Chapter eight

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"Wie war dein Flug?", fragt Sebastian in die merkwürdige Stille. "Ähm, gut. Ich hatte keine nervigen Kinder hinter mir und mein Sitznachbar blieb auch auf seiner Seite. Also ist nichts schief gelaufen, was üblicherweise in Filmen schief läuft", antworte ich und versuche wenigstens ein wenig lustig zu sein.

Daraufhin kommen kleine Lacher, ha GOAL! "Was hast du eigentlich in letzter Zeit getrieben, Kleines?" interessiert sich Robert. Kurz muss ich überlegen: "Mhh, nicht viel. Ich bin zur Schule gegangen, habe viel mit meinem Bruder und seiner Freundin unternommen und solche Sachen halt. Was hast du erwartet?" "Keine Ahnung, vielleicht eine krasse Abschiedsfeier mit deinen Freunden und Verwandten oder irgendwelchen Blödsinn, den ihr gemacht habt. Was macht ihr Teenager heutzutage sonst?"

Stan lacht und wirft ein: "Als ob die noch sowas machen, wie wir es taten. Jetzt wird sich nur noch zum Saufen getroffen." Gespielt beleidigt verschränke ich meine Arme vor der Brust und rechtfertige mich:" Ich bin einfach ein braves Kind. Ich sitze lieber zuhause und lese, gucke irgendwas oder mache was mit meinem Bruder als mich voll laufen zu lassen. Außerdem bin ich erst 16, was heißt ich darf hier in den Staaten noch gar nicht trinken." "Du kommst doch aus Deutschland, da sind die Gesetze in Sachen Alkohol doch lockerer", wirft der Ältere ein. 

"Was du kommst nicht von hier?!", schreit der andere erschrocken. "Ja komme ich, hört man das nicht. Und Robert, ich war dort seit vier Jahren nicht mehr. Und ich darf in Deutschland erst mit 16 Alkohol kaufen. Aber wenn wir irgendwann zusammen dort sind, können wir ja anstoßen", erkläre ich fachlich und genau. Richtiger Besserwisser.

Sebastian kann es immer noch nicht glauben. "Nein, dein Englisch ist perfekt. Also ich meine ein leichter britischer Akzent ist rauszuhören, doch ansonsten hätte es keinen Grund dazu gegeben anzunehmen, dass du nicht von hier bist. Wie hast du es dann geschafft 'ne Rolle zu kriegen? Das soll jetzt nicht abwertend klingen, aber als Nicht-Muttersprachler ist es immer schwerer etwas im Bereich Schauspiel zu finden" meint der Braunhaarige verwirrt.

"Das stimmt, es ist schwerer, aber nicht unmöglich. Außerdem ist meine Mutter Britin, deswegen bin ich zweisprachig aufgewachsen und dadurch sind sowohl Deutsch und Englisch meine Muttersprachen. Deswegen hatte ich in der Hinsicht keine Probleme eine Rolle zu bekommen", erkläre ich. "Welche Sprache sprecht ihr eigentlich Zuhause?", wirft Robert ein. Oh man, ich fühle mich wie in einer Befragung. 

"Größtenteils Deutsch. Wir versuchen dadurch nicht zu vergessen von wo wir kommen und sowas. Ich weiß, ziemlich kitschig und blöd, aber es blieb einfach haften. Doch wenn wir Filme oder Serien schauen, gucken wir die in der originalen Vertonung, falls diese Englisch ist. Das ist einfach die bessere Version", versuche ich meinen Punkt klar zumachen.

"Ich finde das nicht kitschig oder blöd", sagt Sebastian, "ich finde es schön. Ich meine, ich komme auch nicht von hier und kenne den Struggle, deswegen gefällt mir euer Gedanke. Man solle niemals vergessen, wo man angefangen hat. Ich mag das." Robert nickt bestätigend.

Nachdem wir den emotionalen Teil auch abgehackt haben, blödeln wir den Rest der Fahrt nur rum. Ausgelassen labern wir nur Müll und machen uns über alles und jeden lustig. Sei es der Mann mit dem Hund, die aufgetakelte Tussi oder der rote Hydrant am Straßenrand.

Doch dann kommen wir langsam am Set an und mein Herz rutscht mir in die Hose. Wir fahren zum Pförtner, der uns dann durch lässt. Robert parkt den Wagen auf einer Art Mitarbeiter-Parkplatz. Nach einer kurzen Diskussion nimmt Stan meinen Koffer und Robert meine Umhängetasche. Mein Gepäck wollte ich eigentlich alleine tragen, beziehungsweise rollen, aber die Männer sind anscheinend richtige Gentlemen.

Zusammen bestreiten wir unseren Weg zu einem Gebäudekomplex. Daneben steht ein kleines Dorf, gebaut aus Trailern verschiedenster Größen. Staunend betrachte ich alles. An einem solchen Set habe ich noch nie gearbeitet. "Hey Kleines, Mund zu, sonst fliegen Fliegen rein", witzelt Robert. Ich verdrehe nur meine Augen und frage stattdessen: "Wo muss ich mich melden?" "Mach' dir darum keine Sorgen, wir begleiten dich bis zum Büro der Russos. Danach sagst du da 'Hallo hier bin ich'. Dann freuen die sich, du erhälst noch einige Informationen und kannst zu deinem Trailer aufbrechen und ihn vielleicht ein wenig heimisch gestalten, bevor jemand kommt, dich abholt und zum Rest des Teams schleppt", erklärt Robert genau. Jetzt habe ich endlich eine Ahnung, was passiert.

Ich bekomme nur ein gestottertes Okay heraus, bevor wir auch schon ein Gebäude betreten haben und uns den Weg zu einer einfachen Bürotür bahnen. "Wir bleiben hier draußen und warten auf dich", sagt der Jüngere ermutigend. Nach einem tiefen Atemzug klopfe ich an der Tür und öffne sie nachdem ein 'Herein!' ertönt.

Den Rest werde ich mir jetzt erstmal sparen. Alles was Robert vorhergesagt hat trifft bisher zu, so kann ich ruhigen Gewissens nach ungefähr einer viertel Stunde den Raum wieder verlassen und werde von meinen beiden Fremdenführer zu meinem Trailer gebracht. Da bedanke ich mich artig für die Hilfe. Dann werde ich erstmal mit einer Umarmung von jedem verabschiedet und ich kann endlich mein vorübergehendes Zuhause betreten.

Was erwartet man von so einem Trailer? Ich hab alles grundlegende da. Bett, Schrank, Schreibtisch, Regal, Bad mit Dusche, eine kleine Küche und 'n Sofa. Ich kann es mir hier also gemütlich einrichten.

Während ich meinen Koffer auspacke und alles verstaue, höre ich über meine Kopfhörer meine Lieblings-Gute-Laune-Playlist. Tanzend renne ich durch die paar Räume, räume da Klamotten ein, stelle dort Bilder hin und richte mich dort drüben ein. So höre ich nicht das Klopfen an der Tür und auch nicht das Öffnen. Erst ein lautes 'Rose!' holt mich in die wahre Welt zurück.

Erschrocken stolpere ich über meine Tasche, verheddere mich in meinen Kopfhörern und falle der Länge nach hin. Jap, das ist typisch ich. "Oh nein, hast du dich verletzt?", fragt eine mir unheimlich bekannte männliche Stimme mit britischem Akzent. Und dass diese Situation nicht noch peinlicher enden kann, stolpert auch die mysteriöse Person und landet quer auf mir. Die Luft aus meinen Lungen wird aufgrund des plötzlichen Aufpralls herausgepresst. "Uff", muffle ich.

"Oh man, das tut mir so unendlich Leid, Rose. Sorry", entschuldigt sich ein bestürzter Tom. Schnell steht er auf und reicht mir eine helfende Hand. "Kein Problem, habe mich ja nicht schwer verletzt", winke ich ab und lasse mir vom Briten hoch helfen.

Nachdem er sich noch ein weiteres Dutzend entschuldigt hat und es mit einer Einladung zum Eis essen gehen gut machen will, schaut er sich ein wenig um und meint: "Du hast es dir bis jetzt schon sehr schön eingerichtet, aber die anderen möchten dich endlich wiedersehen." Daraufhin zieht er mich an der Hand hinaus und schließt noch fix die Tür hinter sich.

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Ich spiele mit den Gedanken, die Geschichte auch ein wenig über Social Medias laufen zu lassen. Also, dass Teile der Handlung auf "Instagram" oder so passieren. Und über WhatsApp, wenn ihr Lust darauf habt :)

Bis dann
Eure Letara <3

Just luck or more? (Tom Holland FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt