Die Bilder waren im Kasten. Der Fotograf wählte das Kamin-Bild, das Kuss-Bild und ein weiteres, arrangierte sie und sandte sie über das Netz in die Weite Welt.
Zwei Stunden später waren wir das Gespräch des Tages. Und am Abend gab es sogar eine Meldung in den Hauptnachrichten.
Die pinke Reporterin, die ich in dem kleinen Monitor am Cafe schon hatte berichten sehen, verkündigte nun, dass eine Love-Story die Welt überrollt hatte, wie es sie seit Romeo und Julia nicht schöner gab. Der schöne Prinz und das bullige Berliner Babe – beide weder pink noch gewalzt, gaben sich im Geheimen ihrer romantischen Liebe hin. Mit dieser Love-Story ging einher, dass sich der Widerstand gegen die „Schönfärberei" und das Walzen regte und die Gesetzgebung – zumindest in Berlin – überdacht werden sollte. Ihre abschließenden Worte waren: „Die Welt ist bunt und lässt sich nicht in Formen pressen. Vergessen sie nie: Schönheit liegt stets im Auge des Betrachters." Irgendwo hatte ich das schon einmal gehört...
Während die Bürgermeister-Larve in den folgenden Tagen damit beschäftigt war, die Gesetzesvorlagen zu ändern und politisch alles wieder in „normale" Bahnen zu fügen, hatte die Larvenfeld-Larve eine „Rückruf-Aktion" gestartet. Aufgrund gesundheitlicher Risiken sollte die Walzung kostenlos rückgängig gemacht werden. Scharen von Menschen nahmen dieses Angebot an. Andere wiederum nicht. Die Anleitungen zum Bau der Walzungsmaschinen wurden sofort vernichtet. Die Vernichtung der Maschinen selbst wurde in Georges fähige Hände übertragen, der freudig seine zurückgewalzte Catrina in den Arm schloss. Sofern alle Menschen ihre normale Statur zurück hatten, sollte die Vernichtung von Statten gehen. Ich würde das überprüfen, sofern ich die Käfer auf ihrem neuen Planeten abgeladen hatte. Marcus und die FDulD würden solange Acht geben, das niemand die Technik der Maschinen stahl um doch wieder mit dieser Sache anzufangen.
„Pink" wurde aufgehoben. Berlin zeigte sich wieder in allen Farben des Regenbogens. Die Lösung war denkbar einfach: die optischen Filter wurde ausgeschaltet. Dass ich darauf nicht gekommen war! Tz! Die Dinger waren beinahe überall eingebaut. Manche hatten nicht so gut funktioniert und zeigte nur Teile in Variationen von Pink. Wiederum andere Dinge waren nicht mit Filtern belegt, wie meine Tardis zum Beispiel. So zeigte sich das Graffiti nach wie vor in bunt.
Unsere Love-Story verweilte noch ein paar Tage im Netz, diverse Male kopiert von anderen, bis sie letztlich von einem neuen Trend abgelöst und nie mehr gefunden wurde.
Ich hatte die Tardis in die Käferhöhle manövriert. Von dort aus gestaltete sich das Einladen etwas einfacher.
„Ganz schöner Mief hier.", sagte ich zu Marcus.
„Japp, aber wenigstens kein tödlicher Mief mehr. Du hast alle eingeladen und bist Abflug bereit?"
Ich nickte. In den letzten Tagen hatte ich mir ernsthaft Gedanken darüber gemacht, ob ich Marcus nach dem Käfer-Transport mitnehmen sollte oder lieber nicht. Ich wollte mich gefühlsmäßig an keinen Menschen binden, egal ob Liebe oder Freundschaft. Es würde mir das Herz zerreißen, wenn ich ihn verlieren würde. Andernfalls könnten meine Reisen so ganz alleine ziemlich einsam werden. Und für die gefährlicheren Situationen wäre es schon toll einen Vertrauten bei mir zu wissen. Ich haderte mit mir. Nein, ich durfte ihn nicht mitnehmen. Er gehörte in diese Zeit und hatte hier alle Möglichkeiten. Eine tolle Frau finden, eine Familie gründen und vielleicht ein äußerst lukrativer Job als Model? Diese Dinge wollte ich ihm nicht nehmen. Ich glaube, dass sah er mir an.
„Du wirkst traurig. Was ist los?", besorgt sah er mich an.
„Nun ja, Abschiede sind nicht so mein Ding. Lass es uns kurz machen."
„Das klingt, als würde ich dich nie wiedersehen. Dabei kommst du doch noch mal zur Kontrolle. Oder? In wenigen Tagen oder ein zwei Wochen?"
„Oder nie los, wenn wir noch länger diskutieren. Zeit für eine Umarmung.", erwiderte ich.
„Freiwillig?"
Ich nickte.
„Dass ich das noch erlebe!" Er nahm mich herzlich und freundschaftlich in den Arm. „Du kommst doch wieder oder?"
Ich schwieg.
„Und wenn ich dich darum bitte?"
Ich seufzte.
Jetzt seufzte er.
„Hast du eigentlich einen Namen außer „Doctoress"?"
„Wenn du den errätst, komme ich wieder."
Er begann alle ihm bekannten Namen aufzuzählen. Meiner war nicht dabei. Diese Szene hatte was von Rumpelstilzchen. Noch während er weitere aufzählte, riss ich erstaunt die Augen auf und hielt die Luft an. Erwartungsvoll hielt er inne. „War er das? Hatte ich einen Treffer?"
„Nein, noch nicht." Ich sah ihm in die Augen und drückte seine Hände. „Ich muss gehen." Dann drehte ich mich um und schloss die Tür der Tardis hinter mir, ohne mich noch einmal umzudrehen.
Die Reise verlief ohne nennenswerte Vorkommnisse. Das Ausladen der Käfer ebenfalls. Ich überwachte den Schlupf der Chef-Larven. Sehr interessante Sache. Zuerst schmolzen die kleinen Eiswürfel und übrig blieben die kleinen wurmartigen Larven in kräftigem Pink. Sie schlüpften unterschiedlich schnell. Zuerst riss ihr Leib auf und ein kleiner metallisch-pinker Käfer schlüpfte. Er war nur unwesentlich größer als die Larve. Dann begannen die Viecher zu atmen. Sie sogen die dreckige, giftige Luft ein. Anscheinend beschleunigte die giftige Atmosphäre ihr Wachstum. Es sah ähnlich aus, wie wenn man Luft in einen Ballon pustete. Nachdem sie ihre beschleunigte Wachstumsphase abgeschlossen hatten, verbeugten sie sich kurz vor mir um dann voller Lebensfreude ihren neuen Heimatplaneten zu erkunden. Alles lief wie geplant. Mein erstes Abenteuer näherte sich dem Ende. Ganz allein hockte ich in meinem Schiff. Bilder zogen an meinem geistigen Auge vorüber: Marcus, wie er mich über den Haufen rannte, Marcus, wie er mich mit der Waffe bedrohte, Marcus, wie ich ihn Power-Tafte, Marcus bei seinem Bewerbungsgespräch, wie er mich an der Hand aus der Pyramide zog,... und mich auf dem Fensterbrett sitzend sanft küsste. Es widerstrebte mir, zurück zu gehen. Aber ich wollte wenigstens nachschauen, ob bei ihm und den Maschinen alles so war, wie es ein sollte. Auch, wenn er mich nicht zu Gesicht bekam.
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The Doctoress - Think Pink! (1)
أدب الهواةUrheberrechtlich geschützt! Copyright by rivka76 Während die - immer noch - moppelige Doctoress die Folgen ihrer Regeneration gern auf ihrer Couch und in ihrer Wohnung auskurieren möchte, wird sie mit Kopfschmerzen, sich überlagernden Gedankenströmu...