[3] First Impressions

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Avery Holmes

Nach stundenlangem Fahren durch die pechschwarze Nacht, einem praktisch leerem Tank und einem Slurpee (ein Slush) einer Tankstelle für Aimee fand ich ein günstiges ‚Motel 6', welches wir nun als temporales Zuhause bezeichnen.

‚Also werden wir hier übernachten?", fragte Aimee, ihre Zunge war blau vom Slushy. Ich nickte, schnallte sie von ihrem Sitz ab und warf unsere Taschen über meine Schulter. Ich warf einen Blick auf das fettgedruckte ‚freies Zimmer', welches unter dem ‚Mtel 6' Schild (das Licht vom O war kaputt) und meine ganze Angst war wie weggewaschen.

Mit Aimee auf meiner Hüfte öffnete ich die Eingangstür und betrat die Lobby. Dort saß hinter einem Tresen eine Frau, welche ungefähr wie fünfzig aussah, sie hielt in ihrer Hand eine Zigarette und als sie uns sah, schnipste sie auf das Ende der Zigarette und warf sie in einen Aschenbecher, welcher in ihrer Nähe stand.

„Willkommen in Motel 6!", lächelte sie uns an, als wir uns dem Tresen näherten. „Ich hoffe, Sie haben den Weg hierher leicht gefunden." Eigentlich wollte ich ihr erzählen, dass ich am Anfang gar keine Ahnung hatte, dass ich hier landen würde, aber stattdessen nickte ich einfach höflich.

„Möchten Sie hiervon etwas?", fragte Aimee und hielt der Frau ihren blauen Slushy entgegen. Heiser lachte die Frau.

„Nein danke, Süße. Wie ist dein Name?", fragte sie und legte ihre Ellbogen auf den Tresen.

„Aimee und ich bin so alt.", sagte Aimee ernst und hielt vier Finger hoch. Ich lachte und legte einen für sie runter, sie zeigte immer aus Versehen die falsche Zahl an. Immer und immer wieder versuchte ich ihr das Zählen bis zehn beizubringen, aber immer hatte sie zumindest zwei Zahlen verwechselt.

„Nun, also ich bin Shirley und ich bin zu alt um es laut auszusprechen.", gackerte Shirley über ihren eigenen Witz und schüttelte ihren Kopf, ihre 90er Jahre Frisur fiel nach vorne und hinten. „Und wie heißt deine Mommy?"

„Mommy", sagte Aimee.

„Sie meint Avery, Avery Holmes.", ich streckte ihr meine Hand entgegen, welche Shirley so fest schüttelte, dass Aimee auch durchgeschüttelt wurde. „Und wir sind für ein Zimmer hier."

Shirley nickte. „Wie viele Nächte werden Sie bleiben?", fragte sie.

„Um...", ich biss mir auf die Lippe, so weit hatte ich noch nicht gedacht. „Wir sind uns nicht sicher, kann ich einfach erst einmal für eine Woche bezahlen?", ich hob eine Augenbraue und hatte Angst, dass sie mich zurückweisen würde. Ich wusste, wenn wir nicht hier bleiben könnten, müssten Aimee und ich im Auto schlafen, was ich noch nicht überlegt hatte.

Shirley nickte. „Für eine Woche macht das dann 500 Dollar.", sagte sie. Ich grub in meinem unglaublich unordentlichen Portmonee und suchte das Geld heraus. „Also dann, hier ist Ihr Schlüssel.", sagte sie und schwang den einzelnen Schlüssel in der Luft. Ich nahm ihn und lächelt. „Ihr Raum ist Raum 36, wenn Sie rausgehen ist auf der linken Seite ein Treppenhaus, welches in den zweiten Stock führt, Sie sind die fünfte Tür hinten."

Ich nickte, verabschiedete mich von Shirley und sobald wir aus der Tür heraus waren, zündete sie sich eine andere Zigarette an. Ich war einfach nur froh, dass Aimee nichts darüber gefragt hatte, weil ich nicht wirklich wüsste, was ich darauf hätte antworten sollen. Wenn ich ihr sagen würde, dass es eine böse Sache sei, würde sie ihren großen, kleinkindlichen Mund öffnen und es Shirley sagen.

„Bekomme ich ein großes Bett?", fragte Aimee, als ich am Türknauf herum drehte. Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung, ich war noch nie in solchen Motels, alles was ich wusste war, dass dies hier das günstigste im Umkreis war und somit war es gut genug für mich.

Motel 6 // n.h [German translation]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt