Armseliges Leben

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Gestresst lasse ich meinen Stift fallen. Noch 5 Minuten bis wir die Klausur abgeben müssen und ich habe gerade mal 1/4 geschrieben. Ich hasse Bio. Nach 5 Minuten sammelt unsere Lehrerin unsere Texte ein und entlässt uns alle. Endlich Schulschluss. Völlig erschöpft trotte ich zur Bushaltestelle. Da ich nämlich wusste, dass der Tag so anstrengend wird, habe ich mich bewusst für diesen entschieden.
Als ich einen Bus kommen höre, wende ich meinen Blick vom Handy ab und gucke ob es der richtige ist. Nein, er fährt zum Hauptbahnhof. Oder soll ich was in der Innenstadt essen? Schnell gucke ich, ob ich noch Geld für essen hätte. Ja noch 5€. Also steige ich spontan in den Bus und lasse mich zum Bahnhof fahren. Dort steige ich aus und gehe erstmal Richtung Vapiano. Günstig, lecker und super Aussicht. Zu meinem Pech fängt es an zu regnen, weswegen ich mich nach drinnen setze. Mit schnellen Schritten gehe ich an einen Zweiertisch am Fenster mit perfekter Aussicht aufs Meer. Nachdem ich mir den Platz mit meiner Jacke reserviert habe, gehe ich zum Essen. Ich entscheide mich für Nudeln mit einer Cola. Dafür reichen zum Glück auch meine 5€. Gedankenverloren esse ich meine Nudeln und schaue immer wieder aufs Wasser. Ich liebe das Meer, es hat für mich sowas wie Freiheit und Unendlichkeit. Freiheit ist für mich sehr wichtig, leider hatte ich das nur nie in meinem Leben. Erschrocken merke ich wie eine Träne meine Wange runterläuft. Schnell wische ich sie weg und esse weiter. Nachdem ich meine Nudeln aufgegessen habe, bleibe ich noch ein wenig sitzen weil ich zum einem Zeit schinden will und es zum anderen noch draußen regnet. Zum Glück habe ich noch meine Cola, sonst wäre es irgendwie peinlich hier noch zu sitzen. Kurz schaue ich auf mein Handy. Meine Mutter hat mich mit Nachrichten bombardiert.
,Wo bist du?'
,Wenn du jetzt nicht sofort zuhause bist, wird das konsequenten geben'
,Du solltest lieber nicht Nachhause kommen'

Mit zitternder Hand stecke ich mein Handy wieder weg und nehme noch einen Schluck Cola.
Auf einmal werde ich von hinten angetippt. Erschrocken zucke ich zusammen und drehe mich um. Der Mann! ,,Verfolgen sie mich oder was?'', frage ich unfreundlich. Mir ist gerade nicht nach reden! (Was jeder normale Mensch sehen würde) ,,Äh Nein?'', sagt er und setzt sich mir gegenüber hin. ,,Wie geht's dir?'', fragt er mitfühlend und legt seine Hand auf meine Hand, die auf dem Tisch liegt. ,,Äh super?'', schauspielere ich und tue so, als sei ich verwirrt. ,,Ich bin nicht dumm. Ich saß nur zwei Tische weiter, du warst sehr in Gedanken.'', ,,Darf man das heutzutage nicht mehr sein oder wie?'', ,,So sehr in Gedanken, dass du geweint hast.'', ertappt hebe ich meinen Kopf. Fuck. ,,Ich weine nie, da müssen sie sich verguckt haben.'', er hebt beide Augenbrauen. ,,Was wollen sie von mir?'', ,,Dir helfen.'', ,,Ich will aber keine Hilfe.'', sage ich, trinke meine Cola aus und stehe auf. Zügig gehe ich aus dem Restaurant. Draußen gehe ich einige Meter. Vorm Geländern am Wasser bleibe ich stehen und stütze mich ab. ,,Hey warte!'', höre ich seine Stimme. Ich drehe mich um. Er kommt auf mich zu. ,,Wie heißen sie.'', sage ich ohne jegliche Emotionen. ,,Niko.'', ,,Niko?'', ,,Ja, Bilyk.'', ,,Aha.'', sage ich desinteressiert. ,,Und was wollen sie jetzt noch?'', frage ich leicht ungeduldig. ,,Keine Ahnung, mit dir was machen?'', ,,Ich fürchte das wird nichts. Meine Mutter will, dass ich Nachhause komme.'', Ha! Gegeben! ,,Wieso?'', fragt er neugierig. ,,Weil sie essen gekocht hat.'', ,,Äh aber du hast doch gerade erst was gegessen.'', fuck! ,,Äh ja ich meinte ja auch...'', ,,Komm, Hör auf zu lügen.'', unterbricht er mich. Dann bin ich tatsächlich ruhig. Einfach, weil ich überfordert mit der Situation bin. Ich meine ich kenne ihn ja noch nicht mal.
,,Wie wärs damit: Ich gebe dir ein Eis aus.'', schlägt er vor. Vertraut schauen mich seine blaue Augen auf. In meinem Gehirn schreit alles danach, ihn nicht zu nah an mich ran zu lassen, mein Herz entschiedet sich jedoch dagegen: ,,Ja ok.'', stimme ich zu.
,,Los komm!'', sagt er und zusammen gehen wir uns ein Eis holen, wo man nur ein paar Minuten hingehen muss.
Nachdem wir beide unser Eis aufgegessen haben und hauptsächlich über Handball geredet haben, beziehungsweise er hat geredet und ich habe zugestimmt, gehen wir zurück zum Vapiano, weil dort wahrscheinlich sein Auto steht.
Auf einmal fängt mein Handy an zu klingeln. Ich merke wie meine Hände feucht werden, als ich sehe, dass es meine Mutter ist. Ich schaue kurz auf mein bimmelndes Handy, dann zu Niko, der mich verwirrt mustert. ,,Ich Komm gleich wieder.'', sage ich knapp, drücke auf den grünen Hörer und gehe etwas abseits hin, weil ich so ein Gespräch nicht unbedingt direkt neben Niko ausführen muss.
,,Wo bist du?'', höre ich meine Mutter in den Hörer schreien. Ich verziehe mein Gesicht und halte mein Handy etwas weiter von mein Ohr weg. ,,In der Innenstadt.'', sage ich ruhig. ,,Du kommst jetzt sofort Nachhause oder du kannst was erleben!'', befehlt sie. ,,Du hast mir gar nichts zu sagen, ich komme heute Abend nicht und schlafe bei einer Freundin!'', zische ich. ,,Du hast doch gar keine Freunde.'', lacht meine Mutter verächtlich. Ohne noch was zu sagen lege ich auf. Wütend über mich selbst trete ich mit meinem Fuß auf den Boden. ,,Was mache ich denn jetzt?'', murmele ich verzweifelt und fahre mir durch die Haare. Meine Mutter hat recht, ich habe tatsächlich keine Freunde. Der einzige der in frage kommt wäre... aber den kann ich doch nicht fragen! Das wäre sowas von unhöflich! Schnell verwerfe ich den Gedanken wieder. Egal, dass überlege ich mir später. Ich schließe einmal kurz meine Augen, öffne sie wieder und sie werden wieder undurchschaubar.
Ich gehe wieder auf Niko zu, der mich einmal von Kopf bis Fuß mustert. ,,Was ist passiert?'', fragt er sogleich. Woher...? Ich tue so, als verstehe ich seine Frage nicht. ,,Was soll passiert sein?'', frage ich ahnungslos. ,,Ach komm, verarsch mich nicht! Erst bist du voll ruhig und entspannt, fast offen, dann ruft dich irgendjemand an, du gehst leichenblass mit deinem Handy weg und kommst mit einer kalten Maske wieder.'', behauptet er. ,,Kann ich bei dir schlafen?'', platzt es aus mir raus. Erschrocken über meine eigenen Worte schaue ich auf den Boden. Ich muss so armselig wirken...

Hey Leute, ja, dass hier ist tatsächlich ein neues Kapitel! Und ja, ich habe es eigentlich pausiert, aber irgendwie mag ich die Handlung und ich will das nicht aufgeben. Ich würde mich wirklich über Kritik freuen, denn dadurch kann ich mich logischerweise verbessern. Ich werde auch die anderen Kapitel bearbeiten, weil ich mit denen überhaupt nicht zufrieden bin.

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