8 Eugen

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Stark, unsterblich und keine Beute mehr zu sein, schien auf den ersten Blick verlockend. Aber niemand klärte einen vor der Wandlung über die Blutschuld auf. Sie machte den jungen Vampir zu einem Sklaven und sicher war man als Vampir in Berlin auch nicht mehr. Denn zu den Haussäuberungen bei Tage, kamen auch immer mehr Vampirmorde bei Nacht.

So langsam wurde immer klarer, dass Zain seine Stadt nicht mehr unter Kontrolle hatte.

V****V

Dieser intensive Moment, als die beiden ganz nah vor einander standen und sich mit einem Blick ansahen als wären sie Seelenverwandte, die sich nach einer unendlich langen Trennung wieder sahen, schlug bei Viktor ein wie eine Bombe. Scheiße, dachte er, wie konnten die nach nur einer halben Nacht so zusammen wachsen?

Alle schienen die beiden wie eingefroren anzustarren bis ein Räuspern erklang, von Eugen. Nach einem kurzen Blick auf Viktors fassungslosen Ausdruck, trat Miranda einen Schritt zurück und der Vampir, den sie gewandelt hatte, ließ endlich ihre Hand los.

Dante überzeugte die Mannschaft davon, dass es sinnvoll war einen Vampir in die Gruppe aufzunehmen. Er sagte bewusst nicht „einen weiteren Vampir", denn schließlich war er noch ein Mensch, als er aufgenommen wurde.

Jeder, der nachts Wache stehen musste, konnte Tagsüber nicht zum Säubern mitgehen. Und es brauchte mindestens zwei jeden Tag, die die Felder bewirtschafteten. Sie brauchten jede Hilfe, die sie kriegen konnten und das war allen bewusst.

So wurde nur noch eine Bedingung gestellt, damit Miranda, die ihnen bei Zain nicht mehr helfen konnte, trotzdem bleiben durfte. Sie musste den Schwur der Ks ablegen und ein vollwertiges Mitglied werden. Zudem musste sie wie Dante von nun an Silber am Körper tragen, um von anderen Vampiren nicht gerochen zu werden.

Dante verbürgte sich für sie und noch bevor Viktor oder Miranda etwas dazu sagen konnten, waren sich alle einig und gingen an ihre Arbeit. Da Eugen und Hanna schlafen mussten, würden die beiden erst nächste Nacht eingewiesen werden.

„Du musst am Verdursten sein." Dante krempelte seine Ärmel hoch. Zu dritt waren sie in dem Raum zurück geblieben.

Miranda zuckte mit den Schultern. „Es geht."

Seine Augen zogen sich verärgert zusammen und er senkte die Stimme: „Der Schwur besagt unter anderem, dass du von keinem Menschen trinken darfst. Der wurde extra für mich umgeschrieben. Ich habe mein Wort darauf gegeben, dass du ihn hältst und ich breche mein Wort nicht. Du wirst in meinem Zimmer schlafen müssen. Überhaupt wird es Zeit euer unnatürliches Verhältnis aufzulösen."

Sofort vergaß Miranda die überraschende Freude darüber, ihn wieder zu sehen. Ihre Fangzähne blitzten hervor und die Wut baute sich so schnell in ihr auf, dass der durchtrainierte und um einiges größere Vampir ihrem Blick nicht standhalten konnte und zu Boden sah. „Vergiss nicht wer hier wen erschaffen hat. Du hast mir gar nichts zu sagen!"

„Er hat Recht", mischte Viktor sich ein. Auch wenn es ihm schon jetzt ihm Rachen vor Sehnsucht brannte, diese unkontrollierte Lust nicht mehr spüren zu dürfen, wenn ihr Gift seine Sinne vernebelte, wusste er, dass sie nicht lange hier bleiben konnte, wenn Eugen erfuhr, dass sie ihn noch immer als Blutbeutel nutze.

Blutbeutel...

Er hatte sich so sehr daran gewöhnt, dass ihm selbst dieser Name dafür keine negativen Assoziationen mehr hervorrufte, im Gegenteil...

„Du willst, dass ich in seinem Zimmer wohne?"

Er sah die Erschütterung in ihren Augen. „Ich meine was das Blut betrifft."

Sie knurrte: „Ich scheiß auf den Schwur" und verließ den Raum.

Als der Schall, der geknallten Tür verklungen war, herrschte Totenstille. Die beiden Männer musterten sich ohne ein Wort.

Blutbeutel einer VampirinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt