Maskenball

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ZEITSPRUNG: FREITAG NACHMITTAG:

Heute war der letzte Tag der Lagerwoche.

Gelangweilt sass ich auf meinem Bett, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und warf einen Tennisball an die gegenüberliegende Mauer.

Dabei bröckelte immer mehr Verputz ab.

Was für eine Bruchbude.

Sobald der Ball wieder zurück spickte, fing ich ihn geübt auf. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass Sophie wie eine Verrückte in ihrem Koffer wühlte.

"Was machst du da?", informierte ich mich beiläufig.

Darauf zog sie ein langes, rotes Kleid hervor und hielt es vor sich hin.

Kritisch sah sie an sich herunter.

"Heute Abend ist der Maskenball. Schon vergessen? Ich brauche etwas zum anziehen!"

Kopfschüttelnd rollte ich die Augen.

Im nächsten Moment klatschte mir ein rosa Kleid ins Gesicht. Kurz darauf auch mein Tennisball.

Stöhnend hielt ich mir das schmerzende Auge.

„Autsch! War das jetzt wirklich nötig?"

Sophie hatte sich auf ein Bein gestützt und beobachtete mich vorwurfsvoll.

"Du solltest dir dein Kleid anziehen. Der Ball beginnt schon in einer Stunde und du siehst aus wie Stitch von Ice Age!", motze sie.

Murrend setzte ich mich auf und beäugte das Kleidungsstück auf meiner Schoss genauer.

Seufzend zwängte ich mich schliesslich hinein.

Es war am Rücken eng geschnürt und ab dem Becken fiel es mir locker über die Beine. Es reichte bis zum Boden und besass eine lange Schleppe.

"Findest du das nicht ein bisschen übertrieben?" Unsicher musterte ich mich aus jeder Perspektive.

Intensiv schüttelte Sophie den Kopf.

"Nein! Es ist perfekt! Ausserdem schwärmen die Lehrer schon seit Wochen von diesem Ball. Es soll anscheinend eine RIESEN Sache werden!"

Sie selbst bekleidete sich mit einem Sommer gelben Abendkleid. Es war ähnlich geschnitten wie meins, nur etwas kürzer und einfacher. Es stand ihr ausgezeichnet!

"Und jetzt noch die Krönung..."
Geheimnisvoll verbarg sie etwas hinter ihrem Rücken.

„TADAAA!" Sophie zauberte zwei wunderschöne Masken hervor. Eine war rosa und die andere gelb. In allen Farben glitzerten und funkelten sie.

An den Seiten waren Flaumfedern angebracht, was das Ganze noch einzigartiger machte.

Ich staunte nicht schlecht.

„Wow! Woher hast du die denn?" Zwinkernd übergab sie mir meine und flüsterte:" Berufsgeheimnis."

Schmunzelnd setzte ich mir die Maske auf.

Na klar.

***

Auf hohen Schuhen stolzierten wir neben unseren Klassenkameraden durch den Wald.

Alle hatten sich fein gemacht. Die Kleider der Mädchen sahen atemberaubend aus! Selbst die Jungs hatten sich in Schale geworfen.

Tatsächlich fiel es mir schwer sie alle zu identifizieren. Die Masken verbargen teilweise mehr als die Hälfte ihrer Gesichter.

Die Lehrer führten uns zwischen hohen Bäumen durch, die in der Dunkelheit wie verkrüppelte Gestalten ausschauten.

Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter, als die Erinnerungen in mir aufkamen.

Schon bald wurden diese jedoch von einem herrlichen Duft aus Kuchen, Früchte Bowle, Schokoladencreme und weiteren Köstlichkeiten verjagt.

Die Lehrer blieben stehen.
„Na? Haben wir euch zu viel versprochen?" Grinsend traten sie zur Seite.

Mir verschlug es den Atem. Es war einfach traumhaft!

Auf einer Lichtung waren etliche Festbänke aufgestellt und prallvoll gefüllt mit Leckereien.

In Büschen und an Baumstämmen wurden farbige Lichterketten installiert und mit Schleifen verziert.

Über der Lichtung erstreckte sich ein Dach aus Netzen, welche ebenfalls leuchteten.

Fasziniert liess ich meinen Blick weiter umherschweifen. An jedem Baum befand sich einen kleinen, unauffälligen Lautsprecher.

Überall waren Kerzen verteilt, die diese heimelige und schöne Stimmung unterstützten.

Langsame und altmodische Musik wurde eingespielt.

Alle Jungs positionierten sich in einer Reihe. Parallel von ihnen, stellten wir Mädchen uns auf.

Die Jungs machten einen Knicks und luden ihr Mädchen somit auf den Tanz ein.

Schmunzelnd griff ich nach der Hand meines Partners.

Er zog mich eng an sich und drehte gemeinsam mit mir eine Pirouette.

Ich wusste wer mein Fremder Tanzpartner war.

Austin. Ein Junge aus meiner Klasse.

Sein dämliches Grinsen erkenne ich unter tausenden von Jungs.

Im nächsten Musiktakt machten alle einen fliegenden Wechsel zu ihrem neuen Partner/ ihrer neuen Partnerin.

Aufmerksam musterte ich den Maskierten. Doch ich wurde einfach nicht schlau aus ihm. Er war grösser als ich und beherrschte die Tanzschritte perfekt.

„Hallo, schöne Frau", erwiderte er mit einer rauen Stimme.

Mein Herz schien einen Moment still zu stehen, nur um kurz darauf doppelt so schnell zu schlagen.

Dieser italienische Akzent...

THE bodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt