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„Du weißt, dass wir alle beide keine Wahl hatten, wer unser Mate sein würde.", beschloss er nun also zumindest mal ganz ehrlich zu ihr zu sein.

Sie nickte nur betrübt und verzog leicht erbleichend das Gesicht.

„Weißt du, ich wusste es schon zwei Jahre davor, dass du meine Mate bist. Ich war gerade sechzehn, als ich dich das erste Mal sah und du noch ein Kind. Dennoch war ich schon der Alpha im Taunus geworden und sollte zum ersten Mate-Ball gehen.

Ich bin bei der Schule aus dem Auto gestiegen und ... habe dich da nur stehen und spielen sehen ... mit den anderen kleineren Welpen und dem anderen Mädchen, das sie dann einfach verkauft haben. Ich habe dich nur angesehen und wusste es sofort, dass du meine Mate bist. Doch als ich es Aristo sagte, meinte er nur, du seist noch zu jung für den Ball und außerdem bereits versprochen, ... einem anderen Rudel ... als deren Omega-Dienerin.

Scheiße, Mia, ich habe ihm sofort das Doppelte geboten, was der Kellerwald ihm zahlen wollte, nur um dich zu retten, klar?", sah er sie eindringlich an und Mia war es fast schon so zumute, als würden endlich einige der immer noch fehlenden Puzzleteile vom Himmel herabfallen, die sie bisher vergeblich gesucht hatte.

Und Torben sank nun seufzend neben ihr auf das Bett und ergriff zögernd ihre zitternde Hand. Doch nicht nur diese zitterte, ... nein, sie zitterte im Ganzen, wurde es ihr bewusst und rang kurz tief nach Atem, den sie anscheinend gerade angehalten hatte. Das war doch gerade voll der Wahnsinn, oder?

Torben aber betrachtete nur betrübt und halb düster guckend ihre Finger und strich dann mit seinen viel größeren darüber.

„Ich ... wusste einfach nicht, was ich sonst machen sollte, weißt du? Ich wollte auf keinen Fall, dass meine eigene Mate eine Sklavin im Kellerwaldrudel wird und das noch für mindestens zwei Jahre. Bis du alt genug gewesen wärst für den Mateball.

Mia, glaube mir, wenn ich eine andere Möglichkeit gesehen hätte oder gewusst hätte, dass dein Vater und Bruder damit nicht einverstanden waren, hätte ich es anders getan. Doch in dem Augenblick stand das Kellerwaldrudel da und wollte dich mitnehmen. Ich musste handeln oder dich vielleicht für immer verlieren. Doch dann kam dein Vater, forderte Aristo heraus und starb, dann kam auch noch dein Bruder und Aristos Sohn starb und danach Aristo selbst. Ich habe dich nur nehmen und weit von allem wegbringen wollen, Mia. Dass du nicht dabei hättest zusehen müssen. Du hast so sehr geweint und nach deinem Vater gerufen und dann auch noch nach deiner Mutter, als sie zusammenbrach. ... Es geht mir bis heute immer wieder im Kopf herum, dass ich einfach nur dastand ... und nichts weiter getan habe, als zuzusehen. Ich habe erst später erfahren, dass deine Mahmen eine gebissene Wölfin war und sich doch wieder erholt hat.

Doch so feige, wie ich damals war ... Ich bin einfach gegangen, statt euch sofort alles zu erklären. Doch nur deshalb hattest du dann vor zwei Jahren beim Mateball solche Angst vor mir. Du dachtest, ich hole mir nun doch noch meine Sklavin ab, oder?

Es war der blanke Hohn und ich habe dich im Streit mit deinem Bruder, der dich eigentlich nur beschützen wollte, dann auch noch verletzt. Und als du dann nicht mehr mit mir reden wolltest, ... mein Wolf ist durchgedreht, ... ich bin durchgedreht.
Ich musste dich damals einfach noch für mich zeichnen, ich musste dich markieren, um deinen Weg, den du dort im Schwarzwald dann doch noch weiter gegangen bist, in gewisser Weise kontrollieren zu können. Doch habe ich dir immerhin noch zwei weitere Jahre in deinem Rudel gelassen, die für mich ziemlich hart waren.

Ich hoffe, du hattest in der Zwischenzeit ausreichend Gelegenheit zu lernen, etwas selbstsicherer zu werden und nicht mehr so sehr deinen Ängsten zu verfallen, nur weil unsere Rudel wohl traditionell schon immer verfeindet waren ... und es wohl auch zukünftig bleiben werden.", stellte er ernsthaft fest.
Mia sah erschrocken zu ihm hoch und schüttelte heftig den Kopf.

Er aber schnaufte nur kurz tief durch und nahm die besagten Dinge aus dem Schrank, Shorts und Shirt, und warf ihr beides zu.
„Ja, ich weiß, der Alpha ist dein Bruder und mit seiner Luna bist du befreundet. Aber du wirst sie nicht kontaktieren, anrufen oder ihnen lange Briefe schreiben, schon gar nichts über dein Leben hier, über mich oder die Werwölfe, die du schon sehr bald kennenlernen wirst. Doch will ich das so nicht aus Bosheit, sondern rein zum Schutz meiner Leute, weil wir doch ein bisschen anders sind als gewöhnliche Werwölfe, okay? Und ich will nicht, dass die anderen Rudel davon wissen und es vielleicht sogar ausnutzen wollen.

Dein Bruder ist nämlich ein echt eisenharter, eiskalter Wolf. In seinem ersten Jahr hat er mir den Flussstreifen und vierzig Hektar Land geraubt und dreißig Grenzwächter dafür getötet, weil er mich für schwach, weil ja nur ein Rogue hielt.
Ich habe mir dann siebzig Hektar zurückgenommen und ebenfalls seine Wächter dabei getötet. Wie viele genau weiß ich gar nicht mehr, aber das scheint die einzige Sprache zu sein, die dein lieber Bruder versteht, Mia. Außerdem habe ich alle Rogues aufgenommen, die Aristo und er in seiner maßlosen Gier nach Perfektion verstießen.
Wir sind inzwischen überwiegend ein Roguerudel, das aber nur noch ausschließlich gebissene und bei uns geborene Werwölfe bei sich aufnimmt und ihnen Schutz bietet.

Dein Bruder weiß das und fürchtet es wohl. Er hat Leute, die zu uns unterwegs waren, abgefangen und hingerichtet, gleichwohl sie von mir zum Schutz via Internet als rudelzugehörig anerkannt wurden. Ebenso halten es die anderen Rudel, um zu verhindern, dass wir stärker werden als sie. Wir haben ständige Grenzverletzungen und Tötungsversuche auf unserem Grund, also geh nicht zu weit hinaus in den Wald, okay?
Meiner Meinung nach können die Menschen nämlich nichts dafür, dass brutale und vorsätzlich grausame Werwölfe sie beißen und dann verschwinden ... Sie einfach ihrem Schicksal überlassen. Sie leben und sterben mit dieser neuen Art des Seins und viele töten sich sogar auch noch selbst, noch bevor die Rudel ihnen viel Grausameres antun können. Doch du fragst dich sicher, wie es unser Rudel geschafft hat, zu bestehen, wie ich es geschafft habe, dieses Rudel zu übernehmen, die geborenen Wölfe hier zu befrieden?", fragte er sie kühl und Mia sah ihn nur wieder unsicher an, bevor sie mit den Achseln zuckte.


Seelenverwandt Mia - Die Luna des Alpha,# WinterAward2018 (Teil 2) abgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt