Eins.

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8. Juni

Schwer keuchend beförderte die brünette Neunzehnjährige ihre letzten zwei Koffer in den Kofferraum ihres weißen Passats. Schwer atmend wischte sie sich die, in ihrer Stirn klebenden, Strähnen ihrer schulterlangen Haare aus dem Gesicht. Hinter ihr sah ihre Mutter besorgt auf das volle Auto ihrer Tochter, während der Vater den Rucksack seiner Tochter mit Getränken, Obsttütchen und eingepackten Sandwitches für die lange Fahrt füllte.

"Das neue Semester beginnt doch erst am Montag. Magst du nicht doch noch die paar Tage bleiben?" versuchte die Mutter ihre Tochter erneut zu überzeugen. Doch diese schloss jediglich seufzend den Kofferraum und sah auf die Uhr ihres Handys. "Ich würd ja gerne, glaub mir Mama, aber ich hab Ben versprochen, dass ich am Donnerstag die erste Schicht übernehme und außerdem, haben wir eine neue Zimmereinteilung und der erste bekommt das Einzelzimmer mit Balkon. Also muss ich vor Aleyna da sein, denn die will mir schon die ganze Zeit mein Zimmer abschwatzen."

"Aber solltest du dann nicht auch vor Will, Amy und Rose da sein?" fragend hob die Mutter eine ihrer bereits leicht grauen Augenbrauen, folgte ihrer Tochter aber dennoch zur Fahrertür. Tief Luft holend, drehte sich Cecilia zu ihrer Mutter um. "Amy und Will sind das kleinere Problem, die teilen sich eh wieder ein Zimmer. Und was Rose angeht, da-" Sie wurde unterbrochen, als in voller Lautstärke Castle on the Hill von Ed Sheeran aus ihrem Handylautsprecher dröhnte.

So griff das junge Mädchen nach ihrem Handy auf welchem ihr das lächelnde,durch eine Pigmentstörung gezeichnete, Gesicht der Schwarzhaarigen entgegenblitzte. "Hey Aleyna", sprach sie in den Höhrer und sogleich ertönte von der anderen Seite die aufgebrachte Stimme ihrer Freundin. "Wo auch immer du bist, es ist egal, das Einzelzimmer gehört dir", sie unterbrach kurz und seufzte, "Will und ich stecken im Stau. Genaugenommen seid ganzen zwanzig Minuten."

Ein Schwung von Euphorie überkam Cecilia und sie hätte beinahe vor Glück aufgeschrien. Doch ehe sie etwas einwenden oder ihrer Mutter erklären konnte, wieso sie so dumm grinste, seufzte Aleyna auf der anderen Seite der Leitung erneut. "Ich weiß genau, dass du gerade grinst, aber ist jetzt auch egal. Du kannst dir jetzt also Zeit lassen, weil wir beide bei einem Hotel einen Zwischenstop machen und die Nacht über bleiben, weil wir jetzt bestimmt nicht mehr die weiteren sieben Stunden fahren, die unser Navi uns noch anzeigt. Und wenn mich mein Augenmaß nicht trügt, dann ist diese beschissene Autoreihe noch locker 20 Kilometer lang!" 

Versuchend ein wenig Mitleid in ihre Stimme zu packen, holte die Brünette tief Luft. "Das ist ja jetzt echt blöd. Tut mir voll leid. Ich werde an euch denken, wenn ich meine Koffer in mein Zimmer packe."

"Oh. Haha. Blöde Kuh. Ich hab dich auch lieb. Aber immerhin, kann ich die letzten Tage noch genießen, während du schon im Café jobben musst", rollte Aleyna's Stimme von der anderen Seite heran, während Cecilia's Mutter noch immer unschlüssig dastand - noch immer hoffend, ihre Tochter würde nachdenken und sich doch dazu entscheiden, bis Samstag zu bleiben. Und nicht jetzt - eine Woche vor Kursbeginn - bereits die 5 stündige Autofahrt auf sich nehmen.Ihr mitleidiges Starrkonzert wurde unterbrochen, als die Haustür erneut aufging und Alex das Gebäude verließ. Seine schwarzen Haare standen noch immer zu allen Seiten ab, als er gähnend, sein T-Shirt richtend in Jogginghose und Barfuß auf seine Mutter und Schwester zuging.

Alexandra - die Mutter der zwei - verschränkte die Arme und begutachtete ihren ältesten und einzigen Sohn. "Hast du dich doch dazu entschlossen, deiner Schwester Tschüss zu sagen, ja?" Erneut gähnte Alex und ging auf seine jüngere und viel kleinere Schwester zu. Liebevoll drückte er sie an seine Brust, drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. Cecilia schloss die Arme um den Rumpf des 25-jährigen und holte tief Luft, ehe sie murmelte: "Du stinkst..." Alex schnaubte. "Würdest du auch, wenn du zur Abwechslung mal Sport machen würdest."

I want youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt