Ein Herz gefasst

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Erstaunt schaue ich ihn an. ,,Wow, so viel Feingefühl hätte ich dir gar nicht zugetraut.'', woraufhin er aufstöhnt. ,,Kannst du nicht einmal ernst sein?'', fragt er ebenfalls das Lachen verkneifend. ,,Ok, du hast recht.'', stimme ich letztendlich grinsend zu.
,,Gut, dann schieb jetzt dein süßen Arsch nach oben und geh zu ihm. Und vorher sagst du noch bei Flo Bescheid.'', fordert er mich auf.
Seufzend nicke ich, richte mich auf und mache mich auf den Weg zu Flo. Er ist gerade dabei, was mit den kleinen Kindern zu machen.
,,Flo?'', unterbreche ich sie beim Spielen. ,,Was gibts?'', fragt er konzerntriert, während er einen Mikado Stab versucht zu nehmen, ohne das es wackelt. ,,Ich geh jetzt etwas raus .'', gebe ich ihn Bescheid. ,,Der hat gewackelt.'', ruft Mia plötzlich dazwischen. Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen. ,,Mist!'', schimpft er frustriert. Schließlich wendet er sich mir zu. ,,Nur wegen dir.'', schiebt er die Schuld auf mich, woraufhin alle Kinder anfangen zu lachen. ,,Ja sicher.'', rolle ich grinsend mit den Augen. ,,Wohin gehts denn?'', fragt er, während er aufsteht und mich nach etwas Abseits bringt. ,,Ähm ist das so wichtig?'', frage ich unsicher.
Ich will es ihm nicht erzählen, denn ich habe Angst, dass er es mir wieder ausreden will oder es mir sogar nicht mal erlaubt.
,,Natürlich, falls dir was passiert?'', fragt er Stirnrunzelnd. ,,Das hatten wir dich jetzt schon 100 mal.'', hängt er dran. ,,Ich geh zu Niko.'', platzt es schließlich aus mir raus. ,,Der Niko?'', fragt er erstaunt. ,,Was willst du denn da? Bist du dir sicher das du das kannst?'', fragt er besorgt. ,,Ja!'', sage ich fest entschlossen. ,,Wo wohnt er?'', ,,Hassee.'', ,,Gut, ich fahre dich!'', ,,Du musst das nicht..'', fange ich an, doch er unterbricht mich. ,,Ich mache das gerne.'', sagt er liebevoll. Ich kann nicht verhindern, dass sich auch meine Mundwinkel heben. Ich hatte damals echt Glück ihn als Aufpasser zu bekommen.
,,Soll ich mit reinkommen?'', fragte er, als wir angekommen sind. ,,Nein, dass muss ich alleine machen.'', schüttele ich den Kopf. ,,Milli, ich bin stolz auf dich.'', lächelt er. Ich lächele, dann steige ich aus und bewege mich auf die Haustür zu, bei der ich zuletzt vor einem halben Jahr war.
Mit klopfendem Herzen und einem fetten Klos im Hals lege ich meinen Finger auf die Klingel.
Es fühlt sich wie Stunden an, bis die Tür aufgeht.
Und dann steht er vor mir. ,,Milli?'', fragt er ungläubig. Nervös schaue ich auf den Boden. Ich weiß nicht was ich sonst machen soll. ,,Ich kann gar nicht glauben, dass du hier bist.'', sagt er leise. Schließlich schaue ich wieder auf. ,,Kann ich vielleicht reingekommen?'', frage ich schüchtern, woraufhin sich seine Mundwinkel heben. ,,Klar.'', sagt er und öffnet die Tür ein Stück breiter.
Schweigend ziehe ich meine Schuhe und meine Jacke aus, während Niko mich beobachtet.
,,Willst du was trinken oder so?'', fragt er, während er ins Wohnzimmer geht. ,,Ja gerne.'', meine Kehle fühlt sich so an, als hätte ich seit Wochen nichts mehr getrunken.
,,Milli, was machst du hier?'', fragt Niko schließlich, nachdem er sich auch hingesetzt hat und wir einen Augenblick beide geschwiegen haben.
Ich nehme noch mal ein Schluck Wasser um etwas Zeit zu schinden. ,,Wieso hast du das getan?', stelle ich leise eine Gegenfrage. ,,Was hätte ich sonst machen sollen?'', macht er das Schema weiter. Keiner von uns beiden ist bereit irgendwelche Fragen zu beantworten. ,,Dein versprechen einhalten sollen?'', belle ich wütend. ,,Falls du hören willst, dass es mir leid tut und das ich meine Entscheidung, deine Mutter anzuzeigen bereue, kannst du lange warten.'', sagt er abgeklärt. ,,Und ehrlich gesagt frage ich mich, was du nach einem halben Jahr hier willst.'', ergänzt Niko.
Mit Tränen in den Augen schaue ich zu ihm auf. ,,Dann scheint es dir ja egal gewesen zu sein, dass du mein Leben zerstört hast!'', schreie ich traurig. ,,Jetzt tu mal nicht so als würde es dir jetzt scheisse gehen. Ich weiß ganz genau, dass es dir wieder besser geht. Deine Augenringe sind weg, du wirkst fitter und frischer. Beim Training habt ihr gefühlt nur scheisse gemacht und rumgealbert. Also spiele mir hier nichts vor.'', versucht er mir klarzumachen. ,,Ja, nach einem halben Jahr geht es mir gut. Weißt du was ich alles durchstehen musste? Nein! Du hast keine Ahnung, also labere keine scheisse! Ich habe dich gebraucht Niko!'', schreie ich vorwurfsvoll. ,,Milli ich... weißt du wie du mich damals angeschrien hast? Außerdem wusste ich gar nicht, wo du jetzt lebst.'', erklärt er und gestikuliert wild mit seinen Händen. ,,Ach das hätte man ja wohl rauskriegen können. Du hast meine Handynummer.'', mache ich ihn weiter Vorwürfe. ,,Man Milli! Ich dachte du willst mit mir abschließen ok? Woher soll ich wissen, dass du mich brauchst. Ich dachte, du meldest dich, wenn du meine Hilfe brauchst.'', ,,Dann kennst du mich wohl schlecht.'', murmele ich. ,,Stimmt! Die großartige Milli ist zu stur, um sich zu melden.'', sagt er sarkastisch. Sofort spüre ich, wie mein Herz sich zusammen zieht.
Ich will gerade was erwidern, da klingelt es an der Haustür. Wieso gerade jetzt!
Genervt steht Niko auf und geht zur Haustür. ,,Hi, was machst du hier?'', höre ich ihn gendrvt sagen. ,,Alter! Bist du mit dem falschen Fuß aufgestanden?'', erwidert eine männliche Stimme. ,,Kann ich reinkommen?'', hängt er fragend dran.
Bitte nicht...
,,Äh wieso? Passt gerade ehrlich gesagt nicht so..'', stammelt Niko. ,,Wieso? Störe ich etwa?'', fragt er und sofort höre ich seinen perversen Unterton. ,,Was? Nein!'', sagt Niko sofort. ,,Na gut dann komm!'', fordert Niko schließlich. ,,Hast du Besuch?'', ,,Kann man so sagen..'', ,,Jetzt bin aber neu..'', höre ich die männliche Stimme noch sagen, dann betritt die Person das Wohnzimmer und sie verstummt. ,,Ist sie das?'', höre ich ihn leise sagen und ich merke, wie er mich einmal von Kopf bis Fuß betrachte. Unwohl Rutsche ich auf meinen Platz hin und her. ,,Ja..'', murmelt Niko. ,,Willst du was trinken?'', stellt er ihm dieselbe Frage. ,,Ja ein Wasser gerne.'', antwortet er und schaut mich dabei unentwegt an. Eilig verschwindet Niko in die Küche. Ihm scheint es wohl genauso unangenehm zu sein wie mir. Nur kann ich nicht wie ein kleines Kind weg rennen.
,,Du bist also dieses Mädchen.'', stellt er fest und setzt sich direkt neben mich. Sofort frage ich mich, wie viel er seiner Mannschaft erzählt hat, wie er mich dargestellt hat und wie die Person neben mir heißt.

Zur Feier des Tages (Ich bin heute bei THW gegen Altenholz) ein neues Kapitel :)

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