Viktor musterte die ausgestreckte Hand des blonden Schrankes. Sie saßen in der schwarzen Limousine und fuhren durch die Straßen der Stadt. Inzwischen war es dunkel und Laternenlichter huschten hinter den verdunkelten Scheiben an ihnen vorbei.
„Waffen, Handy, Silberschmuck." Der Vampir sagte es routiniert und wartete.
Also schaltete Viktor den Pflock in seiner Linken frei und der Blonde zuckte zurück. Viktor krempelte seine Hosenbeine hoch und gab ihm die drei Holzspieße und sein Handy. Der Typ musterte das klobige Gerät. „Aus der Steinzeit? Ist das Teil auch zur Selbstverteidigung? Damit kann man bestimmt einigen das Gesicht einschlagen bevor es den Geist aufgibt."
Idiot, dachte Viktor und griff in seinen Nacken um den Verschluss des Silberkettchens zu öffnen. Es war ein Geschenk seines Bruders. Der Vampir nahm alles an sich, zuckte nicht einmal zusammen als seine Handfläche vom Silber verbrannt wurde, ließ das Fenster einen Spalt herunter und warf alles aus dem Auto.
Scheiße, Viktor hatte gehofft die würden sein Zeug irgendwo einschließen.
Der ältere, Raphael, unterhielt sich angespannt mit dem Mädchen, Miranda – englisch ausgesprochen. Ihm schien die Situation nicht besonders zu gefallen, dabei war Viktor bis dato der Liebling aller Schwiegermütter gewesen. Den Namen des Blonden wusste Viktor noch nicht, den hatte noch niemand angesprochen. Viktor konnte noch immer nicht fassen, dass sie zu zweit, ein ganzes Haus auseinander nehmen konnten. Der Blonde ließ Viktor auch ohne Waffen nicht aus den Augen. Die Fahrt dauerte etwa dreißig Minuten. Viktor starrte perplex aus dem Fenster und versuchte sich nicht mit den Vorstellungen seines baldigen Kerkers verrückt zu machen. Ein tropfender Wasserhahn und kein Werkzeug, eine andere Sklavin, die mit ihren Fingernägeln knipste. Ihn lief es schauernd den Rücken runter. Und dann würden sie ihn nachts rauskommen lassen, um die durstige Lady zu füttern.
Der Wagen hielt an und alle stiegen aus. Natürlich wohnten die Vampire in einer Villa auf der vornehmen Seite der Stadt. Er folgte ihnen als Letzter. Einen Fluchtversuch zu wagen, wäre dumm und sinnlos.
Miranda ließ sich zurückfallen und ging die letzten Meter zum Eingang neben ihm. Der Garten war gepflegt, wahrscheinlich lag ihr Einzug noch nicht sehr lange zurück. Zumindest konnte er sich keinen der drei mit kleiner Schaufel und Buchsbäumchen in den Händen vorstellen. Von außen konnte er erkennen, dass die Villa ein weiteres Stockwerk, eine große Garage für mehrere Autos und lasche Sicherheitsvorrichtungen hatte. Der Zaun war zwar Blickdicht, würde aber leicht zu überklettern sein. Alle Fenster waren mit der gleichen schwarzen Folie bedeckt wie die Limousine.
Als sie die Stufen zur weitläufigen Veranda hinauf stiegen, schwang die Eingangstür auf und zwei fröhliche Frauen kamen heraus gehüpft. Hübsch, jung, menschlich fielen sie den beiden Vampiren um die Hälse. Viktors Gesichtszüge entgleisten und seine Augen kniffen sich abwertend zusammen. Die taten, als hätten sie sich ewig nicht gesehen und vermisst.
Viktor wendete sich grimmig an Miranda: „Warum gehen die töten, wenn sie lebende Blutbeutel haben?" Er hasste diese Bezeichnung: Blutbeutel. Aber zu den Beiden, die jede Abscheu abgelegt zu haben schienen, passte dieses Wort irgendwie doch. Wie konnten die Frauen die Beiden mögen, wenn sie blutbeschmiert nach Hause kamen? Das würde Viktor wahrscheinlich niemals verstehen und mit zweihundertprozentiger Sicherheit, würde er nie so werden wie die.
„Ein Blutbeutel ist gut für zwischendurch, aber satt wird man davon nicht", antwortete Miranda schulternzuckend.
„Oh! Wer ist denn dein hübscher Freund?" Die Rothaarige, die zum älteren Vampir Raphael gehörte, reichte ihm strahlend die Hand.
Ihre Sommersprossen waren niedlich, trotzdem behielt er seine Hände wo sie waren, in den Hosentaschen.
„Ähm, ich bin Lucie." Leicht verlegen zog sie den Arm wieder zurück und wies auf die andere. „Das ist Nena, komm wir zeigen dir alles, während die Abenteurer duschen."
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Blutbeutel einer Vampirin
VampirosAus kontrollierter Ausbeutung wurde unkontrollierte Ausblutung. In nur einer einzigen Nacht, bei einem koordinierten Schlag, gaben sich Vampire der Öffentlichkeit zu erkennen. Angefangen mit der Wandlung eines Rothschilds, endete jedes hohe Amt in d...