Ein Nichts

733 21 7
                                    

Er scheint nicht so erschrocken zu sein wie ich. ,,Ja.'', sagt er einfach nur. Und dann tue ich das, was ich immer bei scheiss Situationen mache: flüchten. Noch einmal schaue ich in sein Gesicht, dann renne ich weg. Zwar weiß ich nicht wohin, aber das ist mir egal. ,,Hey, ich will dir doch nur helfen.'', höre ich ihn noch rufen. Mit Tränen in den Augen renne ich weiter. Nach ein paar Minuten bleibe ich stehen und setze mich an einen Baumstamm. Ich ziehe meine Beine an meinen Körper und fange schließlich nach langer Zeit mal wieder an zu weinen. Jedoch stumm. Kein laut kommt aus meinem Mund. Am Liebsten würde ich abhauen. Weg aus Kiel, weg von meiner Mutter und all den Problemen. Einen Neuanfang starten, aber ich bin erst 16. Ob meine Mutter wohl gerade an mich denkt? Sich sorgen macht? Was ist bloß aus mir geworden? Ich bin nichts.

Irgendwann stehe ich auf. Dann nehme ich mein Handy raus um auf die Uhr zu gucken. 22:02. Eigentlich sollte ich jetzt Nachhause gehen, aber ich habe keine Lust auf meine Mutter. Vielleicht sollte ich einfach flüchten. In eine andere Stadt. Doch ich habe nicht viel Geld und dann wird das eh nichts. Mit einem etwas mulmigen Gefühl setze ich mich in Bewegung. Und schneller als ich gucken kann stehe ich vor dem Spielautomaten Center. Doch ich habe gerade mal 5€ dabei. Mein Körper schreit danach zu spielen, Geld zu gewinnen und dieses Gefühl zu haben, nicht komplett nutzlos zu sein. Ein paar Minuten stehe ich vorm Eingang darauf zu hoffen, ja worauf hoffe ich eigentlich? Darauf das auf einmal ein 100€ Schein vom Himmel runter segelt? Seufzend mache ich mich auf den Weg ans Wasser. Es ist wenig los, jegliche ein paar Obdachlose oder Pärchen gehe hier lang. Es ist stockdunkel, die einzigen Beleuchtungen sind Laternen. Nach zwei drei Minuten umsehen und beobachten beginne ich zu joggen. Das hilft mir den Kopf frei zu kriegen und mich abzureagieren. Nach unbestimmter Zeit bleibe ich stehen. Wieder einmal werfe ich einen Blick auf die Uhr. 23:14. Schließlich gehe ich dann doch Nachhause.

So leise wie es geht mache ich Zuhause die Tür auf und schleiche mach oben. Auf der Treppe vernehme ich ein Schnarchen. Erleichtert atme ich auf, meine Eltern schlafen. In meinem Zimmer ziehe ich mich um und lege mich direkt ins Bett. Am nächsten Morgen werde ich von einer gereiztem Stimme geweckt: ,,Wo warst du gestern Abend?'', schreit mir eine Stimme halbwegs ins Ohr. Sofort öffne ich meine Augen auf und richte mich auf. War ja klar, meine Mutter. Innerlich Rolle ich mit den Augen aber von außen setze ich mein Pokerface auf. ,,Wie spät ist es?'', sage ich verschlafen und ignoriere ihre Frage. Ich gucke auf den Wecker. 6:30. also gut in der Zeit. ,,Antworte mir!'', sagt sie drohend. ,,Sonst was? Willst du ich schlagen? Dann gehe ich nämlich zur Polizei.'', drohe ich und richte mich ebenfalls auf. ,,Wir wissen beide das du das niemals tun würdest.'', sagt sie und guckt mich überlegend an. ,,Das wirst du schon sehen.'', ich wende mich von meiner Mutter ab und suche mir irgendwelche Anziehsachen zusammen, dann gehe ich ins Bad, meine Mutter ignorierend.

Danach gehe ich nach unten schnappe mir Apfel und Skateboard und verschwinde, ohne nochmal mit meiner Mutter geredet zu haben, aus dem Haus Richtung Schule

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Danach gehe ich nach unten schnappe mir Apfel und Skateboard und verschwinde, ohne nochmal mit meiner Mutter geredet zu haben, aus dem Haus Richtung Schule. Vor der Klasse atme ich noch einmal tief durch, dann öffne ich die Tür. Zügig gehe ich auf meinen Platz. In der Klasse ist es wie immer: Laut, stickig und unaushaltbar. (Gibt es das Wort?😂)

Ich hole meine Mathe Sachen raus und gehe dann noch einmal kurz ans Handy. Dann kommt auch schon der Lehrer.

Fluchtartig verlassen alle Schüler nach der letzten Stunde die Klasse, einschließlich ich. Im Flur kommen mir dann auch noch die bescheuerten Badboys entgegen, wenn man die überhaupt so nennen kann. Alle 5 gehen die hier lang wie die Kings, jeder macht ihnen Platz und hat Respekt vor ihnen. Leider gehöre ich auch dazu. Und wenn man Pech hat wird man zum Opfer, einfach so ohne Grund. Ich bin so in meinen Gedanken gewesen, dass ich plötzlich gegen eine Brust gelaufen bin. Ich schaue hoch und blicke direkt in die Augen von eines dieser Typen. ,,Sorry.'', sage ich schnell, gehe einen Schritt und will rechts vorbei gehen, doch die anderen stellen sich vor mich. ,,Ich würde ja wirklich gerne mit euch plauschen, aber ich habe keine Zeit.'', sage ich genervt. ,,Du weißt aber schon wer wir sind?'', sagt nun einer. ,,Das muss ich jetzt nicht ernsthaft beantworten oder?'', schließlich schubse ich den einen beiseite und gehe einfach an ihnen vorbei. Doch dann vernehme ich ein aufgebrachtes ,,Hey!'', und Schritte und dann wird mir klar, dass ich vielleicht die Flucht ergreifen sollte. Das tue ich dann auch. Ich renne über den Schulhof und über den Parkplatz. An der Straße steige ich auf mein Skateboard und sause los. Ich drehe mich um und erleichtert muss ich feststellen, dass die anderen keine Chance haben und aufgehen haben. Aber was wird morgen? Warum können es nicht weniger Probleme werden, statt dessen werden es immer mehr.

Zuhause angekommen bemerke ich, dass ich Sturmfrei habe. Glücklich deshalb pflanze ich mich aufs Sofa und mache den Fernseher an.

Den ganzen Tag über mache ich genau das, was ich sonst, wenn meine Mutter da wäre, nicht dürfte. Am Abend beginne ich etwas zu skeptisch zu werden. Wo verdammt ist sie? Ihr die Blöße geben, sie anzurufen, gebe ich mir ganz sicher nicht. Um 10 Uhr Abend entscheide ich mich dann ins Bett zu gehen. Nach Zähneputzen und umziehen liege ich nun im Bett. Beim Augen schließen schießt mir der Unbekannte wieder ins Auge, ob das Zufall war, dass er direkt da war, um mich zu retten? Oder ist er mir gefolgt, um mir nach zu spionieren? Ich sollte auf jeden Fall aufpassen, denn wenn er auch nur eine Sache aus meinem Scheiss Leben erfährt, könnte das alles verändern... oder will ich vielleicht sogar diese Veränderungen? Bei den ganzen Überlegungen schlafe ich dann ein...

Es liegt in deinen Händen!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt