Chapter Seventeen

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Mit gestraften Schultern betrat ich in einem schwarzen und eleganten Kleid den Wohnbereich und griff nach meinen Ohrringen, die auf der Kommode lagen, um sie mir anzustecken.

>>Wirst du es wirklich schaffen?<<, fragte Diana, die auf meiner Couch saß und mich besorgt ansah. Ich ging zu ihr rüber, nur um mein Weinglas in die Hand zu nehmen und einen großen Schluck daraus zu trinken. Ohne diesen hätte ich den Tag wahrscheinlich nicht überlebt.

>>Natürlich. Wieso sollte ich es nicht?<<, erwiderte ich gefasst und stellte das Glas wieder ab.

Di sah mich noch immer an, als hätte sie Angst, dass ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.

Heute war Vaters Beerdigung. Die letzten Tage hatte ich viel vorbereitet, sodass ich keine Zeit für etwas anderes hatte. Nicht einmal für mich selbst. Mindestens eine Stunde nachdem Vater von uns gegangen war, saß ich noch immer bei ihm am Bett und hatte geweint. Sehr viel geweint. Nun hatte ich keine Tränen mehr und hielt mich nun wieder unter Kontrolle. Ich brauchte diese unbedingt, denn ich durfte mich gerade heute nicht schwach zeigen.

>>Bringen wir es einfach hinter uns<<, seufzte ich und leerte mein Glas mit einem Zug. Heute hatte ich Diana zum Fahrdienst verdonnert, sodass ich so viel trinken konnte, wie ich nur wollte.

Nickend stand meine beste Freundin auf und wir beide verließen mein Apartment, um zum Friedhof zu fahren. Auf dem Weg bereitete ich mich seelisch auf jeden einzelnen Arschkriecher vor, der mir sein Beileid aussprechen würde. Ganz besonders aber machte ich mich auf Tante Ella bereit, denn ich konnte nur erahnen, dass dieser Tag dennoch in einer Katastrophe enden würde, wenn sie dabei war. Das tat es immer.

Dafür, dass der Herbst langsam anrückte, spielte das Wetter doch ziemlich gut mit. Der Himmel war klar, die Sonne erwärmte die Luft und machte diese angenehmer. Wenigstens eine Sache, die an diesen Tag gut war.

Und da es so ein schöner Tag war, hatte ich veranlasst, dass die Zeremonie nicht wie gewöhnlich in einer Kirche stattfand, sondern direkt draußen.

Bereits als wir am Friedhof ankamen, sah ich die vielen Autos und die schwarzgekleideten Leute, die eine bestimmte Stelle ansteuerten. In mir tobte es wie verrückt und ich hätte mich am liebsten übergeben - nicht wegen dem Alkohol, den ich bereits am Morgen getrunken hatte, sondern wegen der Gesamtsituation.

So gut ich konnte raufte ich mich zusammen und stieg aus, gefolgt von Diana. Gemeinsam gingen wir über den grünen und gestutzten Rasen zum ausgehobenen Loch, neben dem der edle Holzsarg stand. Drum herum hatte sich eine menge Leute versammelt, die nun auf den Priester warteten.

Als ich dann aber unter all den Gesichtern Ella entdeckte, wurde mir wieder übel. Wie immer sah die perfekt herausgeputzt aus. Sie trug ein viel zu teures Kleid, von dem ich wusste, dass sie es danach nie wieder anziehen würde. Ihr Gesicht war makellos und ohne jeglicher Emotion.

Man hätte meinen können, dass sie wenigstens bei der Beerdigung ihres eigenen Bruders einmal das Gesicht verziehen würde, aber das tat sie nicht. Kein einziger Muskel zuckte. Diese Person war so kalt und herzlos wie eh und je.

Natürlich suchte ich mir einen Platz ganz weit weg von dieser Frau und versuchte sie nicht einmal anzusehen.

>>Brianna<<, ertönte plötzlich eine altbekannte Stimme, die ich seit sehr langer Zeit nicht mehr gehört hatte.

Wie erstarrt, drehte ich meinen Kopf zur Seite, um in zwei dunkelblaue Augen zusehen. Augen, die meinen unglaublich ähnlich waren. >>Mutter<<, kam es überrascht von mir. Sie war die letzte Person, die ich hier erwartet hätte.

Bittersüße Sünde ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt