Kapitel 2

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Pov. Vik

"Alter, es ist so kalt in diesem behinderten Wald", murrt Toni neben mir und reibt sich zitternd die Hände.

"Dann lass dich von Nia wärmen", meine ich grinsend, woraufhin Nia nur abfällig brummt, dann aber doch die Arme um seinen besten Freund legt und sie sich aneinander schmiegen, schon cute, die beiden, auch wenn sie wirklich nur Freunde sind. Immer wenn ich sie so zusammen sehe, fühle ich mich ein bisschen einsam... Wahrscheinlich habe ich irgendwie ein Mangel von Körperlicher Nähe oder sowas. Ich meine, seit Charlie und ich Schluss gemacht haben, lief es irgendwie so gar nicht mehr, in meinem Liebesleben. Natürlich, das ein oder anderen One Night Stand, teilweise mochten mich manche vielleicht sogar wirklich, aber es hat sich bis jetzt nichts mehr so wirklich richtig angefühlt, nach naja, Liebe halt. Ok, ziemlich kitschig, aber wahr.

"Hey, das klingt doch wie ein Auto!", sagt Toni plötzlich und ich horche auf. Er hat Recht, aus einiger Entfernung ist eindeutig ein Motor zu hören, der immer näher kommt. Jetzt tauchen auch noch ein Paar Scheinwerfer auf, die dank der schlechten Straße ständig auf und ab tanzen.

"Das müssen Ju und die anderen sein", meine ich und blinzele etwas, vom hellen Licht geblendet. Es dauert nicht lange, dann ist der Wagen schon bei uns angekommen und ich kann Annika durch die Frontscheibe sehen. Hm, vielleicht ist sie ja gar nicht mal so schlecht, also sie ist nett und hübsch auch noch. Darüber habe ich noch nie nachgedacht... aber naja, eigentlich kennen wir uns ja gar nicht mal wirklich. Gott, bin ich echt schon so vereinsamt?

Annika parkt neben meinem Auto auf der großen Lichtung, die Ju als Drehort bestimmt hat und an deren Rand wir jetzt schon ca. 10 Minuten stehen, dann werden die Türen aufgestoßen und mehrere, dunkle Gestalten steigen aus.

"Hey!", ruft eine bekannte Stimme und keine Sekunde später tritt Ju ins Scheinwerferlicht.

"Hiii, man einfach ewig nicht mehr gesehen, wie geht's?", fragt Toni ihn und sie umarmen sich zur Begrüßung fest. Ein leichtes Ziehen breitet sich bei dem Anblick aus... Ich beiße die Zähne zusammen, bin ich jetzt etwa eifersüchtig? Also begrüße ich einfach Annika, Rob und Marius, aber ich werde das Gefühl von Enttäuschung  einfach nicht los. Außerdem versetzt es mir irgendwie einen Stich, dass Ju mich einfach übergeht und stattdessen mit Toni und Nia plaudert.

Ich hatte mich echt gefreut ihn endlich wieder zu sehen, schließlich sind wir schon echt gute Freunde. Vielleicht hat er auch gar keine Hintergedanken dabei und ich sollte einfach selbst auf ihn zugehen? Unschlüssig trete ich von einem Fuß auf den anderen, als plötzlich Ju vor mir steht.

"Hi Vik", sagt er schüchtern lächelnd, als träfen wir uns gerade zum ersten Mal, was irgendwie süß ist und ich umarme ihn erleichtert.

"Hey, da kommen schon die Nächsten!", meint Nia.

Keine fünf Minuten später wimmelt die Lichtung nur so von YouTubern, die sich lachend unterhalten, mit Kamers herumlaufen oder schon mit Marius und Rob den Dreh besprechen. Jegliche gruselige Atmosphäre ist verschwunden -und Ju gleich mit ihr.

Ich suche ihn jetzt schon eine Weile, aber er ist in dem ganzen Getümmel einfach untergegangen. Irgendwie habe ich das dringende Bedürfnis mit ihm zu reden, einfach so über alltägliche Sachen, aber er scheint mir irgendwie aus dem Weg zu gehen... Kurz nachdem er mich dann doch begrüßt hatte, ist er nämlich auch schon sofort wieder abgehauen und ehrlich gesagt, es verletzt mich ein bisschen.

"Eh, Annika?", frage ich und tippe ihr von hinten auf die Schulter.

"Ja, was gibt's?", erkundigt sie sich und ich antworte hoffnungsvoll: "Weißt du zufällig, wo Ju eigentlich hin ist? Ich wollte ihn noch etwas mit ihm bereden, aber er ist irgendwie einfach weg..." Sie runzelt verwirrt die Stirn und schaut sich auf der vollen Lichtung um.

"Du hast Recht er ist einfach nicht da. Hä", meint sie und fährt sich unruhig durch die langen Haare.

"Lass versuchen, ihn anzurufen", schlage ich vor und sie nickt zustimmend. Ich ziehe mein Handy hervor und will schon in meine Kontakte gehen, als mein Blick auf die null Balken oben fällt. Ernsthaft?...

"Scheiße, kein Netz", flucht jetzt auch Annika und wird immer nervöser. Beschwichtigend lege ich ihr eine Hand auf die Schulter, auch wenn ich in Wahrheit selber auch anfange, mir Sorgen zu machen...

"Ich gehe ihn suchen, ok? Vielleicht ist er einfach ein Stück in Wald gelaufen um, keine Ahnung. Irgendwas zu tun?", überlege ich fieberhaft und Annika nickt ermutigend.

Also verliere ich keine weitere Zeit und bahne mir einen Weg durch die Leute, hin zu den düsteren, sich im Wind wiegenden Bäumen...

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Das zweite Kapitel :)



Irrlichter -JUBLALI Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt