Es gibt genau zwei Möglichkeiten: Entweder ich haue ab und hoffe darauf, dass Niko die Klappe hält oder ich bleibe und überrede ihn dazu, dicht zu halten. Möglichkeit eins erscheint mir deutlich entspannter zu sein, jedoch müsste ich dann Nachhause und habe keine Sicherheit. Niko könnte dann schließlich einfach zur Polizei gehen. Außerdem würde ich Niko enttäuschen und aus irgendeinem Grund, will ich das am allerwenigsten...
Nach langem hin und her entscheide ich mich dazu zu bleiben und wie eine, ausnahmsweise mal, erwachsene Person mit Niko darüber zu reden und ruhig, gefasst und klar im Kopf zu sein. Außerdem muss ich ihm eintrichtern, dass er gefälligst seine Klappe halte soll.
Schneller als ich mich versehe, ist es 16 Uhr. Den Tag über habe ich eigentlich nichts gemacht außer die Freiheit in Nikos Wohnung ausgenutzt, die mir sonst verwehrt bleibt. Schnell beseitige ich noch das Chaos, was ich auf Nikos Wohnzimmertisch hinterlassen habe, dann höre ich auch schon die Haustür ins Schloss fallen. Aus dem Flur höre ich wie Niko seine Schuhe und Jacke auszieht und dann ins Wohnzimmer kommt. ,,Du bist noch da.'', lächelt er und wirkt beinahe erleichtert. ,,Äh ja..'', lächele ich ebenfalls matt. ,,Hast du Hunger?'', fragt er, schiebt seine Tasche unachtsam zur Seite und geht in die Küche. ,,Äh Ne, ich habe mir Pizza bestellt.'', ,,Mit welchem Geld?'', ,,Ich hatte noch was in der Hosentasche.'', sage ich zögernd. Dass das Geld eigentlich geklaut ist, muss er ja nicht wissen. Niko nickt. ,,Ich packe eben meine Tasche aus.'', sagt Niko nachdem er gierig was getrunken hat. Ehe ich mich versehe ist er mit seiner Tasche in den Flur verschwunden. Ob ich mit 21 auch so gut organisiert bin? Wohl eher nicht...
,,So fertig.'', sagt er nach 5 Minuten und schmeißt sich erschöpft neben mich aufs Sofa. ,,Sag mal, hast du gar kein Training?'', fragt er auf einmal verwundert. Ich zucke mit den Schultern. Ich habe es Niko zwar noch nicht gesagt, aber ich überlege aufzuhören. Das Handball spielen ist nur eine Barriere für mich in meinem jetzigem komplizierten Leben und es wäre einfacher, wenn ich einfach aufhöre. ,,Wie jetzt?'', fragt er. ,,Naja, vielleicht lasse ich das einfach.'', sage ich, als wäre es das normalste der Welt, um keine große Diskussion anzufangen. ,,Was? Du willst hinschmeissen?'', fragt er erschrocken. ,,Egal, das überlege ich mir noch mal.'', winke ich ab. ,,Niko, es gibt eine viel wichtigere Sache..'', beginne ich und habe sofort seine volle Aufmerksamkeit. ,,..ich muss wieder Nachhause. Ich... ich kann einfach nicht ins Heim, Niko. Weißt du wieso? Dort ist es wie im Gefängnis. Man hat überhaupt keine Freiheit mehr und geregelte Ausgehzeiten. Und ich brauche meine Freiheit. Und jetzt gerade besitze ich sie und die will ich auf gar keinen Fall aufgeben.'', äußere ich mich und hoffe, dass Niko jetzt einfach diese Situation akzeptiert. Wenn ich schon an das Spielautomaten Spielen denke, das könnte ich niemals weiter führen wäre ich im Heim. Spätestens nach 2 Wochen wäre ich mit Sicherheit aufgeflogen. ,,Du willst also geschlagen werden? Das jeden Tag verheimlichen? Mila, ich kann das nicht mitansehen.'', sagt Niko ruhig und schaut mich bittend an. ,,Das musst du auch nicht.'' murmele ich. ,,Vielleicht sollten wir jetzt erstmal etwas runter kommen und keine voreiligen Entscheidungen treffen, Mila.'', sagt Niko und schaut mich eindringlich an, woraufhin ich meinen geöffneten Mund wieder schließe. Ich sage es ja nur ungerne, aber aus irgendeinem Grund bin ich vor Niko nicht mehr so locker und taff und das stört mich extrem!
,,Scheisse.'', entfährt es mir plötzlich. Panisch schaue ich Niko an, welcher gerade am Handy auf dem Sofa sitzt und chillt, ebenfalls wie ich. ,,Was?'', murmelt er leicht abwesend. ,,Ich war nicht in der Schule.'', sage ich immer noch panisch. Das ganze wäre ja ganz lustig, immerhin haben Niko und ich ernsthaft vergessen, dass ich in die Schule muss, wäre da nicht der Hintergedanke, dass die Schule Zuhause angerufen haben könnte. Dann würde es nämlich mächtig Ärger geben. Nun schnellt Nikos Kopf nach oben. ,,Heute ist Freitag.'', sagt er dann einfach nur überlegend. ,,Jaaaaa, heute ist Freitag.'', sage ich und schlage ihm leicht gegen den Hinterkopf. ,,Ich...ich musss sofort Nachhause.'', murmle ich leise, stehe auf und gehe in den Flur, um mir Schuhe und Jacke anzuziehen. ,,Was wieso?'', fragt Niko und kommt mir eilig nachgelaufen. ,,Weil meine Mutter ausflippt, wenn ich ihr keine vernünftige Ausrede auftische und je länger ich weg bleibe, desto schlimmer wird es.'', sage ich ruhig. ,,Äh, bist du sicher?'', fragt Niko besorgt. ,,Todsicher.'', sage ich entschlossen. Ich will gerade aus der Tür stürmen, bis Niko mich an den Schultern fest hält und somit in meiner Bewegung stoppt. Überrascht schaue ich zu ihm auf. Ernst schaut er mich an. ,,Pass auf dich auf Mila. Hier meine Nummer, versprich mir, dass du mir schreibst, wie alles ausgegangen ist und ob es dir gut geht, Ok?'', fragt er und streicht mir wiederholt über die Wange. ,,Ich..ich, Ja mache ich'', sage ich leicht überrumpelt von der plötzlichen Fürsorge und stecke seinen Zettel ein. Niko nickt, dann verschwinde ich aus dem Türrahmen und schlage die Tür hinter mir zu.
Mit pochendem Herzen und schweißnassen Händen stecke ich den Schlüssel in die Tür und drehe ihn nach rechts. Dann betrete ich den Flur. Da ich es hinter mich bringen will, rufe ich: ,,Mama? Bist du zuhause?''
Schneller als ich gucken kann steht sie im Flur. In ihrem Gesicht spiegelt sich pure Wut wieder. ,,Wo warst du?'', fragt sie mit zusammengepressten Zähnen und einem Tonfall, der mein Herz noch mal um ein dreifaches schneller schlagen lässt. Den ganzen Weg über habe ich mir Sätze zusammengelegt, die logisch klingen würden, doch jetzt ist alles wie weggeblasen. Kein einziges Wort ist mehr im meinem Gehirn. Anstatt irgendwas zu sagen, schaue ich sie also völlig ausdruckslos an, so wie immer. Angst oder generell Gefühle zu verstecken, darin bin ich Profi. ,,Ich fragte, wo...'', sie kommt auf mich zu und schlägt mir gegen die Wange. ,,..warst..'', und noch ein Schlag. ,,..du.'', dies mal war der Schlag so doll, dass ich Mühe hatte, nicht die Orientierung zu verlieren und um zu kippen. Ich spüre wie meine Wange pocht, versuche jedoch diesen Schmerz auszublenden. Vielleicht hätte ich während sie mich schlägt mich wehren oder schreien sollen, dass sie gefälligst aufhören soll, doch ich war wie versteinert und so sehr ich es auch versuche, kein Ton kommt mir über die Lippen.
Da ich meiner Mutter immer noch keine Antwort gegeben habe, schlägt sie mich weiter. Mal gegen die Wange, oder in den Bauch. Inzwischen stehe ich jedoch nicht mehr. Die Schmerzen waren zu groß, als das ich hätte stehen können. Während meine Mutter also all ihren Frust an mir rauslässt und mich immer wieder schlägt wird mir eins bewusst: Ich bin gefangen. Gefangen zwischen Gewalt, Sucht und Schmerz. Und niemand kann mir hier raushelfen.Hi Leute, ihr merkt es wird emotionaler und trauriger. Zumindest versuche ich es so rüber zubringen. Ob es mir gelingt ist natürlich eine andere Sache. Über Reviews würde ich mich sehr freuen. Euch erscheint es vielleicht als unlogisch, dass Mila alles über sich ergehen lässt, aber bei Schock Situation kann man sich oft nicht bewegen oder reden, das ist menschlich.
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Es liegt in deinen Händen!
FanfictionWie das Leben läuft, liegt eigentlich an einem selbst. Man hat es in eigener Hand. Doch irgendwann hat man keine Kraft mehr sein unperfektes Leben zu leben. Wenn gerade alles scheisse ist, du keinen Ausweg mehr weißt, liegt es nur noch in deinen Hän...