I want you

Vier.

Stöhnend knallte Cecilia ihr Buch für moderne Kunstgeschichte in ihr Schließfach.  Sie hatte mitlerweile seid fast einer Woche wieder Uni und verfluchte es schon jetzt. Über die Ferien war ihre Lieblingslehrerin mit ihrem Ehemann nach Glasgow gezogen und demnach hatte sie jetzt einen neuen Kursprofessor.

Jedoch war dieser der Satan persönlich. Er regte sich auf sobald man mal einmal nicht mitschrieb, was er sagte oder wenn man einen Kaffee während einer Vorlesung trank, mit der Begründung, er 'bekäme von dem Gestank Kopfscherzen'.

Dann schrie er los, wenn man sich mal für zwei Sekunden mit dem Sitznachbarn unterhielt oder von seinem Brot abbiss, weil der Magen so laut knurrte, dass es selbst der Student in der hintersten Ecke des Saals hören konnte.

Seufzend schloss Cecilia ihren Spind und ging auf den Ausgang zu, wo auch schon Rose und Amy warteten. "Wo sind Ally und Will?"

"Will muss nachsitzen und Ally hat noch eine Lesung", meinte Amy und stieß sich von der Wand ab. "Was hat Will denn jetzt schon wieder angestellt?", fragte Cecilia und strich sich die Haare hinters Ohr. Amy schnaubte und verschränkte die Arme. "Er hat sich mal wieder mit Brithney angelegt, weil ihr Pullover nicht zum Rock passte. Das hat unser Kursleiter dann bemerkt und ihn erst angeschnauzt, er solle doch bitte den Mund halten. Dumm wie er aber ist hat er dann gesagt, dass der Pulli echt schrecklich aussieht und", sie schnippste, "schon musste er Nachsitzen." Rose begann zu kichern.  „So viel zu seinem Plan, dass er sich dieses Jahr zusammen reißen wollte."

Amüsiert rollte Cecilia mit den Augen. „Wollen wir langsam los? Ich muss nachher noch arbeiten und wollte mich nicht vollends abhetzen." Sich über die Lippen leckend, nickte Rose. Zusammen wandten sie sich schließlich Amy zu, welche gerade dabei war, Tanja und Alec zu beobachten, die knutschend neben der Umkleide der Jungs standen. Sehnsüchtig wickelte sie sich eine ihrer grünen Strähnen um den Finger, während sie ihre innere Wange mit den Zähnen bearbeitete.
Erneut dachte sie über ihren Ex-Freund nach. Wie sie damals so verliebt waren und in jeder freien Minute am knutschen waren. Und sie dachte auch daran, als sie herausfand, dass er sie betrog und sich trotzdem traute ihr einen Antrag zu machen.
Amy schreckte auf, als Cecilia vor ihrem Gesicht mit den Händen klatschte. „Erde an Amy! Kommst du jetzt, oder nicht?"
Verwirrt schüttelte Amy ihren Kopf um wieder klare Gedanken zu fassen. „Ähm ja, klar." Sie warf noch einen letzten flüchtigen Blick zu den zwei Verliebten, ehe sie Cecilia und Rose zu ihrem Auto folgte.

Zuhause angekommen, legte Cecilia ihren blau beige gestreiften Rucksack neben ihrem Schreibtisch ab und hängte ihr Handy an das Ladekabel. Als ihr Bildschirm kurz daraufhin aufleuchtete, warf sie einen Blick auf die Uhrzeit.

14:36 Uhr

Sie hatte noch eine knappe halbe Stunde bis sie schon wieder los musste. Um ihre Zeit wenigstens noch ein wenig zu nutzen, schnappte sie sich schnell ihr Arbeitshemd und legte dieses in ihre Arbeitstasche. Dann zog sie sich ihr altes, mit Farbflecken besprenkeltes, T-Shirt über ihr rotes Top und ging in ihre kleine Malecke.
Auf ihrem hellen Gestell lehnte eine große Leinwand, die beinahe gänzlich leer war. Denn erst wenn man nahe herantrat konnte man das Bild sehen, welches sie sehr vorsichtig mit Bleistift vorgezeichnet hatte.

Beinahe überall hingen Bilder, mit denen sie sehr zufrieden war, an den Wänden. Ihre anderen Werke hatte sie in einem türkisen Ordner untergebracht. Jedes einzelne Werk war in einer Klarsichthülle verpackt und schmiegte sich an das darauffolgende. Schon immer zeichnete sie um ihre Zeit zu vertreiben. Und lesen tat sie auch für ihr Leben gern. Durch diese zwei Hobbys war es ihr möglich in eine andere Welt einzutauchen. Im Buch fand sie sich in einer Welt wieder, die durch jemand anderen ins Leben gerufen wurde. Beim Zeichnen wiederum, konnte sie sich in eine Welt zurückziehen, welche sie selbst erfand. Auf ihren Zeichnungen bildeten sich Szenarien ab aus einer Welt, in der sie lebte, wie sie es schon immer tun wollte.