"Nur noch drei Runden, Mädchen, dann habt ihr es geschafft", munterte die Sportlehrerin ihre Schülerinnen auf. Trotzdem hörte man ein lautes Stöhnen.
"Nicht noch so viele", jammerte Emelie und schnaufte laut. Ihr Gesicht war bereits rot angelaufen und sie stolperte mehr, als dass sie lief. Trotzdem blieb Kathleen neben ihr und rannte nicht schon voraus, auch wenn sie es könnte. Sie mochte Emelie wirklich gerne, obwohl die beiden völlig verschieden waren. Kathleen war eher das schüchterne und zurückgezogene Mädchen, das lieber ein Buch las, als ständig von einer Party zur nächsten zu ziehen. Trotzdem genoss sie es wirklich, nicht mehr unsichtbar zu sein.
"Emelie, du schaffst es! Komm schon Emelie, gleich hast du es geschafft. EMLIE!", Anas Rufe hallten laut über den Sportplatz. Sie stand schon lange bei den anderen Mädchen, und war mit ihren Runden als eine der ersten fertig gewesen. Auch Kathleen trieb die keuchend fluchende Emelie an, während sie neben ihr joggte. Als diese endlich durch das Ziel lief, legte sich Emelie auf den Boden, um wieder zu Atem zu kommen.
"Oh Gott, warum bin ich so unsportlich? Das ist so unfair, Ana", anklagend sah sie ihre Freundin, die frisch wie immer aussah, an. Diese lachte aber nur und half Emelie wieder auf die Beine.
"Es kann eben nicht jeder deine Figur haben, ohne etwas dafür zu tun. Manche, so wie ich, müssen trainieren", erwiderte sie schließlich. Kathleen stand nur daneben und beobachtete die beiden. Man konnte eine Vertrautheit zwischen ihnen erkennen, die sie selbst, seit sie ihre Mutter verlassen hatte, nicht mehr gespürt hatte. Sie beneidete Ana und Emelie darum.
Zu ihren Vater hatte sie nie einen guten Draht gehabt. In ihrer Beziehung waren sie zwar miteinander ausgekommen, aber eigentlich nur weil sie sich eher gegenseitig ignorierten. Ihr Vater interessierte sich mehr für alle möglichen anderen Frauen, nur nicht für sie.
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Die drei Mädchen hatten ausgemacht, sich am Samstag zum Kino zu treffen und davor noch etwas essen zu gehen. Kathleen freute sich schon darauf, sie wusste nicht einmal mehr, wann sie zuletzt im Kino gewesen war. Sophia war nicht sehr gerne hingegangen, weil sie der Meinung war, dass man völlig umsonst zahlte. Sonst hatte sie niemanden gehabt, der mit ihr dort hingegangen wäre.
Zum Essen hatten sie sich in einer Pizzeria in der Stadt verabredet, aber Kathleen hatte die Zeit völlig übersehen. Deshalb stand sie zehn Minuten zu spät, keuchend vor der Pizzeria und richtete ihre Haare, die vom Laufen in alle Richtungen standen. In der Glastür des Lokals konnte sie erkennen, dass das nur nicht recht viel Sinn hatte. Man sah es ihr nur zu deutlich an, dass sie gelaufen war. Schließlich betrat sie doch das Lokal und sah sich nach den anderen um. Ganz hinten in einer Ecke entdeckte sie Ana, die ihr heftig zuwinkte. Neben ihr saß Emelie und den beiden gegenüber saß noch jemand. Bei dem Anblick von Timos Rücken, hätte sich Kathleen am liebsten wieder umgedreht um schnell wieder heimzukommen. Nur leider war er auf seine Schwester aufmerksam geworden, die noch immer wie wild winkte, und drehte sich zu Kathleen um.
Wieso nur, begegnete sie ihm alle paar Schritte? Egal was sie machte, immer lief er ihr über den Weg. Vermutlich lag das daran, dass sie mit seiner Schwester und seiner Freundin befreundet war, aber trotzdem musste er doch nicht ständig bei ihnen kleben. So würdevoll wie sie es konnte, bewegte sie sich auf den Tisch zu und setzte sich gezwungenermaßen neben Timo, auf den einzigen freien Stuhl.
"Hey Leute", grüßte sie in die Runde und sah die beiden Mädchen fragend an. Sie hoffte eine von den beiden würde den Wink verstehen, und sie aufklären, was Timo hier zu suchen hatte, ohne dass sie fragen müsste. Nur auch wenn sie den Wink verstanden hatte, taten sie ihr den Gefallen nicht.
"Was macht dein Bruder denn hier?", fragte sie am Schluss doch noch, so beiläufig, wie sie nur konnte. Dabei sah sie Timo betont lässig an, und hoffte, dass er ihr heftig schlagendes Herz nicht bemerkte.
"Ich wollte ihn dabei haben", antwortete Emelie stattdessen und sah zu mit einem verliebten Blick zu ihren Freund. Wie viel er ihr bedeutete, konnte man eindeutig sehen, "Wir verbringen sowieso nur so wenig Zeit miteinander". Irgendwie kam sich Kathleen in dieser Konstellation völlig fehl am Platz vor und sie wünschte sich, Emelie hätte Timo nicht mitgenommen.
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Der Bruder meiner Freundin
Fiksi Remaja"Was machst du hier? Mein Vater ist daheim, er darf dich nicht sehen, du weißt ja warum," überrascht sah sie Timo an. "Ich weiß, aber er wird mich nicht sehen. Und wenn doch, sage ich einfach, dass ich wegen Ana hier bin. Freust du dich nicht mich...