11 Einsam

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Die Plätze um den Tisch waren besetzt, weitere standen hinter ihren Rücken und sahen konzentriert auf die duzendfach falsch geknickte und mit bunten Farben bemalte gigantische Karte. Eugen markierte die erfolgreich gesäuberten Häuser und machte Pläne für den morgigen Tag. Viktor konnte nicht anders als seinen Kopf so zu halten, dass er Mira wenigstens im Augenwinkel sehen konnte. Sie stand hinter Dante. Während Hanna hinter Eugen ihre Hand auf seiner Schulter abgelegt hatte, war er dankbar, dass Miranda nichts Ähnliches tat.

Sie trug hautenge Jeans mit fransigen großen Löchern an den Knien. Sofort konnte er nicht anders, als sich vorzustellen wie er seine Finger da durch stecken könnte. Ihr Blick war starr auf die Karte gerichtet. Er sah ihr an, dass auch sie sich nicht auf Eugens Worte konzentrieren konnte. Ihr Kopf schien völlig frei von jeglichen Gedanken, als würde sie mit offenen Augen schlafen. Er kannte diesen Zustand, in dem man sein Hirn abschaltete, weil man bald voll da sein musste. Was hat sie vor, fragte er sich, während sein Blick zu ihren Lippen wanderte. Er schüttelte den Kopf um diese Gedanken endlich los zu werden. Dann sah er auf und bemerkte, dass ihn alle anstarrten. Eugen hatte aufgehört zu reden. Viktor schluckte, dann wurde ihm klar, alle dachten, er wäre nicht mit dem Plan einverstanden. „Oh, ich hab nur einen eigenen Plan verworfen", er machte eine wegwerfende Handbewegung „macht weiter."

Eugen räusperte sich und fuhr fort. „Die Mauer wird in den nächsten Tagen zu Ende gebaut und aktiviert werden, dann kommt niemand mehr unbemerkt in die Stadt. Drei von uns sind schon in deren Wachtrupps und Dante lässt sich im Kontrollzentrum einstellen. Wir werden diese Stadt in unseren Händen haben, mit einem neuen Präsidenten. Abgesehen von unseren eignen Vampiren werden nur Menschen hier wohnen, während die Außenwelt glaubt, wir wären wie alle anderen. Nach und nach machen wir das Gleiche mit den anderen Städten."

Na toll, dachte Viktor, während alle planen die Stadt zu befreien, ist mein einziger Plan die Frau dort zu vögeln. Vielleicht ist es doch besser, wenn Eugen uns alle anführt...

Seine Aufmerksamkeit kam aber sofort wieder zu ihr zurück. Wann Dante sie wohl aufgeben würde, wenn sie ihn einfach nicht wollte? Konnte er solange abwarten? Aber was, wenn sie mit Dante zusammen kam, nur um Viktor damit zu verletzen?

Er kam in die Realität zurück als sich alle in Bewegung setzten. Sie stürmten voller Tatendrang zur Tür hinter ihm hinaus und auch Mira kam auf ihn zu. Kaum war sie an ihm vorbei, wurde er von ihrer Hand grob am Oberarm mitgezogen. Das tat wieder ganz schön weh. Mit zusammengebissenen Zähnen, kam er hinter ihr her und musste darauf achten, ihr nicht in die Hacken zu treten. Sie hatten seit gestern nicht miteinander gesprochen und sie schien es einfach nicht mehr auszuhalten. Miranda zog ihn in die Küche und schloss ab. Ihr Körper versperrte die Tür und ihr Ausdruck erinnerte ihn zum ersten Mal wieder an das erste Mal, als sie sich begegnet waren. Sie hatte Wache gehalten, während mindestens 30 Leute getötet wurden. Viktor straffte die Schultern.

„Ist das dein Ernst?" Ihre Stimme war gefährlich gespannt und seine Handflächen wurden feucht. Er wischte sie sich an der Hose ab.

„Du willst, dass ich mit Dante zusammen bin? Und du, du willst wieder zu ihr?"

Sie war gefährlich und skrupellos, aber er konnte einfach nicht lügen auch wenn er wusste, dass er es musste. „Ich will nicht, dass du mit Dante...", er hörte auf zu reden. Er hatte Dante die Hand drauf gegeben.

„Aber du willst lieber mit Ina zusammen sein als mit mir."

Er sah zu Boden, wollte den Kopf schütteln, schaffte es aber noch es nicht zu tun. „Ich kann nicht mit dir zusammen bleiben."

Sie kam auf ihn zu. „Mich interessiert nicht was du kannst und was nicht." Sie packte seinen Kiefer, als wollte sie ihn auch ganz gerne würgen und schob sein Gesicht hoch, damit sie die Wahrheit in seinen Augen ablesen konnte. „Ich will wissen, was du willst." Ihr Griff wurde lockerer als wollte sie sich entschuldigen, aber sie legte noch ihre andere Hand an sein Herz. Ihr Blick durchbohrte ihn. „Was willst du wirklich?"

Blutbeutel einer VampirinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt