,,So so, wo hast du denn Schmerzen?'', fragt er nun mich. Überall. ,,Am Rücken. Und auch etwas am Bauch.'', sage ich ehrlich. ,,Dann zieh bitte einmal deinen Pullover aus und leg dich auf die Liege.'', bittet er mich während er sich Handschuhe anzieht. ,,Sag Bescheid, wenn es zu starke Schmerzen sind.'' Er beginnt meinen Bauch abzutasten. Da ich schon schlimmere schmerzen erlebt habe, beiße ich die Zähne zusammen und gebe keinen Ton von mir. ,,Wie alt bist du?'', fragt er in die Stille. Ich hatte gehofft, dass keine persönlichen Fragen gesteckt werden, doch ich wurde mal wieder eines besseren belehrt. ,,16.''
,,Du hattest Glück. Ein paar Schläge mehr und es wäre schlimmer für dich gelaufen.'', sagt er am Ende. Erschrocken reißen Niko und ich unsere Augen auf. ,,Woher..?'', stammele ich unruhig. ,,Ich bin vielleicht alt, aber nicht blöd. Aber keine Sorge, ich habe Schweigepflicht. Ihr solltet trotzdem dringend was dagegen unternehmen. Es kann auch mal weitaus schlimmer enden.'', dabei schaut er Niko mit Nachdruck an, dieser rutscht unruhig auf seinen Stuhl hin und her.
Nachdem der Arzt mir noch eine Salbe mitgegeben hat und 5 Tage Bettruhe verordnet hat, gehen wir wieder. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man eigentlich im Krankenhaus bleiben müsste, aber ich denke, dass er bei mir eine Ausnahme gemacht hat.
Im Auto bitte ich Niko darum nicht mit auszusteigen, weil meine Mutter zuhause sein wird, doch er lässt sich nicht überreden, weswegen wir beide dann letztendlich vor meiner Haustür stehen und gespannt darauf warten, dass meine Mutter die Tür öffnet. Ich bin gespannt, weil ich wissen will, wie meine Mutter in Gegenwart eines Fremden sich mir gegenüber verhält und Niko ist gespannt, wie meine Mutter aussieht. Er hat mir versprochen sich ganz normal zu verhalten.
Nach kurzer Zeit öffnet meine Mutter die Tür. Erst schaut sie mich mit ihren Todesblick an, doch als sie Niko entdeckt, ändert sich ihre Mine zu einer freundlichen, die ich ihr glatt abkaufen würde. ,,Hallo Milli, da bist du ja endlich, ich habe mir schon Sorgen gemacht.'', sagt sie und schaut mich mit liebevollen Blick an. Ich weiß gar nicht, wann sie mich das letzte mal so angesehen hat. Innerlich speichere ich mir diesen Blick ab, um meine Mutter auch noch anders in Erinnerung zu behalten. ,,Und wer sind sie, wenn ich fragen darf?'', fragt sie nun an Niko gewannt und tritt zur Seite, um mich rein zu lassen. ,,Nikolaj Bilyk, ich bin ein guter Freund ihrer Tochter.'', stellt er sich vor. Es war fast amüsant mit anzusehen, wie beide Schauspielern. Doch beide verraten sich, Niko hat seine linke Hand vor Wut auf sie zu einer Faust gedrückt und meine Mutter fährt sich immer wieder unruhig durch ihre Haare.
,,Niko und ich gehen noch etwas hoch. Vielleicht schläft er sogar hier.'', sage ich und lasse meiner Mutter gar keine Chance zum protestieren. Nachdem wir beide die Schuhe ausgezogen haben, gehen Niko und ich die Treppen hoch. Ich drehe mich dabei noch einmal zu meiner Mutter um, die mich mit einen Blick ansieht, der meine Knie weich werden lässt. Ich bin froh, das wir an der Treppe ein Geländer haben..
Den Abend über verbringen wir mit Nikos Netflix Account. Er verspricht mir sogar ihn mir auszuleihen. Mit leuchtenden Augen habe ich mich bedankt. So gegen 11 Uhr schlafe ich mit meinen Kopf auf Nikos Brust und viel Geborgenheit ein. Mit ihm an meiner Seite fühle ich mich sicher.
Am nächsten morgen werde ich durch die Sonne, die durch mein Fenster scheint, wach. Eine Weile lege ich noch auf meinen Bett und denke nach.
Ich habe lange nicht mehr gespielt und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht langsam mal wieder spielen muss. Einmal habe ich versucht damit aufzuhören, die Folgen waren jedoch nur, dass ich währenddessen Aggression hatte und danach noch mehr gespielt habe, weswegen ich mich nie getraut habe, noch mal einen neuen Versuch zu starten.
Neben mir, beziehungsweise unter mir, fängt Niko langsam an wach zu werden. ,,Das Bett ist eindeutig zu klein für mich.'', murmelt Niko und reibt sich die Augen. Grinsend wende ich meinen Blick von ihm ab und schaue auf seine Füße, welche am bettende runter hängen. ,,Ich habe vor 5 Jahren beim Kauf des Bettes auch nicht mit eingeplant, dass hier drauf ein zwei Meter Handballer schläft.'', erwidere ich dann. ,,Ach echt?'', murmelt er ins Kissen und öffnet schließlich seine Augen. ,,Eigentlich kann ich dich ja jetzt hier nicht mehr alleine lassen.'', überlegt Niko. Ich erwidere nichts darauf. Leider ist es die bittere Wahrheit.
,,Am besten bist du erstmal heute bei mir. Da kannst du dich auch erholen und ich bin bei dir.'', sagt Niko. Also machen wir beide uns fertig, wobei Niko mir mehrmals sagt ich solle das im sitzen und mit so wenig Bewegung wie möglich machen, dann machen wir uns auf den Weg zu ihm. Meiner Mutter habe ich davon nichts erzählt. Auf den Weg holen wir noch Brötchen.
,,Ich habe heute noch Training. Du kannst ja währenddessen weiter die Serie schauen.'', grinst Niko. Ich stimme zu. ,,Sag mal was ich dich schon immer fragen wollte, hattest du während des Trainings, als ich dich nach dem klauen wieder getroffen habe, Schmerzen? Oder warum ist dein Trainer so ausgerastet?'' Ich bin mit Schmerzen zum Training gekommen, habe dann scheisse gespielt, der Trainer hat mich gefragt woran das liegt und sagte er würde gerne eine logische Erklärung. Er wusste, dass irgendwas nicht stimmt. Ich habe jedoch den Mund gehalten. Dann musste ich zuschauen.'', ,,Und hast du dich seit dem wieder blicken lassen?'', ich schüttele mit den Kopf. ,,Das war keine kluge Entscheidung. Er wird stinksauer sein..'', ,,Was hätte ich denn machen sollen? Mit quälenden Schmerzen spielen?'', werde ich nun etwas zickig. ,,Nein, nein. Aber du hättest dich entschuldigen können.'', ich zucke mit den Schultern. ,,Milli, bitte sei jetzt ehrlich: Verheimlichst du mir noch irgendwas?'', fragt er plötzlich und schaut mich durchdringend an. ,,Nein.'', lüge ich und schaue ihm kontrolliert ins Gesicht. Mein Herz droht dabei jedoch zu zerreißen...
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Es liegt in deinen Händen!
FanfictionWie das Leben läuft, liegt eigentlich an einem selbst. Man hat es in eigener Hand. Doch irgendwann hat man keine Kraft mehr sein unperfektes Leben zu leben. Wenn gerade alles scheisse ist, du keinen Ausweg mehr weißt, liegt es nur noch in deinen Hän...