Kapitel 10

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Instinkt

Ich renne. Ich renne und renne immer weiter, schreie und weine und spüre diesen unerträglichen Schmerz der mich von innen zerfrisst. 

Wieso hilft mir bloß niemand? Wieso hört niemand meine bitten und mein flehen?

Die warmen Tränen fließen über meine Wangen und ich kann nicht anders als zu schluchzen und zu winseln. Dieser Schmerz, diese Trauer sind zu viel für mich. Mein Gesicht und meine Augen schmerzen schon von den salzigen Tränen welche meine Haut reizen. 

Der raue Boden welcher von Ästen und scharfen steinen bedeckt ist zerreißt meine Füße, aber ich kann nicht aufhören zu rennen. Ich muss weg von diesem schlimmen Ort. 

Ich habe solch schreckliche Angst. Ich will nicht alleine sein. Abermals schreie ich um Hilfe und es hört mich wieder keiner. Es ist stockfinster und nur der Halbdunkle Mond spendet Licht. 

Ich will nicht! Ich kann nicht! Ich darf mich nicht erinnern! 

Es sind solch schreckliche Gedanken und Erinnerungen und im ich Erblicke eine bekannte Silhouette. Es geht ein vertrautes Licht von ihr aus und ich spüre einen hauch Erleichterung als ich auf sie zu renne. Die Gestalt wirkt so verschwommen und farblos. '' Lass mich nicht Allein!'' rufe ich verzweifelt als sie sich umdreht und langsam davon geht. Egal wie schnell ich renne, die Gestalt ist schneller. '' Lass mich nicht allein!'' ist das einzige was meine Lippen hervorbringen während ich meine Hand nach dieser vertrauten Person ausstrecke.

Meine Hand brennt heißer als Feuer und ehe ich mich versehe verwandelt sie sich in eine Pfote. Die Szenerie ändert sich und die finstere Nacht weicht dem Hellen Tag. 

Es riecht nach nichts. Es gibt keine Geräusche und statt in meinem Körper befinde ich mich in dem eines Wolfs. Der schmerz verstärkt sich als ich die Umrisse eines Hauses sehe. Mein altes Haus. Das Haus in dem alles begann. Dort wo ich alles verlor. 

'' Da bist du ja!'' rufen Kinderstimmen und ich erblicke zwei Kinder vor mir. Das eine etwas größer als das andere, aber beide farblos und mit einem Schleier aus Nebel um das Gesicht. Was für ein bekannter Moment. Doch nach einem Augenblick Kauere ich in der Ecke eines Hauses. 

Blut. Blut überall. Blut am Boden, Blut an der Wand, Blut auf den leblosen Körpern und Blut in meinem Fell. Der Geruch macht mich wahnsinnig. Doch der Anblick lässt mich abermals fassungslos schreien und weinen. Drei geschändete Körper liegen in einer Blutlache am Boden während die andere Person durch die Tür kommt und erstarrte. Ihr Blick ist fassungslos, Traurig, ungläubig ehe sie auf dem Boden zusammenbricht und zitternd einen weinenden Schrei ausstießt. Das war ich. 

Reue, Schuld, Verzweiflung.

Ich drücke meinen Körper weiter gegen die Wand und vergrabe die Nase in meinem Fell. Dieser schmerz reißt mich in fetzen. Viel zu vertraut war dieses Ereigniss. Ich wollte schreien und weinen doch ich brachte nichts heraus. 

Wieder verschwand meine Sicht und wich einer anderen. Der ehemaligen. Die Finstere Nacht hielt wieder Einzug und ich fand mich wieder in meinem menschlichen Körper wieder.

 Nackt, zitternd, und weinend. 

''warum ich?'' wimmere ich kaum merklich als ich das getrocknete Blut an meinen Händen entdecke. Warmes Blut fließt meinen Arm und meine Brust entlang während sich etwas scharfes durch meine Haut bohrt. Es schmerzt nicht. Es ist nur eine ekelhaftes Gefühl und in dem Moment indem es meine Haut durchbricht erblicke ich es. 

Knochen bohren sich durch meine Haut, mein Fleiß und zerreißen alles was ihnen in die quere kommt. Es fühlt sich nur Taub an, genauso wie meine von den Steinen zerkratzten Füße. Der schmerz in mir ist zu stark und überdeckte den äußeren schmerz. Dies war mir nie geschehen. Was waren meine eigenen Erinnerungen, und was waren die seine

Ich sehe meinen Körper. Er liegt auf dem Holzboden eines Raumes. Nackt, geschlagen und geschändet. Mein rücken ist geziert von von Blutergüssen und Kratzern. An meinen Handgelenken blutige abrücke von seilen. Ich atme nicht, mein Herz schlägt nicht. So vertraut, aber ist es meines?

Ich sehe meinen Körper wieder. Diesmal im regen, auf dem kalten, nassen schlammigen Waldboden. Die Augen des Braunen Wolfes sind weit aufgerissen und blass. Tot. Teile des Fells sind ausgerissen oder von Blut besudelt. Der Körper ist gekrümmt, verzweifelt hat er sich in eine kugel gerollt, ein versuch den schmerz zu ertragen. Abermals bekannt, aber ist es meines?

Wieder finde ich mich an meinem Ursprungspunkt wieder. Immer noch kauere ich auf dem Boden. Der schmerz lässt nicht nach. Ich kann nicht verhindern das seine Erinnerungen in meinen Kopf eindringen und sich mit den meinen vermischen. Oh wieso nur hat er mir diese Bürde auferlegt? 

Doch plötzlich erkenne ich wieder diese Gestalt welcher ich nachjagte. Seine Haare wehen etwas im wind. Seine roten Haare und ich spüre wie die Tränen versiegen und sich ein kleines erleichtertes Lächeln auf meine Lippen schleicht. '' Warte auf mich!'' rufe ich, doch wieder dreht er sich um. '' Lass mich nicht zurück!'' rufe ich. Ich wurde immer zurückgelassen, alleine gelassen. Ich will nicht alleine sein. ''Ich habe Angst!'' schreie ich aus den tiefen meiner Lungen und plötzlich hält er inne und ich hole auf. Ich strecke meine Hand nach ihm aus, bereit ihn zu berühren, doch im letzten Moment verschwindet er und ich greife ins nichts und stürzte zu Boden. '' Lass mich nicht allein!'' rufe ich wieder und spüre die aufkommenden Tränen. Diese Ohren waren daran schuld, dieser Schwanz und dieser Wolf! Sie waren schuld das mich alle verließen und ich alleine war. Ich hasse sie! Ich hasse diese Einsamkeit und diese Angst! Wären sie bloß nicht gewesen! Ehe ich mich versehe packe ich an mein Ohr und reiße daran. 

Blut strömt über mein Gesicht.

~Kid~ 

Da saß sie nun auf dem Boden. Wimmernd und nackt. Ihre Kleidung wurde zerfetzt als sie in Gestalt eines Wolfes über die Insel lief. Sie schien komplett aufgelöst und am Boden zerstört. Ab und zu hörten wir sie etwas schreien oder weinen, doch nun saß sie auf dem Waldboden und zitterte stumm. Law, Killer und ich waren ihr quer über die Insel gefolgt als sie plötzlich die nerven verlor. '' Ich hasse es!'' schrie sie plötzlich und zerriss ihr Ohr. Sie riss ein rücken davon ab und das Blut floss ihr über das Gesicht während ich sie hastig davon abhielt dem Ohr mehr schaden zuzufügen erblickt ich wieder die ganze nackte haut und warf ihr Hastig meinen Mantel über. '' Ich habe solche angst'' wimmerte sie und ich sah sie etwas perplex an ehe sie sich rumdrehte und mit tränen in den Augen rief '' lass mich nicht allein, niemals!"

...





Shyness strikes!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt