfach so hinnahm.
Niemals, dachte Adam grinsend. Vorher würde die Hölle zufrieren.
Nein, sie würde wahrscheinlich eher ein Feuer in dem Schloss entfachen. Eines stand für Adam fest.
Grace war jemand besonderes. Ganz gleich ob sie eine Königin war oder nicht.