„Jaaa, ... ich denke schon.", begann sie schließlich hart schluckend und sich dazu zwingend, die Wahrheit zu sagen. „Du bist gar kein richtiger Werwolf, Torben. Du kannst dich nur in einen solchen verwandeln, so ähnlich wie Dareds Mate Rahel am Anfang. Aber im Gegensatz zu ihr, die weltoffen ist, erwartest du jetzt von allen anderen geborenen Werwölfen und nun auch von mir, keine solchen mehr zu sein. Entweder wir fügen uns in einen blinden, deiner Macht und Herrschaft entsprechenden und zutiefst aus dem Werwolfdasein zurückgezogenen Gehorsam oder aber uns erwartet der Tod ... und Menschen kommen immer an erster Stelle, noch vor jedem geborenen Wolf. Sie dürfen uns provozieren, beleidigen und schlagen, aber wehe wir wehren uns dagegen, dann sind wir tot. Gut zu wissen, woran ich nun bin.", flüsterte sie leise krächzend und sah dann erst tief durchatmend zu ihm auf.
Er sah so aus, als hätte sie ihm gerade mit einem Vorschlaghammer auf den Kopf geschlagen.
Und zwar kräftig.„Du weißt nicht, wovon du da gerade redest, Mia. Doch sowieso sollten wir gerade wohl besser noch keine sozialpolitischen Diskussionen führen. Du bist krank und brauchst jetzt meine Nähe und nicht meinen Zorn, schon vergessen?", fragte er sie schließlich halbwegs um Fassung bemüht.
„Dann wirst du mich also nicht daran hindern, zu sein, wer ich bin?", fragte sie ihn fast nur noch hauchleise und zerrte sich derweil sein T-Shirt über den Kopf.
Er seufzte leise auf.
„Du kannst Fragen stellen, ... natürlich nicht. - Solange du in deinem Sosein keine Menschen verletzt oder gefährdest.", stellte er sanft klingend klar und Mia schlüpfte nun unter dem Handtuch in seine übergroßen Boxershorts, die allerdings auch - Luna sei Dank - Bänder zum Schnüren hatten.
So war sie nun fast richtig anständig bekleidet, als er ihr auch schon sachte die feuchten Handtücher abnahm und sie über der Heizung in der Ecke aufhing.„Leg dich hin, ruh dich aus. Und schone auch deine Stimme, Mia. Nachher bekommst du noch etwas Himbeersaft zu trinken, das sollte deiner Kehle rasch beim Heilen helfen.", meinte er diesmal wieder ganz freundlich. Aber Mia fand alleine den Ausdruck, den er benutzte, unmöglich.
„Nichts kann meiner Kehle noch helfen, Torben. Du hast sie für immer zerstört. Ich war früher die beste Sängerin im Rudel, heulte sogar noch lauter als der Alpha mit seiner Alphastimme. Heute kann ich noch nicht einmal mehr richtig sprechen. Und selbst meine Flüsterstimme versagt viel zu schnell.
Auch die OP hat es nur in soweit verbessern können, dass ich überhaupt wieder sprechen kann. Also erzähle mir nichts von einem Beerensaft, der mir bald schon helfen soll. Mach mir nicht schon wieder Hoffnungen auf das, was verloren ist, so wie mit diesem Arzt und der Operation. Mahmen hat gesagt, es ist nun so, wie es ist. Ich habe einen unbeherrschten oder sogar vorsätzlich grausamen Mate zum Gefährten, der mich verachtet, nur weil ich ein geborener Werwolf bin und auch wie ein solcher aufwuchs und leben will.Natürlich wird die Verbindung zwischen uns dich irgendwann noch etwas sanfter mir gegenüber stimmen, vor allem wenn ich dir in allem nachgebe. Schließlich kannst du mich ja nicht einfach so töten, ohne dabei selbst dein Leben zu riskieren. Aber ich mache mir keine Illusionen mehr über dich und uns und möchte nur, dass du das weißt. Meine Pflichten kenne ich nun. Ich bin erwachsen ..."
„Du bist sechzehn, Mia.", warf Torben schnaubend ein. „Mit achtzehn wirst du erst erwachsen sein. Vorher werde ich dich garantiert zu gar nichts zwingen, das du nicht möchtest. Einzige Ausnahme ist meine Anwesenheit. Denn die brauchst du gerade dringend, um wieder ganz gesund zu werden."„Du redest und denkst immer nur rein wie ein Mensch. Du wurdest wie ein solcher aufgezogen. Das ist okay für mich. Solange es für dich okay ist, dass ich ein geborener Werwolf bin und weiter wie ein solcher leben werde. Meine Göttin ist Luna, ich walke täglich, ich krächze mit dem Rudel und ich bin jetzt in der Tat schon erwachsen, sonst wäre ich nämlich noch gar nicht hier, Alpha Torben. Dann wäre ich noch zu Hause.
Und nun mach, was du willst. Du bist der Stärkere und ich beuge mich deiner Stärke, ... natürlich. Und du brauchst mir auch nicht noch einmal zu sagen, dass ich deine Nähe brauche. Aus keinem anderen Grund kam ich her. Denn es geht mir bei weitem noch nicht schlecht genug, als dass ich lieber sterben würde, anstatt bei meinem Mate zu sein. Ganz egal ob er nun ein Mensch ist oder nur so tut als ob. Ich denke mal, dass auch du gelegentlich auf deinen inneren Wolf hörst und gegen ihn kämpfst. Doch du bekämpfst dabei lediglich dich selbst, das sollte dir bewusst werden. Deine Natur ist eine andere als die rein menschliche.
Aber nun verstehe ich endlich, warum du damals auf dem Mateball und später beim Markieren so fies und brutal zu mir geworden bist.
Dein innerer Wolf hatte dich übernommen, nicht wahr? Und du hattest keine Kontrolle mehr. In dem Fall kann ich dir nun wohl doch noch dein für geborene Wölfe wirklich unsägliches Benehmen verzeihen."
Sie stand auf und ging zittrig an der Wand abstützend zu ihrem Rucksack hin, der auf dem Stuhl stand, kramte ein Buch heraus, das ihre Schwägerin geschrieben hatte, und hielt es ihm nach kurzem Zögern hin.
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Seelenverwandt Mia - Die Luna des Alpha,# WinterAward2018 (Teil 2) abgeschlossen
Werewolf(Abgeschlossen) Teil 2 Alpha-Reihe Die junge Werwölfin Mia wurde mit 14 Jahren auf einem Ball die Mate des brutalen Alpha Torben, der sie an jenem Abend beinahe umgebracht und später gewaltsam markiert hat. Seither kann sie nicht mehr richtig spre...