[1] Escape

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„Avery Holmes, möchtest du mit mir zum Homecomimg Ball gehen?", fragte Jake, seine Haare, welche normalerweise hinten abstanden, waren herunter gegeelt und er streckte mir einen Löwenzahn entgegen. Ich kicherte, Jake war jemand, der immer kitschig und bezaubernd zugleich war.

Ich hatte solche Angst, dass mich niemand wegen des Homecoming Balls fragt. Ich wusste nicht einmal warum, aber es gab mir einfach Selbstbewusstsein, gefragt zu werden. Also zögerte ich nicht, als er mich fragte und sagte ja. Daraufhin gab er mir einen Kuss auf die Wange und sagte mir, dass seine Mutter mich in seinem Minivan abholen würde.

Es kümmerte mich nicht einmal, dass ich in einem Minivan auftauchen würde, weil Jake Yoder mein Date sein würde. Die Mädchen würden mich sehen und direkt hassen, weil ich einen Anspruch auf ihn hatte, was mich nicht schwindelig machen sollte, aber genau das tat es.

Das war der Anfang.

„Guck mal, Aimee, du musst ein Shirt tragen.", seufzte ich, während ich herunter zu meiner drei Jahre alten Tochter schaute. Sie war fast so stur wie ich, was es unglaublich schwer machte, die einfachsten Dinge mit ihr zu tun. Sie schüttelte ihren Kopf aus Protest heftig.

„Aber wie kommt's, dass Daddy ohne Shirt ins Bett gehen kann?", schmollte Aimee. Sie verstand immer noch nicht, weshalb Jungs ohne Shirt rumlaufen könnten und Mädchen nicht. I versuchte immer und immer wieder es ihr zu erklären, aber jeden Morgen kam sie und weckte mich ohne ein Shirt. Jedes Mal, wenn ich nein sagte, hatte sie immer die selbe Ausrede; „Aber mir ist zu warm in meinem Shirt!"

Ich schüttelte meinen Kopf und gab's auf, da es bereits viel später als Aimees Schlafenszeit war. Jake war noch immer nicht zuhause und ich wusste nicht, ob das etwas Gutes war oder nicht. Das könnte zwei Dinge bedeuten; entweder war er mit Freunden unterwegs, oder er trank mit seinen Freunden. Ich hoffte, dass es das letztere sein würde, aber das war sehr zweifelhaft.

Ich krabbelte in Aimees Bett, legte mich neben sie und schlang meine Arme um sie. Das kleine Bett quietschte und knarrte wie immer und Aimee lachte wie sonst auch. Sie dachte, es sei wohl das Lustigste der Welt wie ihr Bett ‚redete'. Ich erzählte ihr nie, dass ihr Vater ihr kein gutes, stabiles Bett kaufen wollte.

„Ich liebe dich bis zum Mond.", flüsterte Aimee, küsste meine Wange und vergrub ihr Gesicht in meiner Brust.

„Ich liebe dich bis zum Mond und wieder zurück.", sagte ich und legte mich zurück ins Kissen.

Für die meisten Leute sahen wir aus wie eine normale, glückliche Familie.

Aber wir sind definitiv keine.

„Das wird spaßig!", wimmerte Jake und zog an meinem Handgelenk. Ich stöhnte und schüttelte meinen Kopf, während ich versuchte mich zu befreien. Die Tigers, das Football Team unserer Schule, hatte wieder ein anderes Spiel gewonnen, weiterhin ungeschlagen. Nun sollte eine große Party bei jemanden zuhause stattfinden und ich wusste, dass meine Mutter wütend sein würde, wenn ich hingehe.

Jake wurde vom süßen Freund zum überkontrollierenden Monster.

„Ernsthaft, ich bin müde.", log ich und fälschte ein Gähnen um es realistischer zu machen. Er rollte mit den Augen und brachte mich zu seinem verbeulten Chevy, der wie Doritos roch. Ich seufzte, ich war erleichtert, das ich nicht gezwungen wurde, zu dieser Party zu gehen. Er wusste, dass ich Partys hasste.

„Du bist ein Baby!", knurrte er und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Ich runzelte die Stirn und schaute auf irgendwelche Dinge draußen, als ich fühlte, wie er seine Arme um meine Taille schlang, seine Lippen waren auf meinem Nacken. „Du willst doch nicht dass ich sauer bin, oder? Es ist eine kleine Party, Ave."

Motel 6 // n.h [German translation]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt