Kapitel 7

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Wir saßen in Larvenfelds Büro. Die Begrüßung hatte bereits stattgefunden. Der Faszination über meine antike Garderobe war auch schon Ausdruck verliehen worden. Derzeitiges Thema war der Ablauf der Walzung und deren Finanzierung für meinen kompletten Hofstaat. Es bestand keine Möglichkeit den Redefluss des Herrn Larvenfeld zu unterbrechen. Also hörte ich geduldig zu. Oder auch nicht, denn meine Gedanken drifteten schon in eine ganz andere Richtung ab.

Marcus Ellenbogen touchierte mich. Noch während ich ihn böse anfunkelte, registrierte ich, dass ich etwas gefragt worden war.

„Würden sie das bitte noch einmal wiederholen? Ich habe das akustisch nicht ganz mitbekommen."

„Ich wollte nur wissen, ob sie noch Fragen haben."

Bam! Da war ich wieder! Ob ich noch Fragen hatte? Aber sicher doch!

„Werte Larve, hast du auch einen Namen? Ich würde dich gerne mit Namen ansprechen, sofern du einen hast." Angriff ist die beste Verteidigung.

Larvenfeld sah mich verdutzt an.

„Wie meinen?"

Ich erhob mich von meinem Stuhl und stemmte mich mit den Armen auf den Schreibtisch. Dann sah ich dem Wirt tief in die Augen in der Hoffnung irgendwo da drin die Larve zu entdecken.

„Ja, ich weiß, dass du da drin bist, liebe Larve. Und ich weiß, dass du dich liebevoll um dein Volk kümmerst. Es mit Nahrung und Obdach versorgst. Nur leider ist dieser Planet gar nicht so optimal für euch. Ich hätte da ein Angebot zu unterbreiten."

Larvenfeld hatte den stillen Alarm ausgelöst. Seine Gorillas waren unbemerkt hereingekommen, packten mich an den Armen und schleppten mich und Marcus in den Keller. So war das nicht geplant. Sie schnallten uns auf Bahren fest und starteten die Maschine. Die rollbaren Liegen wurden auf einer Art Gleis automatisch in die Maschine hereingezogen. Unsere Füße voran. So konnten wir gut beobachten, was mit der wohlbeleibten Person geschah, die drei Liegen vor uns lag. Aufgrund der Hautfarbe und der Reglosigkeit, mutmaßte ich, dass es sich dabei um eine bereits verstorbene Person handeln musste. Die Öffnung glitt auf, der Körper wurde abgescannt. Eine mit Nadeln bestückte Walze justierte sich auf die eingestellte Höhe. Die Nadeln versenkten sich im Körper und entzogen ihm alles nicht notwendige: Fett, Wasser, Blut, Lymphflüssigkeit, anteilig Organe. Dann walzte die Maschine den Körper auf die gewünschte Höhe und fixierte ihn. Alles „Überstehende" wurde abgeschnitten und mit einer plastilinen Substanz versiegelt. Der Prozess dauerte. Ihn bei lebendigem Leibe zu erfahren sollte bestimmt keine erstrebenswerte Angelegenheit sein.

Larvenfeld trat an meine Bahre.

„Du hast recht, ich bin eine Larve und ich steuere diesen Körper. Ich versorge mein Volk und ich gedenke nicht damit aufzuhören. Ich habe Gefallen an dieser Art der Existenz gefunden und werde sie um nichts in der Welt eintauschen. Du aber, wer bist du? Schon bei unserem ersten Kontakt habe ich mir gedacht, das du was anderes bist. Der menschliche Geruchssinn ist nicht besonders gut, aber trotzdem habe ich wahrgenommen, das du nach etwas anderem riechst. Also, noch können wir reden. In kurzer Zeit sieht das anders aus. Tick Tack. Deine Zeit läuft ab."

Da war sie, die Situation in der dein Körper Adrenalin en masse pumpt, weil du auf der Schwelle des Todes stehst. So hatte ich mir mein Dasein als Timelady nicht vorgestellt. Nun ja, dachte ich mir, es ist wie es ist. Contenance! Hirn einschalten. Eruieren, was meine Kollegen in der anderen Dimension tun würden. Es half leider nicht, das Marcus mir ständig zurief, ich solle mir etwas einfallen lassen und auf seiner Bahre herumzappelte.

„Schhscht. Ich muss mich konzentrieren."

Larvenfeld verschränkte die Arme vor der Brust und begann mit den Fingern der rechten Hand auf seinen Oberarm zu trommeln. Während sämtliche Dr. Who Episoden an meinem geistigen Auge vorüberzogen, machte mich dieses kleine, penetrant nervende Geräusch beinahe wahnsinnig. Ich Schste auch Larvenfeld an, was dieser amüsiert zur Kenntnis nahm. Die Zeit verstrich.

The Doctoress - Think Pink! (1) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt