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04 DECEMBER | 6:35Uhr

AM NÄCHSTEN TAG liefen Martin und ich wieder durch die Schneewüste.

Aber diesmal hatten wir vor, uns nicht zu verlaufen. Doch da ich weiß wie gut mein Stiefbruder mit Richtungen ist, gehe ich lieber voran.

“Du weißt doch nicht mal wo wir hergekommen sind!“ führte Martin den Streit weiter, den wir vor zehn Minuten begannen.

“Aber du oder wie? Dann kannst du uns ja zurück führen!“ rief ich hinter meinen Rücken und ging ohne zu zögern weiter.

“Randy.“

“Ok dann geh du doch vor mir!“

“Randy!“ flüsterte Martin eindringlicher.

Verwirrt drehte ich mich um und wurde sofort von einem starren Jungen begrüßt.

“Nicht bewegen Randy.“ sprach er sanft und zeigte langsam mit dem Finger nach links.

Seinem Finger mit meinen Augen folgend, bleiben sie schließlich an dem Tier neben uns hängen.

Ein kehliges knurren entlockte sich dem großen Wolf vor unseren Augen.

“Warum knurrt er uns an?“ flüsterte ich zu meinem 'Bruder' welcher nur mit den Schultern zuckte.

Die Ohren des Wolfes spitzten sich noch mehr als Martin sich umsah und plötzlich blass wurde.

“Was?“ fragte ich mit brechender Stimme.

Er zeigte nur auf ein 'Objekt' neben sich. Oder besser gesagt zwischen uns.

Auf dem Baum, der mich von Martin trennte, saß ein kleiner Wolfswelpe und schien nicht mehr herunter zu kommen.

Ein kleines quieken war von diesem zu hören, was die Mutter anscheinend nur noch mehr knurren ließ.

Die Hände langsam hoch nehmend griff ich nach dem ängstlich zitternden Wolfswelpen.

Die Mutter vor mir knurrte mich nun mehr an und hatte Martin völlig vergessen.

Angesichts der bedrohlichen Situation ließ ich den kleinen so schnell es ging runter und zurück zu seiner Mutter laufen.

Diese sah ihr Kind rund um an ob es sich nicht doch verletzt hat, oder ich es verletzt hatte.

Zufrieden mit dem Ergebnis warf uns der Wolf noch schnell einen aufmerksamen blick zu, bevor er mit ihrem Kind wieder weiter zog.

Starr wie ein Brett standen wir nun da.

Wenn meine Mom davon erfährt, bringt sie mich um.

Naja... falls mich der Wolf getötet hätte... könnte sie es ja nicht machen?

Was ist schlimmer? Mom oder der Wolf?

... ok der Wolf soll wieder kommen!

“Gehts dir gut?“ fragte die Stimme Martins als er seinen Arm um meine Schulter legte.

“Naja schon. Außer du hast den Wolf gesehen wie er mich zerfleischt hat?“ fragte ich sarkastisch nach und bekam darauf eine Nackenschelle.

“Du bist so dumm! Ich hab mir Sorgen gemacht man!“ murrte er wütend und stapfte wieder in die Richtung wo wir vermuteten das dort die Hütte ist.

Den Kopf schüttelnd folgte ich ihm und hörte von vorne wie er wütend mit sich selbst redete.

Jetzt wird er auch noch irre.

Das hat noch gefehlt!

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In Stille saßen wir beide vor dem Kamin, abermals.

Doch diesmal wollte ich keine Stille.

Die Stille gestern war angenehm, als könnten wir uns auch ohne Worte verstehen.

Aber diese hier war einfach so kalt wie das wetter draußen.

“Ich finde es gut das du dir Sorgen um mich machst.“ murmelte ich entschuldigend, in Versuchung das Eis zu brechen das zwischen uns eine Mauer gebildet hatte.

Ein Seufzer war neben mir zu vernehmen.

“Ist schon ok... ich hätte nicht so überreagieren dürfen.“ grinste mich ein, nun fröhlicher Martin an.

Wir haben uns noch nie so lange verstanden.

Wegen unseren ewigen Streitereien haben uns unsere Eltern ja auch auf diesen Ausflug geschickt.

Ich glaube einfach das es ihnen egal war ob wir uns dann zur Liebe der Familie vertragen. Sie konnte wahrscheinlich das Schreien nicht mehr mit anhören.

Ich hoffe das sie wenigstens den Autounfall nicht mit eingeplant haben.

Denn ich glaube das wir uns in einer kleinen Hütte im Wald mehr vertragen müssen als in einem vier Sterne Hotel in der Stadt.

Wenn ich nicht mit Martin in diesem Wald gelandet wäre, würde ich jetzt hoffnungslos im Auto sitzen und versuchen Empfang zu bekommen.

“... Warum können wir uns nicht leiden?“ stellte ich die Frage in den Raum.

Martin kratzte sich am Ohr. Das tat er immer wenn er überlegte.

“Naja. Ich war neu, du warst neu. Wir müssen uns nun unsere Eltern teilen... und ich wollte nicht das meine Mutter ersetzt wird.“ erklärte der Junge neben mir und sah geistesabwesend in das Feuer.

“Was... war denn mit deiner Mutter? Mein Vater ist angehauen also kann ich dich vielleicht verstehen?“ fragte ich vorsichtig nach. Man kann ja nie wissen welches Fossil man wieder auskratzen kann.

“Sie ist gestorben. Auf einer Geschäftsreise. Sie wurde in New York erschossen.“ sagte er nur, man konnte sehen wie sein Blick leerer wurde.

“Oh. Das tut mir leid.“ murmelte ich nur und legte einen Arm um ihn.

“Muss es nicht. Da war ich erst sieben aber jetzt geht es mir schon besser.“ lächelte er mir aufmunternd zu.

Zögernd lächelte ich zurück und wurde etwas rot als er seine Hand auf meine legte.

“Du kannst heute das Bett haben. Du hast es dir verdient.“


scared to be lonely 》 (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt